18.11.2012 Aufrufe

Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in ...

Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in ...

Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 155 -<br />

se<strong>in</strong>. 472 Derartige Delikte kamen primär im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion vor, allen voran<br />

das so genannte „Schwarzschlachten“; im Zuständigkeitsbereich der <strong>Wehrmacht</strong> dürften sie nur<br />

ger<strong>in</strong>g vertreten gewesen se<strong>in</strong>. 473<br />

4.3.7 Zum Zahlenverhältnis der e<strong>in</strong>zelnen Delikte<br />

Angaben zur Häufigkeit des Auftretens e<strong>in</strong>zelner Tatbestände s<strong>in</strong>d ausgesprochen schwierig, da – mit<br />

e<strong>in</strong>er Ausnahme (siehe unten) – ke<strong>in</strong>e der vorliegenden Quellen e<strong>in</strong>e repräsentative statistische Auswertung<br />

mit aussagefähigen Ergebnissen gestattete. Daher kann hier – siehe <strong>die</strong> Tabelle „Deliktstatistik“<br />

– überwiegend nur auf andere Zahlen zurückgegriffen werden, <strong>die</strong> allerd<strong>in</strong>gs fast durchgehend nur<br />

unter Vorbehalt übertragen werden können.<br />

Die „<strong>Wehrmacht</strong>krim<strong>in</strong>alstatistik“, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Zeitraum von Kriegsbeg<strong>in</strong>n bis 30.06.1944 existiert,<br />

nennt zwar <strong>die</strong> meisten wichtigen Delikte und lässt <strong>die</strong> Berechnung von Zahlenverhältnissen zu, 474 jedoch<br />

weist sie <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Tatbestände nicht aufgesplittet nach ‚Strafarten‘ (also Todes- Zuchthaus-,<br />

Gefängnis-, Festungshaft- und Arreststrafen) aus, so dass sich nur Vermutungen anstellen lassen, wie<br />

viele Täter e<strong>in</strong>es Delikts <strong>in</strong> <strong>die</strong> ELL verbracht wurden. 475 Zwei weitere Statistiken, <strong>die</strong> Karl Siegfried<br />

BADER erstellte, beziehen sich auf <strong>die</strong> Insassen des <strong>Wehrmacht</strong>gefängnisses Freiburg (Breisgau)<br />

1942/43 bzw. 1944/45. 476 Da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Anstalt jedoch zum überwiegenden Teil Gefängnisstrafen<br />

vollstreckt wurden, <strong>die</strong> verständlicherweise eher <strong>für</strong> ‚leichtere‘ Delikte verhängt wurden, ist <strong>die</strong><br />

Übertragbarkeit auf <strong>die</strong> ELL – mit ihrem überwiegendem Anteil an Zuchthaushäftl<strong>in</strong>gen 477 – begrenzt.<br />

So erklärt sich z. B., warum <strong>in</strong> BADERs Aufstellung der Tatbestand „Unerlaubte Entfernung“ ca. 30 %,<br />

Fahnenflucht dagegen nur bis zu 5 % ausmachen, während <strong>die</strong> Zahlenverhältnisse <strong>in</strong> den näher mit<br />

den ELL zusammenhängenden Statistiken eher andersherum s<strong>in</strong>d.<br />

Als solche ist zunächst <strong>die</strong> Zusammenstellung von Erich KOSTHORST und Bernd WALTER zu nennen,<br />

<strong>die</strong> im Rahmen ihrer Publikation von ELL-Akten auch 23.836 noch existente Gefangenenkartei<br />

471<br />

Zur quantitativen Größenordnung <strong>die</strong>ses Tatbestands siehe <strong>die</strong> Tabelle „Deliktstatistik“.<br />

472<br />

§ 1 der „Kriegswirtschaftsverordnung“ v. 04.09.1939, zit. n. KW 1983, Dok. C II a/3.13, S. 1508 - 1514, hier<br />

S. 1508f.<br />

473<br />

Nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> emsländischen SGL, aber <strong>die</strong> WMHA Münster, ZwSt. Börgermoor (Näheres zu <strong>die</strong>sem Lagerteil<br />

siehe Kap. 2.2) wurde am 08.03.1945 der aus der WMHA Köln-Mülheim kommende Untersuchungsgef. Georg<br />

B. e<strong>in</strong>geliefert. Der Metzger, 1902 <strong>in</strong> Lochau am Bodensee (bei Bregenz, Vorarlberg) geboren, gehörte<br />

als Kanonier zuletzt zur E<strong>in</strong>heit mit der Feldpost-Nr. 43 939; er war wegen Verdachts auf »Schwarzschl[achten].«<br />

verhaftet worden und wurde am 04.04.1945 aus Börgermoor wieder zum Grena<strong>die</strong>r-Ersatzbataillon 22<br />

<strong>in</strong> Oldenburg entlassen (Umlaufliste Z 35 d. WMHA Münster, ZwSt. Börgermoor, 08.03.1945, StA OS, Rep.<br />

947 L<strong>in</strong> I Nr. 543; vgl. auch »Namentliche Aufstellung der am 4.4.45 zum Gren. Ers. Btl. 22, Oldenburg<br />

überstellten Soldaten« d. WMUGfgs. Pbg., Lager I, StA OS, ebd. Nr. 544; »Kennzeichnung« v. Georg B.,<br />

08.03.1945, StA OS, ebd. Nr. 285 b). – E<strong>in</strong> weiteres, äußerst selten zu f<strong>in</strong>dendes Delikt ist der Verstoß gegen<br />

<strong>die</strong> „Verordnung des Führers zum Schutz der Sammlung von W<strong>in</strong>tersachen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Front“ vom 23.12.1941<br />

(belegt bei KLAUSCH – Bewährungstruppe 1995, S. 127).<br />

474<br />

Für <strong>die</strong> unten stehende Tabelle „Deliktstatistik“ hat der Verfasser <strong>die</strong> bei HENNICKE 1966 abgedruckten Quartalszahlen<br />

<strong>für</strong> jeden Straftatbestand aus der Spalte »ges[amte]. <strong>Wehrmacht</strong>«/»absolut« ad<strong>die</strong>rt und durch <strong>die</strong><br />

Gesamtzahl der Delikte, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Summe der Quartalszahlen eben<strong>die</strong>ser Spalten aus den Rubriken »Militärische<br />

Verbrechen und Vergehen« sowie »Bürgerliche Verbrechen und Vergehen« gesehen wurde, geteilt.<br />

475<br />

Zur Kritik an ihrer wissenschaftlichen Nutzbarkeit vgl. WÜLLNER 1997, S. 263 - 307.<br />

476<br />

BADER 1945, S. 89 (auch abgedruckt bei KLAUSCH – Bewährungstruppe 1995, S. 131).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!