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Gesundheitspolitik in Industrieländern 11 - Health Policy Monitor

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Vergütungsmix für<br />

Hausärzte<br />

Hausärzte s<strong>in</strong>d<br />

im ganzen Land<br />

verteilt<br />

Dennoch:<br />

Koord<strong>in</strong>ierungs<strong>in</strong>stanz<br />

fehlt<br />

In den vergangenen Jahren gab es <strong>in</strong> Estland immer wieder Anläufe,<br />

die Primärversorgung zu verbessern. 1993 wurde die hausärztliche<br />

Versorgung als eigene mediz<strong>in</strong>ische Fachrichtung entwickelt<br />

und anerkannt. Ende 2001 gab es 557 Hausärzte, die e<strong>in</strong><br />

Diplom als Abschluss vorweisen konnten, 2003 war deren Zahl auf<br />

etwa 800 gestiegen ± genug, um fast die gesamte Bevölkerung zu<br />

versorgen. Seit 1998 erhalten sie ihre Vergütung aus e<strong>in</strong>em Mix<br />

aus Pro-Kopf-Pauschalen (ca. 73 %), E<strong>in</strong>zelleistungsvergütungen<br />

(ca. 15 %) und ergänzenden Komponenten (Koppel et al. 2008: 87).<br />

Das estnische Netzwerk der Hausärzte sorgt für e<strong>in</strong>en angemessenen<br />

Zugang <strong>in</strong> allen Regionen. Der Hausarzt wurde als<br />

»Türöffner« im System etabliert, zugleich sollte die bereits zuvor<br />

hohe Qualität der Versorgung gewahrt bleiben. Umfragen zufolge<br />

s<strong>in</strong>d die Patienten damit zufrieden: 91 Prozent von ihnen<br />

bewerten die hausärztliche Versorgungsqualität als »gut«.<br />

Zur verbesserten Primärversorgung hat auch e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Telefon-Hotl<strong>in</strong>e beigetragen, die die nationale Krankenkasse bereits<br />

im August 2005 aufgebaut hat. 9.000 Patienten rufen seither<br />

durchschnittlich pro Monat die Hotl<strong>in</strong>e an und lassen sich von<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ern und Krankenschwestern beraten. Mit der<br />

Hotl<strong>in</strong>e sollte vor allem die Primärversorgung der ärmeren Bevölkerung<br />

und der Bewohner von abgelegenen Regionen gesichert<br />

werden. Auûerdem sollten Zeiten auûerhalb der hausärztlichen<br />

Sprechzeiten überbrückt werden (siehe dazu <strong>Gesundheitspolitik</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Industrieländern</strong> 7/8, S. 124).<br />

Trotz aller Fortschritte fehlt <strong>in</strong> Estland nach wie vor e<strong>in</strong>e Instanz,<br />

die für Planung, Organisation und Supervision <strong>in</strong> der Primärversorgung<br />

zuständig ist. Die Folge: Die Verantwortung ist<br />

unter verschiedenen Institutionen aufgeteilt, die Koord<strong>in</strong>ation der<br />

Vorhaben und auch die Verteilung der Ressourcen s<strong>in</strong>d weitgehend<br />

ungeklärt. Der jüngste Entwicklungsplan ist das Ergebnis<br />

mehrjähriger Beratungen. Seit 2006 war an dem Konzept gearbeitet<br />

worden. Dabei wurde zunehmend deutlich, dass Primärversorgung<br />

<strong>in</strong> Estland zu eng def<strong>in</strong>iert war. Es gab kaum Verknüpfungen<br />

mit dem sozialen Bereich, der aus den kommunalen Budgets<br />

f<strong>in</strong>anziert wird, und der fachmediz<strong>in</strong>ischen Versorgung. Das<br />

M<strong>in</strong>isterium für Soziale Angelegenheiten hatte dazu e<strong>in</strong>e umfassend<br />

besetzte Arbeitsgruppe e<strong>in</strong>berufen und <strong>in</strong>tensiv um e<strong>in</strong>en<br />

Konsens gerungen.<br />

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