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1 Thomas Huck Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung (100.000 ...

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Abb. 33: Hausmarke des Hauses „Z<strong>ur</strong> goldenen Henne“ in Gotha,<br />

Hauptmarkt 36, 1587<br />

<strong>Die</strong> Stadtbevölkerung<br />

<strong>Die</strong> Stadtbevölkerung setzte sich aus verschiedenen<br />

sozialen Schichten zusammen. Neben den Kaufleuten<br />

<strong>und</strong> freien Handwerkern, die meist im Besitz von<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden in der Stadt waren, gab es eine<br />

große Anzahl von Lohnarbeitern, Handwerksgesellen,<br />

Tagelöhnern sowie Knechten <strong>und</strong> Mägden, die<br />

hauptsächlich in der Waidbearbeitung, dem Bauwesen<br />

<strong>und</strong> der Landwirtschaft ihren Unterhalt verdienten.<br />

<strong>Die</strong> Vertreter dieser plebejischen Schicht waren<br />

vermögenslos <strong>und</strong> besaßen kein Bürgerrecht. Sie rekrutierten sich zum großen Teil aus den<br />

Landflüchtigen, die in der Stadt ihre Freiheit suchten <strong>und</strong> auch fanden. Nach dem Rechtssatz<br />

„Stadtluft macht frei“ versuchten viele Bauern, sich aus der Abhängigkeit ihrer Gr<strong>und</strong>herren zu<br />

lösen, indem sie in die Städte zogen. Wer ein Jahr <strong>und</strong> einen Tag unangefochten in der Stadt<br />

wohnte, der galt als frei von der Bindung an seinen Gr<strong>und</strong>herren. D<strong>ur</strong>ch die ständige<br />

Zuwanderung der Landbevölkerung erstarkten die Städte.<br />

<strong>Die</strong> wirtschaftlich schwache Bevölkerung bewohnte die unwirtliche Gegend am Stadtwasser<br />

oder Stadtrand, an den Mauern <strong>und</strong> davor. Das S<strong>und</strong>häuser Viertel in Gotha gehörte zu den<br />

ärmsten. <strong>Die</strong> wohlhabenden Kaufleute <strong>und</strong> Handwerker siedelten in der Nähe der Märkte <strong>und</strong><br />

Hauptstraßen. Das Erf<strong>ur</strong>ter Viertel war das reichste in Gotha; Siebleber <strong>und</strong> Kreuzviertel<br />

bewohnte der Mittelstand.<br />

Obwohl sich die Städte rasch entwickelten <strong>und</strong> ihre Zahl ständig stieg, lebte der überwiegende<br />

Teil der mittelalterlichen Bevölkerung auf dem Lande.<br />

Abb. 34: Kännchen,<br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert, Messing<br />

WIRTSCHAFT<br />

Gotha - eine Stadt der Handwerker, Ackerbürger <strong>und</strong><br />

Kaufleute<br />

<strong>Die</strong> an der Fernverkehrsstraße „via regia“ liegende Stadt Gotha<br />

entwickelte sich unter den Ludowingern <strong>und</strong> später den<br />

Wettinern zu einem Zentrum der gewerblichen Produktion <strong>und</strong><br />

des Handels.<br />

Neben der Landwirtschaft, deren Flächen sich d<strong>ur</strong>ch<br />

Einbeziehung der Fl<strong>ur</strong>en wüster Dörfer vergrößert hatten,<br />

erlangte das Handwerk eine bedeutende Rolle. Zu den ältesten<br />

Gewerbezweigen der Stadt gehörten die Bäckerei, die<br />

Fleischerei, die Wolltuchproduktion, die Herstellung von<br />

Schuhen <strong>und</strong> Lederwaren sowie verschiedene Eisen- <strong>und</strong> Bauhandwerke.<br />

Anfang des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts organisierten sich die Handwerker in Gotha in Zünften oder<br />

Innungen, unter denen die Wollweberinnung als erste im Jahre 1403 erwähnt w<strong>ur</strong>de.<br />

Bei der Zunft handelte es sich um eine Zwangsgemeinschaft von Meistern, Gesellen <strong>und</strong><br />

Lehrlingen eines oder mehrerer Handwerke, die wirtschaftliche Zielsetzungen mit sozialen <strong>und</strong><br />

kultisch-religiösen Funktionen in sich vereinigte. Dem wirtschaftlichen Interesse der Mitglieder<br />

diente der Zunftzwang, d. h. das Bestreben, alle Gewerbetreibenden eines Gewerbezweiges zu<br />

erfassen <strong>und</strong> andere, die nicht der Zunft angehörten, von der Ausübung des Gewerbes in der<br />

Stadt auszuschließen. Dabei regelte die Zunft nicht n<strong>ur</strong> den Zugang zum Handwerk <strong>und</strong> die<br />

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