Gesundheitspolitik in Industrieländern 11 - Health Policy Monitor
Gesundheitspolitik in Industrieländern 11 - Health Policy Monitor
Gesundheitspolitik in Industrieländern 11 - Health Policy Monitor
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die gesundheitliche Nachsorge führen so ± das zeigt die Analyse<br />
der australischen Daten ± zu e<strong>in</strong>em Problem, das für das überwiegend<br />
steuerf<strong>in</strong>anzierte Gesundheitswesen Australiens nicht<br />
unerheblich ist. Kaiserschnitte kosten fast doppelt so viel wie normale<br />
Entb<strong>in</strong>dungen. Die absolute Zahl der Geburten <strong>in</strong> Australien<br />
lag 2005 bei 259.800, rund 90.000 davon <strong>in</strong> Neusüdwales.<br />
Jeder zusätzliche Anstieg der Kaiserschnitte ± wenn auch nur<br />
um e<strong>in</strong> Prozent ± bedeutet mehr Krankenhaustage sowie e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Umlenkung der Kl<strong>in</strong>ik-Ressourcen.<br />
Die Politik sah sich daher gezwungen, aufdie gestiegene Zahl<br />
der Kaiserschnitte <strong>in</strong> Neusüdwales zu reagieren. Verschiedene<br />
Informationsangebote für die Schwangeren sollten vor allem<br />
über die Risiken des E<strong>in</strong>griffs aufklären. Die Informationen, auf<br />
der Grundlage von evidenzbasierten Studien zusammengestellt,<br />
zielen darauf, die angehenden Mütter bei ihrer Entscheidung zu<br />
unterstützen. Im Idealfall sollten sie e<strong>in</strong>e Diskussion über Nutzen<br />
und Risiken von Kaiserschnitten und Vag<strong>in</strong>algeburten bewirken.<br />
Anhand der Evidenz, die sich <strong>in</strong> Studien des »Royal Australian<br />
and New Zealand College ofObstetricians and Gynaecologists«<br />
fand, konnte zudem belegt werden, dass auch bei notwendigen<br />
Kaiserschnitten Frauen ohne zusätzliche Risiken ihr Baby bis zur<br />
39. Woche austragen sollten.<br />
Die Interessenvertreter haben die Initiative aus Neusüdwales<br />
unterschiedlich aufgenommen. Die Australische Hochschule für<br />
Hebammen sowie die Patientenorganisationen begrüûten die Direktive.<br />
Nur e<strong>in</strong>zelne Gesundheitsexperten mutmaûten, dass die<br />
Richtl<strong>in</strong>ie ihr Ziel verfehlen könne, wenn die Regierung nicht zugleich<br />
die F<strong>in</strong>anzen und die Art der Behandlung <strong>in</strong> der Geburtshilfe<br />
überprüfe. Festgelegt wurde jedenfalls, dass der lokale Gesundheitsbezirk<br />
AHS die jeweiligen Zeitpunkte und Häufigkeiten<br />
der Kaiserschnitte <strong>in</strong> Neusüdwales zu kontrollieren hat. Des<br />
Weiteren wird die Schwangerschaftswoche bei vorzeitigen Kaiserschnitten<br />
auch im jährlichen Neusüdwales-Report registriert, der<br />
die Daten aller Krankenhäuser zusammenstellt.<br />
75<br />
Normale Geburten<br />
s<strong>in</strong>d halb so teuer<br />
wie Kaiserschnitte<br />
Politik setzt<br />
auf Information<br />
Mehr Kontrolle<br />
über Zeitpunkte<br />
und Häufigkeiten