Die größten Probleme in diesemBereich sind die Kindersterblichkeitund HIV/AIDS. Es besteht eine engeBeziehung zwischen Kindersterblichkeitund Armut, da erstere unmittelbardurch Unterernährung, fehlendesTrinkwasser und fehlende sanitäre Einrichtungen,Infektionen, schlechteNahrung und fehlende medizinischeBetreuung verursacht wird. Ein weitererSchwachpunkt ist die wachsendeZahl an Opfern von HIV/AIDS, die esvor allem in Afrika südlich der Saharaund in Brasilien gibt.Politische Unsicherheit undKorruption: Außer den wirtschaftlichenund hygienischen Dimensionenmenschlicher Sicherheit gibt es weitereBedrohungen, die die Sicherheit derMenschen im politischen und sozialenRaum betreffen. Dabei geht es unteranderem um die Schwäche demokratischerSteuerungsstrukturen und dieInstabilität politischer Systeme. DieseFaktoren der Schwäche führen in einigenLändern wie Kolumbien, Nepal,Nigeria und Uganda zur Anwendungvon Gewalt.Regierungen in allen Teilen der Welthaben im Rahmen der globalenTerrorismusbekämpfung nationaleSicherheitspläne ausgearbeitet, wasaber in vielen Ländern nicht dazu beigetragenhat, die vorherrschende politischeUnsicherheit einzudämmen. DieLänderberichte unterstreichen die Notwendigkeitdemokratischer Bedingungen,guter Regierungsführung (GoodGovernance) und politischer Sicherheitals Vorbedingung für menschlicheSicherheit. In vielen Ländern wirdmenschliche Sicherheit durch Korruption,Diskriminierung aufgrund derRasse, des Geschlechts, der ethnischenZugehörigkeit, Religion oder politischenOrientierung wie auch durchpolitische Unsicherheit und fehlendedemokratische Optionen bedroht.Gewalt: Weitere Hindernisse für diemenschliche Sicherheit, die in den Berichtenvor allem aus Afrika undLateinamerika erwähnt werden, stehenim Zusammenhang mit verschiedenenFormen der Gewalt wie zum BeispielGewalt in den Städten, Mord, OrganisiertesVerbrechen, bewaffnete Konflikteund Terroranschläge.Ohne Zweifel gibt es zunehmend mehrkriminelle Netzwerke, die auch die Gewaltin den Städten, vor allem Lateinamerikas,ansteigen lassen. Das Land,das dabei besonders heraussticht, istBrasilien, wo eines der Haupthindernissefür menschliche Sicherheit in derstädtischen Gewalt allgemein undgegen arme städtische Jugendliche gerichteteGewalt im besonderen besteht.Die Mordrate ist in dieser Bevölkerungsgruppefast zehnmal so hoch wieim restlichen Land.Bei den verschiedenen Formen der Gewalt,über die berichtet wird, sind vorallem Frauen und Kinder als Opfer betroffen.Nach Aussage der Berichtenimmt geschlechtsspezifische Gewaltebenfalls zu.Geschlechtsbedingte Ungleichheiten:Grundsätzlich sollte den geschlechtsspezifischenProblemen besondere Aufmerksamkeitgeschenkt werden. Allgemeingesprochen, sind die Aussichtender Frauen in allen Bereichen menschlicherSicherheit düster, wie an derNichtanerkennung spezifischer Frauenrechte,vor allem bezüglich Armut undreproduktiver Gesundheit, und an Gewaltgegen Frauen in unterschiedlichenBereichen deutlich wird. Zwar wird dieGender-Frage in einigen Berichten ausden entwickelten Ländern aufgeworfen,aber es sind vor allem die Entwicklungsländer,die sich besonders betroffen undinteressiert an Optionen und Chancenfür jene zeigen, die so etwas nie hatten:Bildung für Mädchen, Schutz derFrauen vor häuslicher Gewalt undGewalt am Arbeitsplatz und Zugang zuwirklicher politischer und wirtschaftlicherMacht für alle Frauen. Wie starkdie Aspekte der Geschlechtergerechtigkeitbetont werden, hängt von derRealität des jeweiligen Landes ab.FazitAbschließend lassen sich die dreischwerwiegendsten Hindernisse fürmenschliche Sicherheit folgendermaßenzusammenfassen:– erstens die Bedrohung der Sicherheitvon Einzelpersonen undGemeinschaften, vor allem derschwächsten Gruppen der Gesellschaft;– zweitens Konflikte, Bedrohungenund unterschiedliche Formen derGewalt (zwischenstaatliche Konflikte,Zusammenbruch von Staaten,Menschenrechtsverletzungen, Terrorismus,Organisiertes Verbrechenetc.) und– drittens Armut und wirtschaftlicheAusgrenzung.Die Länderberichte entfalten eine Visionmenschlicher Sicherheit, die alleMenschen in die Lage versetzen wird,unter Bedingungen von Gerechtigkeit,Freiheit, Toleranz, guter Gesundheitund mit Zugang zu angemessenenNahrungsmitteln, Bildung und einergesunden Umwelt zu leben. Mit anderenWorten, Bedingungen, die einLeben in Würde ermöglichen.Social Watch Report Deutschland / 23
