4-2015
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Software/Tools/Kits<br />
Smartes Shop Floor Management<br />
Links ein Blick in die Produktion, rechts das Dashboard<br />
Global braucht digital: International<br />
fertigende Unternehmen können<br />
ihre Produktivität mit modernster<br />
Smart-Factory-Technologie um bis<br />
zu 30 Prozent steigern. Dazu wird<br />
eine neue IT-Generation benötigt,<br />
die eine zentrale Steuerung der<br />
Fabriken über Ländergrenzen hinweg<br />
ermöglicht – in Echtzeit, in allen<br />
Sprachen, unabhängig von Zeitzonen,<br />
für alle stationären und mobilen<br />
Endgeräte.<br />
Industrie 4.0 nimmt Fahrt auf.<br />
Immer mehr Unternehmen stellen<br />
ihre Anlagen auf vernetzte, digitale<br />
Steuerung um. Die Fabrikhalle wird<br />
zur Smart Factory, in der die Menschen<br />
die Anlagen webbasiert in<br />
Echtzeit mit Touchscreen, Tablet<br />
und Smartphone steuern. Das ist<br />
schon für eine Fabrikhalle eine nicht<br />
triviale Herausforderung.<br />
Anspruchsvoll wird es in Unternehmen<br />
mit weltweit verteilten Standorten<br />
(Multisites). Für ein solches<br />
internationales Shop Floor Management<br />
ist eine neuartige Technologie-<br />
Autor:<br />
Franz Gruber, Geschäftsführer<br />
(CEO) bei FORCAM,<br />
www.forcam.com<br />
Generation notwendig. Herkömmliche<br />
MES-Lösungen sind dazu nicht<br />
mehr leistungsstark genug. Benötigt<br />
wird eine Lösung, welche alle<br />
Anforderungen der Industrie 4.0<br />
erfüllt. Ein aktuelles Kundenbeispiel<br />
für die Komplexität der Aufgabenstellungen:<br />
„Wir benötigen<br />
eine durchgängige IT-Architektur für<br />
zehn Standorte in fünf Ländern, in<br />
vier Sprachen und drei Zeitzonen.“<br />
Die technologischen Voraussetzungen<br />
der neuen IT-Generation<br />
heißen:<br />
1. Web-Cloud: Verfügbarkeit<br />
aller Daten weltweit<br />
Die Technologie arbeitet komplett<br />
webbasiert: Alle Anwender und Anlagen<br />
kommunizieren weltweit über<br />
das Internet, alle Daten und Anwendungen<br />
werden auf einem virtuellen<br />
Server in der Cloud zentral vorgehalten.<br />
Die Nutzer benötigen nur<br />
noch browserfähige Endgeräte, die<br />
sich mit dem Server verbinden. Der<br />
Kunde hat die Wahl zwischen einer<br />
,Private Cloud´ (Plattform in seinem<br />
Haus), einer ,Hybrid-Cloud´ (abgegrenzte<br />
Plattform im Netz) oder der<br />
offenen ‚Public Cloud´.<br />
Hybrid-Clouds dürften sich in<br />
Zukunft durchsetzen, weil Unternehmen<br />
dabei auf vorhandene IT-Architekturen<br />
zurückgreifen und Kosten<br />
sowie Risiken durch eigenen Aufwand<br />
minimieren können. Dabei<br />
geht es sowohl um reduzierte IT-<br />
Kosten durch Plattform-Services<br />
als auch um reduzierten Installations-Aufwand<br />
durch Nutzung von<br />
„Software as a Service“ (SaaS). Das<br />
Thema Datensicherheit steht dabei<br />
bei internen wie externen Lösungen<br />
entlang der individuellen Anforderungen<br />
im Fokus.<br />
2. Konnektivität: Flexibilität<br />
und Variabilität für alle<br />
Systeme<br />
Neben Sicherheit muss die IT-<br />
Lösung größtmögliche Flexibilität<br />
bieten – sie fängt beim Erfassen<br />
der Signale jeder einzelnen<br />
Maschine an. In den allermeisten<br />
Unternehmen gibt es heterogene<br />
Maschinenparks. Die Shop-Floor-<br />
Lösung muss in der Lage sein, die<br />
Signale aus Anlagen unterschiedlicher<br />
Hersteller (Siemens, Mazak,<br />
Fanuc, Allen Bradley etc.) und Jahrgänge<br />
via Plug-Ins, Sensoren und<br />
zertifizierte Adapter webfähig zu<br />
erfassen, in eine Einheitssprache<br />
zu übersetzen und auf einer einzigen<br />
Plattform in alle relevanten<br />
Systeme (SAP/ERP, PLM, CAQ)<br />
einzuspeisen (semantische Interoperabilität).<br />
Für die Schnittstelle Maschine –<br />
Web spielt dabei der internationale<br />
Standard MTConnect eine immer größere<br />
Rolle. Es gilt das Motto „plug<br />
and produce“: Nur durch zuverlässige<br />
Maschinenanbindung und die<br />
vertikale Integration aller Daten<br />
zwischen Shop und Top Floor auf<br />
einer Plattform entsteht eine globale<br />
Skalierbarkeit, um jederzeit<br />
neue Standorte, Dienstleister- und<br />
Kunden-Netzwerke problemlos hinzuzufügen.<br />
Bei der smarten Produktion über<br />
Ländergrenzen hinweg kommt als<br />
weitere Anforderung hinzu, auch<br />
bei der Verteilung der Software auf<br />
unterschiedliche Rechner-Strukturen<br />
bezüglich Sicherheit und Performance<br />
flexibel zu sein. Technologisch<br />
bedeutet dies, sowohl zentrale<br />
Server (globaler Server für<br />
alle Standorte), dezentrale Server<br />
(jeweils separate Server in den Werken)<br />
als auch Mischformen, wie z.B.<br />
Kontinental-Server, zu unterstützen.<br />
3. In-Memory: Echtzeit-<br />
Schnelligkeit am Bildschirm<br />
Die Anforderungen in jedem<br />
Unternehmen sind naturgemäß<br />
unterschiedlich, jedes benötigt<br />
seine individuelle IT-Lösung. Sie<br />
muss flexibel konfigurierbar und<br />
variabel einsetzbar sein. Gemeinsames<br />
Ziel aller Industrie-4.0-Projekte<br />
ist dabei, ein cyber-physikalisches<br />
System (CPS) zu erschaffen,<br />
welches die reale (physische)<br />
Produktionswelt in Echtzeit virtuell<br />
abbildet. Mit solchen virtuellen<br />
Spiegelbildern haben Unternehmen<br />
die Möglichkeit, alle Abläufe virtuell<br />
zu analysieren und real zu optimieren,<br />
wenn Plan und Soll auseinanderlaufen.<br />
Daraus resultieren ein<br />
verbesserter Einsatz der Betriebsmittel<br />
und eine nachhaltig höhere<br />
Produktivität.<br />
Für die benötigte Verarbeitungsgeschwindigkeit,<br />
um größte Datenvolumina<br />
in Echtzeit zu analysieren<br />
und zu visualisieren, sorgt in<br />
unserem Unternehmen eine Kombination<br />
aus hauptspeicherbasierter<br />
In-Memory-Technologie und<br />
Complex Event Processing (CEP).<br />
82 PC & Industrie 4/<strong>2015</strong>