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Dynamische und strukturelle Aspekte der Selektion von ...

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8 Allgemeine Einleitung<br />

Das aktuell wohl populärste Modell geht <strong>von</strong> einem Flaschenhals in <strong>der</strong> Antwortauswahl-Stufe<br />

aus (Pashler, 1984; Pashler & Johnston, 1989; siehe Abb. I-1). Dieser Flaschenhals<br />

ist dadurch bedingt, dass ein kontrollierter <strong>Selektion</strong>sprozess notwendig ist, um die für<br />

einen Reiz adäquate Reaktion auszuwählen. Pashler (1984, 1994; Pashler & Johnston, 1989,<br />

1998) leitete zahlreiche Vorhersagen aus dem Modell eines Antwortauswahl-Flaschenhalses<br />

ab. Obwohl die meisten dieser Vorhersagen durch die Ergebnisse einer Vielzahl an Studien<br />

gestützt werden, lässt sich gleichzeitig eine große Zahl an Resultaten nicht allein durch die<br />

Annahme eines Antwortauswahl-Flaschenhalses erklären. Einige Forscher zogen daraus die<br />

Konsequenz, mehrere Flaschenhälse auf unterschiedlichen Stufen des Verarbeitungsprozesses<br />

anzunehmen (z.B. De Jong, 1993).<br />

An<strong>der</strong>e Forscher wie<strong>der</strong>um stellten die Annahme <strong>von</strong> <strong>strukturelle</strong>n Flaschenhälsen <strong>der</strong><br />

Informationsverarbeitung generell in Frage. Meyer <strong>und</strong> Kieras (1997a, b; 1999) beispielsweise<br />

gehen in ihrem SRD-Modell (Strategic Response Deferment Model) da<strong>von</strong> aus, dass<br />

prinzipiell alle Verarbeitungsstufen zweier Aufgaben parallel ablaufen können <strong>und</strong> lediglich<br />

<strong>der</strong> Aufgabenkontext eine Strategie des teilweisen Aufschiebens <strong>von</strong> Bearbeitungsprozessen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Antwortausführung (response production; vgl. Keele, 1973), induziert. Um<br />

eine solche Strategie des Aufschiebens <strong>der</strong> Antwort zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> vollständige Parallelverarbeitung<br />

zweier zeitlich überlappen<strong>der</strong> Aufgaben zu ermöglichen, sind ihrer Meinung<br />

nach fünf Faktoren wesentlich: Erstens, beide Aufgaben müssen gleich gewichtet werden.<br />

Zweitens, beide Aufgaben müssen so schnell wie möglich bearbeitet werden. Drittens, es darf<br />

keine Vorgaben bezüglich <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Antworten geben. Viertens, die perzeptuellen<br />

<strong>und</strong> motorischen Systeme, die für die Bearbeitung <strong>der</strong> beiden Aufgaben erfor<strong>der</strong>lich sind,<br />

dürfen keine Überlappung aufweisen. Fünftens, die Aufgaben müssen intensiv geübt werden.<br />

Nur unter diesen Bedingungen sollte nach den Vorhersagen des Modells <strong>von</strong> Meyer <strong>und</strong><br />

Kieras (1999) kein PRP-Effekt mehr beobachtbar sein. Tatsächlich weisen die Ergebnisse<br />

einer Studie <strong>von</strong> Schumacher et al. (2001) darauf hin, dass diese Vorhersage zutrifft.<br />

Gleichzeitig jedoch waren we<strong>der</strong> Pashler <strong>und</strong> Kollegen (Levy & Pashler, 2001;<br />

Ruthruff, Pashler & Klaassen, 2001) noch Tombu <strong>und</strong> Jolicœur (2004) in <strong>der</strong> Lage, die<br />

Doppelaufgaben-Interferenz unter den <strong>von</strong> Meyer <strong>und</strong> Kieras (1999) postulierten Bedingungen<br />

vollständig zum Verschwinden zu bringen. Selbst dann jedoch, wenn sie tatsächlich verschw<strong>und</strong>en<br />

war, ließ sich dies nicht als Beleg dafür werten, dass kein Flaschenhals <strong>der</strong> Antwortauswahl<br />

existiert (siehe Ruthruff, Johnston, van Selst, Whitsell & Remington, 2003,

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