Ziviler Strafvollzug für die Wehrmacht. Militärgerichtlich Verurteilte in ...

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den Akten nicht belegbar und daher zweifelhaft. 639 Wieder ergriffenen Sträflingen drohte nicht nur die
schon erwähnte „Flitzerkompanie“; 640 sie wurden meist auch schwer misshandelt:
»Für die Bewacher war es jedesmal ein Fest sadistischen Freudentaumels, wenn sie einen Gefangenen
von Hunden gehetzt halbtot ins Lager zurückbrachten. Wir mussten dann alle antreten, um
uns das nun folgende grausame Schauspiel zur Abschreckung mitanzusehen. Meist wurden die
Halbtoten ganz totgeschlagen und mit dem Kopf nach unten aufgehängt.« 641
Nach etwa zehneinhalb Monaten Einsatz bei der Fa. Höveler & Dieckhaus flüchtete Hans Drozd etwa
Ende Juni/Anfang Juli 1944 von diesem Außenkommando; nach fünf Tagen sei er in der Sakristei
der Kirche in Börger gefasst und ins SGL II Aschendorfermoor zurückgebracht worden.
»Zuerst Prügel bis zur Bewusstlosigkeit, danach Absonderungshaft (Arrestbaracke) war die erste
Tortur. Absonderungshaft deshalb, weil man den Fluchtweg genau schildern musste. Nachdem
ich weder einen Diebstahl [begangen] oder sonst jemanden während meiner Flucht geschädigt
habe […], wurde ich bestraft mit vier Wochen Dunkelhaft bei Wasser und Brot, und jeden dritten
oder vierten Tag gab es eine Suppe. Erschwert wurde die Strafe noch wegen dem Attentat an
[auf] Hitler. Als F-Träger am Rücken der Jacke gezeichnet (Flitzer) […] wurde man nicht mehr
für die Außenarbeiten herangezogen (Fluchtgefahr).« 642
Die Beschreibungen dessen, was die im Lager bzw. Arbeitskommando zurückgebliebenen Mithäftlinge
eines Geflohenen erleiden müssen, gehen auseinander. Solche Sanktionen dürften fluchtwillige
Gefangene auch in ihre Überlegungen miteinbezogen und sich evtl. entschlossen haben, nicht zu fliehen,
was auch eine der Intentionen der Strafmaßnahmen gewesen sein dürfte. Im folgenden Gedicht
beschreibt Heinz Hentschke seine Gefühle dabei anders:
»Gelungene Flucht
„Hei geiht…“,
schrieb Fitche auf seinen Kaffeepott
und dann,
dann war er im dichten Nebel verschwunden,
spurlos verschwunden im Gelände.
Häscher suchten ihn,
durchstöberten das Lager;
das gesamte Moor wurde abgesucht,
auch das übrige Deutschland.
Sie haben ihn nie gefunden.
Er blieb verschwunden.
Kamerad,
wir indessen,
stehen wegen deiner Flucht
zum Dauer-Appell angetreten:
einen Tag, eine Nacht
und bis zum anderen Morgen…
zur Strafe dafür,
dass du erfolgreich
639 Es gab jedoch auch den entgegengesetzten Fall, wo in der Nähe eines Lagers wohnende Bauern Kleidung in
einen Baum hängten, damit eventuell fliehende Gefangene sie überziehen konnten.
640 Siehe Kap. 5.1.2.6.2.
641 Braehler, zit. n. STÜMKE/FINKLER 1981, S. 321.
642 Hans Drozd, Weer/Tirol, an DIZ, Pbg., 13.07.1988, DIZ-Archiv, Akte dess.– Aufgrund des Stauffenberg-Attentats
vom 20.07.1944 waren die Wachleute besonders gereizt, was sie allgemein an den Gef. ausließen (vgl.
auch KOMLEITNER 1947, S. 21). – Zu Höveler & Dieckhaus siehe auch Kap. 5.1.2.3.2, zu Drozd Anm. 281. –
Börger liegt zwischen Surwold-Börgerwald und Sögel.