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Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in ...

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- 211 -<br />

<strong>die</strong>se Flächen später e<strong>in</strong>mal kultivieren zu können. 82 Besonders während des Krieges war Torf – außer<br />

Benz<strong>in</strong> bzw. Öl zum Betrieb der Feldbahn-Lokomotiven – quasi der e<strong>in</strong>zige erhältliche Brennstoff. In<br />

unmittelbarer Nähe der Lager Börgermoor, Aschendorfermoor und Esterwegen befanden sich ergiebige<br />

Moorgebiete, wo Sträfl<strong>in</strong>ge im Torfstich arbeiten mussten. In der Umgebung des SGL III Brual-<br />

Rhede befanden sich Moore, aus denen sich nur m<strong>in</strong>derwertiger Torf gew<strong>in</strong>nen ließ; daher benötigte<br />

<strong>die</strong>ses Lager zusätzlichen Torf, der teils bei den SGL II und VII gestochen, teils zugekauft werden<br />

musste. 83 Im Raum Walchum/Neusustrum befanden sich ke<strong>in</strong>e torfabbaufähigen Moore. 1940/41 wurden<br />

<strong>die</strong>se beiden Lager durch Torf der Fa. Griendtsveen aus dem Abbaugebiet Schön<strong>in</strong>ghsdorf versorgt;<br />

<strong>die</strong>selbe Firma belieferte auch <strong>die</strong> benachbarten Kriegsgefangenenlager des Stalag VI B Versen.<br />

84 Allem Ansche<strong>in</strong> nach wurde der Torf von freien Arbeitern gestochen und dann von Gefangenen<br />

auf Feldbahnwagen des WWA zu den Lagern verladen. 85 Spätestens ab 1943 musste der von den SGL<br />

IV und V benötigte Torf »im freien Handel« beschafft werden, was aufgrund der Versorgungslage<br />

sehr problematisch war. 86<br />

Wolfgang Dietrich beschreibt das Torfstechen als<br />

»e<strong>in</strong>e Arbeit [...], <strong>die</strong> sehr viel Kraft erfordert. [...] Diese Torfstücke mussten genau 30 cm lang,<br />

10 cm breit und 10 cm hoch se<strong>in</strong>, und wehe, das Maß stimmte nicht: Dann gab es von den Wachmannschaften<br />

Prügel <strong>in</strong> Form von Peitschenhieben oder auch Gummiknüppeln. Wenn das Pensum<br />

nicht geschafft war – es war e<strong>in</strong> bestimmtes Pensum vorgeschrieben, wieviel Torf da herauszubr<strong>in</strong>gen<br />

war –, gab es neben den Prügeln auch noch Essensentzug.« 87<br />

Die gestochenen Torfsoden wurden von den Häftl<strong>in</strong>gen aufgeschichtet, <strong>in</strong> <strong>die</strong> unmittelbare Nähe der<br />

Lager transportiert und zum Trocknen zu „Mieten“ zusammengestellt. 88 Der jährliche Bedarf aller Lager<br />

(ohne Verwaltung) lag 1943 bis 1945 bei etwa 10.000 bis 15.000 Tonnen Torf. 89 Je Lager wurden<br />

während des Krieges maximal 200 Gefangene täglich zum Torfstechen e<strong>in</strong>gesetzt. 1942 wurde im Gebiet<br />

des Lagers Esterwegen der Torf masch<strong>in</strong>ell gewonnen, wo<strong>für</strong> nur 75 Häftl<strong>in</strong>ge pro Tag benötigt<br />

82<br />

Woltemade, Int. 1996.<br />

83<br />

Vh. SGL III an KdSGL, 22.04.1941, StA OS, ebd.; WWBl. Börgermoor an WWA Meppen, 01.07.1944, StA<br />

OS, ebd.<br />

84<br />

Schön<strong>in</strong>ghsdorf liegt westlich von Meppen, kurz vor der niederländischen Grenze, und gehört heute zur Geme<strong>in</strong>de<br />

Twist. – Zum Stalag Versen siehe Kap. 2.2.<br />

85<br />

Griendtsveen Torfstreu AG, Pbg., an KdSGL (Wirtschaftsabt.), 27.05.1940, StA OS, ebd. – In den Frühberichten<br />

des SGL V, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Arbeitskommandos enthalten und von April 1940 bis März 1941 erhalten s<strong>in</strong>d (StA<br />

OS, Rep. 947 L<strong>in</strong> I Nr. 609 - 611), f<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong> Kdo. „Schön<strong>in</strong>ghsdorf“ oder „Griendtsveen“; daher ist<br />

nicht davon auszugehen, dass Häftl<strong>in</strong>ge den Torf auch selbst stechen mussten. – Zum E<strong>in</strong>satz von Gef. bei<br />

<strong>die</strong>ser Firma <strong>in</strong> Papenburg siehe Kap. 5.1.2.3.1.<br />

86<br />

WWA Meppen an KdSGL, 24.04.1943 u. 25.04.1944, StA OS, Rep. 675 Mep Nr. 834.<br />

87<br />

Int. Dietrich 1991. – Wolfgang Dietrich wurde am 09.04.1925 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg geboren. Der Chemiestudent<br />

wurde am 22.04.1943 – also wenige Tage nach se<strong>in</strong>em 18. Geburtstag – vom Gericht der 143. Inf.-Div.<br />

wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zu fünf Jahren Zh. verurteilt. Im Sommer 1943 wurde er <strong>in</strong>s SGL II, von<br />

dort wenige Tage darauf – am 24.08.1943 – nach Börgermoor gebracht. Von dort wurde er am 20.06.1944<br />

nach Torgau zur Überprüfung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewährungstruppe überführt. Er kam zum Grena<strong>die</strong>r-Btl. 291 z. b. V. an<br />

<strong>die</strong> Westfront und geriet <strong>in</strong> französische Kriegsgefangenschaft. Wolfgang Dietrich starb am 14.02.1995 <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> (Gef.-Karteikarte d. SGL I zu Wolfgang Dietrich (Gef.-Nr. 858/43), 24.08.1943, StA OS, Rep. 947 L<strong>in</strong><br />

I Nr. 437; »Aufnahmeersuchen« d. OStAnw. Ratibor an Vd. HA L<strong>in</strong>gen, 14.07.1943, StA OS, ebd. L<strong>in</strong> II Nr.<br />

10062; KLAUSCH – Bewährungstruppe 500, S. 521 Anm. 87; KÖSTERS 1996, S. 29f.).<br />

88<br />

Siehe auch Kap. 5.1.2.6.2.<br />

89<br />

KdSGL an WWA Meppen, 10.04.1943, 03.04.1944 u. 23.03.1945, StA OS, Rep. 675 Mep Nr. 834.

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