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1 Thomas Huck Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung (100.000 ...

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Gotha in den Rivalitätskämpfen: Grumbach`sche Händel<br />

1555-1567<br />

Nach der Niederlage der Protestanten in der Schlacht bei Mühlberg 1547 richteten die<br />

ernestinischen Wettiner ihre Politik auf die Revision der Wittenberger Kapitulation. Im Jahre<br />

1563 schloß Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen eine Allianz mit dem geächteten<br />

Reichsritter Wilhelm von Grumbach. Er hoffte, in einem Gewaltstreich die sächsische K<strong>ur</strong>würde<br />

z<strong>ur</strong>ückerobern zu können, die sein Vater, Johann Friedrich der Großmütige, im<br />

Schmalkaldischen Krieg an seinen albertinischen Vetter Moritz von Sachsen verloren hatte.<br />

In den sogenannten Grumbach`schen Händeln beauftragte Kaiser Maximilian II. den K<strong>ur</strong>fürsten<br />

August von Sachsen mit der Vollstreckung der auch über Herzog Johann Friedrich II., den<br />

Mittleren, verhängten Reichsacht.<br />

Der zu dieser Zeit erneut befestigte Grimmenstein bei Gotha, auf dem Johann Friedrich II. seit<br />

1564 residierte, w<strong>ur</strong>de zum Sammelpunkt von Querulanten, Bankrotte<strong>ur</strong>en, Schwindlern, die<br />

dem Herzog Auswege aus seinen Schwierigkeiten versprachen. Mit Hilfe eines Visionärs Hans<br />

Müller von S<strong>und</strong>hausen, „Tausendschön“ genannt, übte Grumbach seinen Einfluß auf den<br />

Herzog aus. Johann Friedrich II. steigerte sich unter Grumbachs <strong>und</strong> Tausendschöns Visionen in<br />

eine politische W<strong>und</strong>erwelt hinein, die ihm nicht n<strong>ur</strong> die Rückgewinnung der K<strong>ur</strong>würde, sondern<br />

sogar den Erwerb des Kaisertums vorgaukelte.<br />

Infolge der Mobilmachung Gothas befahl Johann Friedrich II. das hölzerne Kaufhaus auf dem<br />

Markt niederz<strong>ur</strong>eißen <strong>und</strong> auf den Stadtwällen Brustwehren <strong>und</strong> Blockhäuser zu errichten. <strong>Die</strong><br />

Häuser der Vorstädte w<strong>ur</strong>den abgerissen <strong>und</strong> alle Obst- <strong>und</strong> anderen Bäume gefällt, um dem<br />

Gegner keinen Schutz zu bieten. Aus den umliegenden Dörfern bis ins Erf<strong>ur</strong>ter Gebiet hinein<br />

w<strong>ur</strong>den die Lebensmittel requiriert. Schließlich zog der Herzog knapp 3000 Mann schlecht<br />

bewaffnetes Landvolk, etwa 300 Söldner <strong>und</strong> 700 Mann aus der Bürgerschaft zusammen. Frauen<br />

<strong>und</strong> Kinder w<strong>ur</strong>den in die Dörfer <strong>und</strong> Städte der Umgebung evakuiert. Johann Friedrich II.<br />

erklärte den Bürgern, daß die Belagerung Gothas die Unterdrückung des protestantischen<br />

Glaubens <strong>und</strong> die Wegnahme seines Landes bezwecke. Auch Grumbach bemühte sich, darüber<br />

hinwegzutäuschen, daß er die Ursache des Krieges war.<br />

<strong>Die</strong> Belagerer, es waren um 10 000 Fußsoldaten <strong>und</strong> 6 000 Reiter, bauten rings um die Stadt<br />

Schanzen <strong>und</strong> Blockhäuser <strong>und</strong> schufen umfangreiche Grabensysteme. Im März 1567 zerstörten<br />

sie die Mühlen, die Brunnenleitungen <strong>und</strong> den Leinakanal, um die Wasserversorgung der Stadt<br />

zu sperren.<br />

<strong>Die</strong> vom 31. Dezember 1566 bis zum 13. April 1567 andauernde Belagerung Gothas endete für<br />

Anführer <strong>und</strong> Einwohner mit schweren Folgen. Herzog Johann Friedrich II. geriet in kaiserliche<br />

Gefangenschaft, die er bis zu seinem Tode 1595 nicht verlassen d<strong>ur</strong>fte. Wilhelm von Grumbach<br />

<strong>und</strong> Kanzler Christian Brück, Sohn des einst mächtigen k<strong>ur</strong>sächsischen Kanzlers Gregor Brück<br />

<strong>und</strong> Schwiegersohn des Malers Lucas Cranach d.Ä., w<strong>ur</strong>den mit einigen ihrer Leute zum Tode<br />

ver<strong>ur</strong>teilt <strong>und</strong> am 18. April auf dem Gothaer Marktplatz hingerichtet. An dieses Datum erinnert<br />

heute noch die Steinplatte in der Mitte des Gothaer Hauptmarktes. <strong>Die</strong> Festung Grimmenstein<br />

w<strong>ur</strong>de für alle Zeiten geschleift. Auch die Jacobskapelle auf dem unteren Markt fiel der<br />

Zerstörung zum Opfer, denn sie diente als wichtiger strategischer Punkt gegen die Belagerer. <strong>Die</strong><br />

verwüstete Stadt Gotha mußte hohe Kriegskosten entrichten.<br />

Seit den Ereignissen von 1567 hatten sich die Ernestiner endgültig mit dem Verlust der<br />

K<strong>ur</strong>würde <strong>und</strong> der neuen Territorien abzufinden, ihr Einflußbereich war fortan auf Thüringen<br />

begrenzt.<br />

<strong>Die</strong> Ämter Arnshaugk, Weida <strong>und</strong> Ziegenrück im Orlaland <strong>und</strong> das Amt Sachsenb<strong>ur</strong>g, die seit<br />

1567 den Namen der „vier assek<strong>ur</strong>ierten Ämter“ führten, w<strong>ur</strong>den 1571 an K<strong>ur</strong>sachsen verpfändet<br />

<strong>und</strong> gelangten 1660 in seinen Besitz, da die Ernestiner auf das Einlösungsrecht verzichteten.<br />

Als die Söhne Johann Friedrichs des Mittleren, Johann Casimir <strong>und</strong> Johann Ernst, wieder in die<br />

väterlichen Lande eingesetzt worden waren, teilte Johann Wilhelm, der Bruder des geächteten<br />

Herzogs, mit ihnen 1572 die ernestinischen Besitzungen.<br />

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