1 Thomas Huck Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung (100.000 ...
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schließen. Je nach Querschnitt des Stabes, ob sternförmig oder mit abger<strong>und</strong>eten Kanten,<br />
entstanden scharf- bis r<strong>und</strong>lappige Wendelringe. In der Spätzeit w<strong>ur</strong>den die Windungen n<strong>ur</strong> noch<br />
eingraviert (unechte Wendelringe). Der typische gegossene Armring war D-förmig, die<br />
Schauseite meist mit Perlstabmuster verziert. Große massive Nadeln mit umlaufenden Rillen am<br />
Kopf <strong>und</strong> Glasschmelzeinlagen (Throthaer Nadeln) waren dagegen selten. Der insgesamt sehr<br />
wuchtige Trachtschmuck ließ sich n<strong>ur</strong> schwer an- <strong>und</strong> ablegen, so daß er vermutlich ständig<br />
getragen w<strong>ur</strong>de, wie deutliche Abnutzungssp<strong>ur</strong>en an den Armringen zeigen.<br />
Der bedeutendste Grabf<strong>und</strong> der Sammlung w<strong>ur</strong>de 1884 bei Holzhausen, Ilmkreis, geborgen.<br />
Beim Tiefpflügen stieß der Finder auf drei Steinplatten, unter denen sich ein Ost-West<br />
orientiertes Skelett befand. Als Beigaben traten am Hals ein Wendelring mit scheibenförmigem<br />
Verschluß <strong>und</strong> jeweils sieben Steigbügelarmringe an den Unterarmen zutage. Ein in<br />
unmittelbarer Nähe entdecktes Kinderskelett war beigabenlos.<br />
Vorratsgefäß der Hallstattzeit (Vitrine 9)<br />
Ein aufschlußreicher Hinweis z<strong>ur</strong> früheisenzeitlichen <strong>Besiedlung</strong> stammt aus der in den 20er <strong>und</strong><br />
30er Jahren betrieben Kiesgrube „Erbach“ bei Goldbach. In zehn Abfall- <strong>und</strong> Kochgruben fand<br />
sich umfangreiches keramisches Material. Ein sogenannter Harpstedter Topf mit einem<br />
Mündungsd<strong>ur</strong>chmesser von ca. 45 cm dürfte aller Wahrscheinlichkeit z<strong>ur</strong> Aufbewahrung von<br />
Vorräten gedient haben. Vom gleichen F<strong>und</strong>platz stammt auch eine große Bronzenadel (Vitrine<br />
8) mit quergerieftem Kegelkopf <strong>und</strong> Resten blauer Emaileinlagen.<br />
Latènezeit (Mitte 5. Jh. v.u.Z. bis Mitte 1. Jh.; Vitrine 10-13)<br />
Vom südlichen Mittele<strong>ur</strong>opa strahlte die keltische Latènekult<strong>ur</strong> bis nach Mitteldeutschland aus.<br />
Südlich des Thüringer Waldes, an Werra, oberer Saale <strong>und</strong> Weißer Elster lebten zeitweise<br />
Kelten. Wir kennen ihre frühen Bestattungen mit Erzeugnissen des Latènestils. Keltische<br />
Künstler entwickelten griechische <strong>und</strong> etruskische ornamentale <strong>und</strong> florale Verzierungselemente<br />
zu aufgeblähten, schwellenden Formen <strong>und</strong> schufen stark stilisierte Tier- <strong>und</strong><br />
Menschendarstellungen. Sie schmückten Fibeln, Gürtelhaken <strong>und</strong> Schwertscheiden sowie viele<br />
Gegenstände des täglichen Gebrauchs. In Südthüringen zeigte sich an der keltischen Randzone<br />
ein zwar matter, aber dennoch sichtbarer Abglanz der keltischen Oppidakult<strong>ur</strong> des Südens. <strong>Die</strong><br />
Steinsb<strong>ur</strong>g bei Römhild (Lkr. Hildb<strong>ur</strong>ghausen) erscheint in ihrer Anlage einem keltischen Op-<br />
pidum (stadtartige Ansiedlung) nachgestaltet. Im Norden <strong>und</strong> Osten entstanden germanische<br />
Kult<strong>ur</strong>en. In einem breiten Streifen nördlich der Mittelgebirge bildete sich eine keltisch-<br />
germanische Ausgleichszone, in der sich die dort ansässige Bevölkerung den Latèneimpulsen<br />
bereitwillig öffnete. Trotzdem bestimmten dort im 5. Jh. v.u.Z. einheimische,<br />
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