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3R Grabenloser Leitungsbau (Vorschau)

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SPECIAL BODENMANAGEMENT FACHBERICHT<br />

Hintergründe zum Merkblatt Bäume,<br />

unterirdische Leitungen und Kanäle<br />

Wurzeleinwuchs in Abwasserkanäle und<br />

-leitungen<br />

„Wurzeleinwuchs in Abwasserkanälen“ wird im Rahmen der<br />

regelmäßig durchgeführten Kamerainspektionen von Innen<br />

als Abflusshindernis erkannt. Wurzeleinwuchs in private<br />

Abwasserleitungen wird spätestens beim Auftreten von<br />

Verstopfungen und Rückstau mit den daraus resultierenden<br />

Folgen erkannt. Im Abwassernetz stellt der Wurzeleinwuchs<br />

einen der häufigsten Schäden dar (vgl. [1]). Die Gründe für<br />

das Einwachsen von Baumwurzeln in Abwasserleitungen<br />

und Kanäle wurden durch das IKT – Institut für Unterirdische<br />

Infrastruktur gGmbH insbesondere in Kooperation mit dem<br />

Lehrstuhl für Biodiversität und Evolution der Pflanzen an der<br />

Ruhr-Universität Bochum in den letzten 12 Jahren erforscht.<br />

Als wichtige Ergebnisse des gemeinsamen Forschungsvorhaben<br />

„Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen und Kanäle“ [2]<br />

wurden Modelle entwickelt, mit denen das Wurzelwachstum<br />

im Bereich von Kanälen und Leitungen beschrieben<br />

werden kann. Insbesondere das Dichtefallenmodell und das<br />

Sauerstoffmodell können für die Beschreibung des Wurzelwachstums<br />

im unterirdischen Raum herangezogen werden.<br />

Dichtefallenmodell<br />

Die gesamte Umgebung von Gebäuden und ihrer Infrastruktur<br />

stellt einen anthropogen geschaffenen Bodenraum<br />

mit einer im Gegensatz zum gewachsenen Boden, häufig<br />

verminderten Verdichtung bzw. größeren Porenraum dar.<br />

Die Ausrichtung des Wurzelwachstums wird durch Richtungsänderungen<br />

beeinflusst, welche die Wurzelspitzen<br />

als Folge von Dichteunterschieden im durchwachsenen<br />

Boden erfahren. Die Elastizität der Kalyptra (Wurzelspitze)<br />

führt dazu, dass die Wurzeln in die Richtung des leichter zu<br />

durchwurzelnden Substrates wachsen. Ein Zurückwachsen<br />

der Wurzeln in einen Bereich höherer Verdichtung bzw.<br />

schlechterer Durchwurzelbarkeit ist in der Regel ausgeschlossen.<br />

Die Wurzeln werden in Bodenbereichen mit großer<br />

Durchwurzelbarkeit „eingefangen“. Der Ringspalt bzw.<br />

Ringraum vor dem Dichtelement kann auch, in Abhängigkeit<br />

von der Rohrverbindung, einen Bereich darstellen, der durch<br />

Wurzeln leicht erschlossen werden kann. Sie können dort<br />

mehrere Jahre wachsen, bevor sie letztendlich in die Leitung<br />

einwachsen. Hierfür muss der Anpressdruck des Dichtmittels<br />

überwunden werden.<br />

Sauerstoffmodell<br />

Die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Boden hat großen<br />

Einfluss auf die Ausbreitung von Wurzeln. Alle pflanzlichen<br />

Organe benötigen Sauerstoff zur Aufrechterhaltung ihres<br />

Stoffwechsels. Die Versieglung städtischer Böden hat zur<br />

Folge, dass der Eintrag von Sauerstoff in den Boden stark<br />

eingeschränkt ist. Abwasserleitungen werden meist als Freispiegelleitungen<br />

betrieben und ausreichend über Wartungsund<br />

Inspektionsöffnungen (Schächte) belüftet. Der größte<br />

Anteil der Leitung ist mit Luft gefüllt. Bei vergossenen Dichtungen<br />

können im Vergussmaterial durch Schwinden Risse<br />

entstehen. Der in der Luft enthaltene Sauerstoff kann so in<br />

der Umgebung von Rohren und Rohrverbindungen in den<br />

Boden gelangen. Aber auch Rohrverbindungen mit Elastomerdichtungen<br />

können mit der Zeit gasundicht werden.<br />

Die Rohrverbindung und der angrenzende Boden werden<br />

dadurch möglicherweise für Wurzeln attraktiv. Wurzeln<br />

wachsen gemäß diesem Modell der Sauerstoffquelle entgegen<br />

und finden so die Rohrverbindung. Bei nicht gasdichten<br />

Rohrwerkstoffen kann auch bei intakten Leitungen Sauerstoff<br />

austreten, der einen Einfluss auf die Ausbreitung von<br />

Wurzeln haben kann.<br />

Darauf aufbauend war es Ziel des Forschungsvorhabens<br />

Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen und Kanäle - Ergänzungsvorhaben<br />

[ ], die Ursachen für Wurzeleinwuchs in Leitungen<br />

wissenschaftlich zu belegen und die Mechanismen<br />

bei Eindringen einer Wurzel in die Leitung sowie die Wechselwirkung<br />

zwischen Wurzeleinwuchs und Rohreigenschaften<br />

zu beschreiben. Darüber hinaus sollten Vorschläge für<br />

Prüfverfahren entwickelt werden, die die mechanischen und<br />

biologischen Vorgänge bei Wurzeleinwuchs realitätsnaher<br />

abbilden, und so Wege aufgezeigt werden, wie Rohrverbindungstechniken<br />

hinsichtlich ihrer Beständigkeit gegen<br />

Wurzeleinwuchs bewertet werden können.<br />

Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens werden nachfolgend<br />

zunächst mit Blick auf die Interaktion von Wurzeln<br />

mit dem Boden (Wurzel-Boden-Interaktion) zusammengefasst.<br />

Die Unterschiede im Wuchsverhalten unterschiedlicher<br />

Baumarten werden anschließend unter der Überschrift Charakteristika<br />

unterschiedlicher Wurzelsysteme beschrieben.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt bildeten darüber hinaus die<br />

Interaktion von Wurzeln mit den unterschiedlichen Rohrverbindungen<br />

DN 150 und mögliche mechanische Versuche<br />

zum Nachweis der Wurzelfestigkeit. Die Ergebnisse dieser<br />

Untersuchungen sind abschließend im Abschnitt Wurzel -<br />

Rohrverbindung - Interaktion zusammengefasst.<br />

Wurzel – Boden - Interaktion<br />

Die Ergebnisse aus [2] zeigten, dass insbesondere der Leitungsgraben<br />

von Rohren der Ver- und Entsorgung einen<br />

für Wurzeln attraktiven Raum darstellt. Als Gründe können<br />

Verdichtungsunterschiede, ausreichender Porenraum und<br />

eine ausreichende Durchlüftung angegeben werden. Darüber<br />

hinaus stellte in den untersuchten Fällen Bodenwasser<br />

keinen Mangelfaktor dar. Aus Sicht von Netzbetreibern ist<br />

07-08 | 2014 43

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