Gesundheitspolitik in Industrieländern 11 - Health Policy Monitor
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Arzneimittelakte<br />
als Kontroll<strong>in</strong>strument<br />
Franzosen<br />
lieben Pillen<br />
Patient kontrolliert<br />
die Daten<br />
Datenpflege durch<br />
IT-Dienstleister<br />
e<strong>in</strong> Patient <strong>in</strong> den vergangenen vier Monaten gekauft hat. Beim<br />
Kaufe<strong>in</strong>es Medikaments kann der Apotheker mithilfe der Arzneimittelakte<br />
schnell prüfen, ob und welche Tabletten, Pillen, Tropfen,<br />
Spritzen oder Zäpfchen der Patient <strong>in</strong> den vergangenen Wochen<br />
und Monaten genommen hat. Gefährliche kontra<strong>in</strong>dizierte Arzneimittelkomb<strong>in</strong>ationen<br />
können so frühzeitig erkannt werden.<br />
Weltweit konsumieren die Franzosen <strong>in</strong> allen mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Fachgebieten die meisten Medikamente. Übermäûiger Arzneimittelverbrauch<br />
erweist sich nicht nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen, sondern<br />
auch aus gesellschaftlicher Perspektive als ernst zu nehmendes<br />
Problem. Schätzungsweise 130.000 Kl<strong>in</strong>ikaufenthalte und somit<br />
mehr als e<strong>in</strong>e Million stationärer Tage im Jahr werden auffalschen<br />
oder unangemessenen Arzneimittel-Konsum zurückgeführt. Die<br />
Überprüfung der Medikation leistet somit e<strong>in</strong>en Beitrag, die<br />
f<strong>in</strong>anziellen Mittel im Gesundheitswesen möglichst effizient e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Frankreich will nun die elektronische Arzneimittelakte für<br />
Patienten für jeden Versicherten erstellen lassen ± vorausgesetzt<br />
der Patient stimmt der Sammlung se<strong>in</strong>er Daten zu. Die Arzneimittelakte<br />
enthält Angaben zu den Medikamenten sowie zur verordneten<br />
Dosis und notiert auch das Datum der Ausgabe. Der<br />
Name des Arztes und auch der des Arzneimittelherstellers werden<br />
<strong>in</strong> der Datei nicht erkennbar se<strong>in</strong>. Patienten können die<br />
Datei jederzeit schlieûen lassen oder den Zugang verweigern. Sie<br />
können e<strong>in</strong>en Ausdruck der Daten e<strong>in</strong>fordern und beispielsweise<br />
im Falle e<strong>in</strong>er Krankenhause<strong>in</strong>weisung auch die behandelnden<br />
¾rzte darüber <strong>in</strong>formieren. Der Patient kann zudem verbieten,<br />
bestimmte Informationen <strong>in</strong> der Datei zu h<strong>in</strong>terlegen. Die Arzneimittelakte<br />
wird dann mit e<strong>in</strong>em Vermerk versehen, dass die<br />
Daten nicht vollständig s<strong>in</strong>d.<br />
Die französische Datenschutzbehörde vergibt als zentrale E<strong>in</strong>richtung<br />
die Erlaubnis, die Patientendaten zusammenzutragen.<br />
Weder Apotheker noch Pharmazeuten, sondern seriöse IT-Dienstleister<br />
werden das Daten-File pflegen. Jeder Apotheker kann dar<strong>in</strong><br />
jeweils nur jene Informationen speichern, die die bei ihm gekauften<br />
Arzneimittel betreffen. Die Arzneimittelakte darf grundsätzlich<br />
nur <strong>in</strong> Gegenwart des Patienten geöffnet werden. Die elektronische<br />
Versichertenkarte ist zusammen mit dem Heilberufeausweis<br />
des Apothekers dafür der »Schlüssel«.<br />
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