3R Grabenloser Leitungsbau (Vorschau)
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FACHBERICHT HAUSANSCHLUSSTECHNIK<br />
Bild 5: Datenübernahme in die Lünener Grundstücksentwässerungs-Datenbank GEIS<br />
Anschlussleitungen das Gesamtsystem komplett gereinigt<br />
ist, wenn die Inspektion beginnt. Sonst, so Externbrink,<br />
„spülen wir uns aus den Anschlüssen nicht unerhebliche<br />
Mengen an Schmutz in die Hauptkanäle, was dann dort<br />
den reibungslosen Inspektionsablauf stört.“ Also wird in<br />
Lünen erst einmal das gesamte System eines Hauptkanals<br />
einschließlich der Anschlüsse grundgereinigt und dann in<br />
einem Durchgang untersucht. Diese Vorgehensweise, so<br />
zeigte sich in der Waltroper Straße, führt zu „wirklich dramatischen<br />
Reduzierungen“ der Gesamtkosten gegenüber<br />
der klassischen Vorgehensweise, bei der eine hydraulisch<br />
angetriebene Kamera die Anschlüsse im Hineinfahren<br />
reinigt und beim Zurückziehen untersucht. Wobei laut<br />
Externbrink, ein Gutteil dieser Einsparungen sicherlich<br />
auch auf die Erfahrung und professionelle Arbeitsweise<br />
der Canal Control + Clean Umweltservice GmbH zu<br />
zurückzuführen ist. Das Dienstleistungs-Unternehmen<br />
aus Barsbüttel, das sich bei der Vergabe und in einem<br />
gründlichen Leistungsnachweis gegen die Konkurrenz<br />
durchsetzen konnte, verfügt nicht nur in der Reinigung<br />
über die gefragte Technik und die notwendige Praxiserfahrung<br />
im Umgang damit. Auch die Vorgaben des SAL-<br />
Pflichtenheftes für die Inspektion und Dokumentation<br />
erfüllte Canal Control + Clean optimal.<br />
Folgende Vorgaben machte die SAL für Workflow bzw.<br />
Ergebnis der Inspektion der Anschlussleitungen: Die<br />
Untersuchung soll eine automatische 3D-Einmessung<br />
der Anlage, also eine Aufnahme der Lage- und Höhenkoordinaten<br />
(XYZ-Koordinaten) beinhalten. Die Inspektion<br />
soll die Daten in einem Format bereitstellen, das eine<br />
Übernahme in die in Lünen entwickelte und eingesetzte<br />
Gundstücksentwässerungs-Datenbank GEIS und das GIS-<br />
System Kanal++ der Firma Tandler zulässt. Diese Anforderungen<br />
erfüllt Canal Control + Clean durch Einsatz eines<br />
abbiegefähigen Kamerasystems (LISY mit Kamerakopf<br />
ORION L von IBAK, Kiel) das nicht nur über 3D-Geo-<br />
Sense-Bewegungssensoren zur Erfassung von Lageveränderungen<br />
in der Ebene verfügt, sondern zudem zur<br />
hydrostatischen Höheneinmessung ausgerüstet ist. Diese<br />
Technologie bestimmt die Höhenlage des Kamerakopfes<br />
durch Messung der minimalen Luftdruckveränderung,<br />
die eine automatische Konsequenz jeder Höhenveränderung<br />
ist.<br />
In der Praxis sieht das so aus, dass die Kamera auf dem<br />
Weg ins System hinein parallel zur optischen Untersuchung<br />
ein kontinuierlich hydrostatisch generiertes Höhenprofil<br />
aufnimmt, dem auf dem Rückweg ein Gitter von<br />
XYZ-Koordinaten überlagert wird, das der Neigungs-<br />
Sensor der Kamera in punktuellen Messungen erzeugt.<br />
Sinn und Zweck der dreidimensionalen Präzision ist nicht<br />
nur die genaue Einbindung der Anschlüsse in den Datenbestand<br />
des geografischen Informationssystems Kanal<br />
++, sondern auch und nicht zuletzt eine bis auf einen<br />
Zentimeter genaue Dokumentation der realen Höhenverhältnisse<br />
in der Abwasser-Infrastruktur. Dahinter steht<br />
die strategische Frage, ob sich durch ein umfassendes<br />
Update der Höhendaten im Netz im Fall einer Erneuerung<br />
Kosten einsparen lassen – jeder Dezimeter, um den eine<br />
Leitung flacher verlegt werden kann, spart im Bau bares<br />
Geld. Im Extremfall lassen sich sogar Abflussrichtungen<br />
im Netz neu organisieren.<br />
Generell lässt der SAL alle Anschlussleitungen bis zur<br />
Grundstücksgrenze inspizieren. Die Befunde, die dabei<br />
erkennbar werden, geben in allen Fällen einen Anlass<br />
zum Gespräch mit dem Grundstücksbesitzer: So mancher<br />
Eigentümer hat sich durch die Bilder von „jenseits der<br />
Grenze“ schon dazu bewegen lassen, die Untersuchung<br />
auch auf dem eigenen Grund und Boden fort zu setzen.<br />
Dipl.-Ing. Matthias Kroells, Berater für die Grundstücksentwässerung<br />
beim SAL erläutert, warum: „Dass eine<br />
Leitung, die bis zur Grundstücksgrenze sichtbar baufällig<br />
ist, dahinter plötzlich schadenfrei sein soll, ist bei allem<br />
58 07-08 | 2014