1 Thomas Huck Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung (100.000 ...

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der 20er Jahre fand sich in einer Kiesgrube bei Gotha eine noch über 5,00 m lange Steinkiste mit mindestens 27 Bestattungen (Abb. 9). Hier konnte der älteste Metallfund unseres Gebietes geborgen werden. Das Schmuckröllchen aus Kupfer dürfte ein Import aus dem Südosten sein. Mit der jüngsten Beigabe im Kollektivgrab, einer Kugelamphore, ergibt sich eine Überschneidung zur Nachfolgekultur. Kugelamphorenkultur (2.500-2.00 v.u.Z.) Die Kugelamphorenkultur breitete sich am Ende des Mittelneolithikums über weite Teile Europas aus. Die thüringischen Funde gehören zu ihrer Westgruppe. Archäologische Leitformen sind die mit eingestempelten Rauten, Dreiecken, Strichen und Schnurlinien verzierten Kugelamphoren (Abb. 10). Im Bereich der schon oben erwähnten Höhensiedlung auf dem Seeberg fand sich Keramik dieser Kulturgruppe. Neben dem Pflanzenanbau spielte wohl die Rinderzucht eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben. Spätneolithikum (2.400-1.800 v.u.Z.) Das Spätneolithikum wurde in Thüringen durch die Becherkulturen (Schnurkeramik und Glockenbecherkultur) eingenommen. Schnurkeramik (2.400-1.800 v.u.Z.; Fundauswahl: siehe Vitrine 7 Unten und Mitte) Die in Thüringen neben der Bandkeramik häufigste neolithische Erscheinung war die Schnurkeramik. Man kennt jedoch meist nur die Gräber. Die geringe Anzahl von Siedlungen interpretiert man als Hinweis auf eine nomadisierende Lebensweise. Ausgesprochene Belege für eine Betonung der Tierhaltung, sind jedoch nicht sicher zu erbringen. Die Toten wurden an topographisch exponierten Stellen unter Erdhügeln oder auch in Flachgräbern bestattet. Bedeutende Nekropolen sind im Gothaer Land aus den Fluren von Hörselgau („Berlach“), Gräfentonna („Fasanerie“), Leina („Boxberg“), Wechmar („Altfeld“) und vom Kamm des Seeberges bekannt. Mit der Untersuchung des 1893 abgetragenen „Semshög“ bei Gräfentonna, eines schnurkeramischen Grabhügels mit 32 Bestattungen, begann der damalige Amtsphysikus Dr. G. Florschütz sein Wirken in der archäologischen Denkmalpflege. Viele Einzelfunde der charakteristischen facettierten Äxte lassen auf zerstörte Gräber schließen. Auf Grund der Funde läßt sich folgendes Gefäß- und Geräteinventar feststellen: Becher mit Schnur- und Fischgrätenverzierung, bauchige Amphoren, Vierfüßchenschalen, zylindrische Dosen, facettierte und nichtfacettierte Hammeräxte, Silexgeräte, Meißel und Pfriemen. 10
Schädelchirurgie in der Steinzeit / schnurkeramischer Schmuck (Vitrine 5) Einen interessanten Einblick in medizinische Fähigkeiten und kultische Vorstellungen vermitteln Schädeloperationen (Trepanation). In einem sehr reich ausgestatteten Grab von Wechmar („Altfeld“) fand sich ein Skelett, dessen Schädeldach an zwei Stellen großflächige Defekte zeigt. Schräge Abtragungsspuren an den Rändern belegen, daß der Knochen abgeschabt wurde. Abb. 8: Vierhenkeligen Amphore der Baalberger Kultur von Remstädt, „Nördlich des Ortes“ Abb. 10: Kugelamphore mit Rautenverzierung der gleichnamigen Kultur von Gotha/Ostheim, Abb. 9: Kollektivgrab (Steinkiste) der Bernburger „Kiesgrube Wagner Kultur mit Nachbestattung der Kugelamphorenkultur von Gotha/Ostheim, „Kiesgrube Wagner“ 11
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