Sicherheitsinteressen der Europäischen Union versusmenschliche SicherheitVON MIRJAM VAN REISEN, SIMON STOCKER, FLORENT SEBBAN 1In den letzten Jahren wurde die Außenpolitikder Europäischen Union imWesentlichen vom Kampf gegen denTerrorismus bestimmt. Die außenpolitischeAusrichtung auf das ThemaSicherheit ergibt sich aus den Beschlüssender Außerordentlichen Sitzung desEuropäischen Rates vom 21. September2001.Auf dieser Sitzung verständigte mansich darauf, dass „Terrorismusbekämpfungstärker als zuvor zu einemvorrangigen Ziel der EuropäischenUnion wird“. Der Rat beschloss ebenfalls,dass „die Europäische Union ihreAnstrengungen gegen den Terrorismusdurch einen alle politischen Bereicheder Union durchziehenden koordiniertenund interdisziplinären Ansatz verstärkenwird“. 2 Der Rat für AllgemeineAngelegenheiten wurde beauftragt, dieRolle „der Koordinierung als treibendeKraft in der Terrorismusbekämpfung zuübernehmen. (...) Der Kampf gegen denTerrorismus wird stärker in die GemeinsameAußen- und Sicherheitspolitik(GASP) einfließen müssen“. 3Seither geriet die Unabhängigkeit derPolitik der Entwicklungszusammenarbeitund Humanitären Hilfe durch dieEinordnung aller Politikbereiche unterdas Hauptziel der Sicherheit unterDruck. Beide wurden zunehmend denaußenpolitischen Sicherheits- undVerteidigungszielen unter- und zugeordnet.Ein erster Schritt in diese Richtungwar die überraschende Einbeziehungdes Entwicklungsrates in den neugeschaffenenRat für Allgemeine Angelegenheitenund Außenbeziehungen(RAA) im Juni 2002, der innen- und1 Simon Stocker und Florent Sebban sindDirektor, respektive politischer Referent vonEuropean Solidarity Towards Equal Participationof People / Eurostep; Mirjam vanReisen ist Direktorin des Europe ExternalPolicy Advisors / EEPA/EuropäischeAußenpolitik. Alle drei arbeiten in Brüssel.2 Außerordentlicher Europäischer Rat. Schlussfolgerungenund Aktionsplan. Brüssel, 21.September 2001.3 Ebenda.außenpolitische Maßnahmen im„Kampf gegen den Terrorismus“ koordinierenkann.Die Europäische SicherheitsstrategieMit der Billigung der vom Hohen Repräsentantenfür die GASP, JavierSolana, vorgeschlagenen Sicherheitsstrategiedurch den Europäischen Ratam 12. Dezember 2003 wurde die Notwendigkeit,alle außenpolitischenInstrumente noch einmal zu bündeln,unterstrichen. In jenem Papier werdenfünf zentrale Bedrohungen festgehalten:Terrorismus, Verbreitung vonMassenvernichtungswaffen, regionaleKonflikte, Zusammenbruch von Staatenund das Organisierte Verbrechen.Man müsse sich diesen Bedrohungenstellen, indem man „die unterschiedlichenInstrumente und Fähigkeitenbündelt: europäische Hilfsprogramme,den Europäischen Entwicklungsfonds,militärische und zivile Fähigkeiten derMitgliedsstaaten und andere Instrumente.(...) In einer Krisensituationgibt es keine Alternative zu einer einheitlichenKommandostruktur.“ 4 DieseSicherheitsstrategie ist sogar schon inverschiedenen Vorschlägen für den Verfassungsentwurf(Artikel III-210; sieheS. 26) wie auch im Haushaltsvorschlagder Kommission für den Zeitraum 2007bis 2013 aufgegriffen worden.Der vom Europäischen Rat 2001 gebilligteAktionsplan zur Terrorismusbekämpfungwird noch immer umgesetzt.Die wechselnde Präsidentschaft der EUlag in der ersten Jahreshälfte 2004 inden Händen Irlands, das sich uneingeschränktfür den Aktionsplan ausgesprochenhat. Das Programm der irischenPräsidentschaft schließt auch„den Kampf gegen den Terrorismusunter vollem Einsatz sämtlicher internerund externer Instrumente der4 Europäischer Rat. „Ein sicheres Europa ineiner besseren Welt“, Europäische Sicherheitsstrategie.Brüssel, 12. Dezember 2003.Union“ ein. 5 Es ist außerdem geplant,das Thema des Kampfes gegen den globalenTerrorismus zu einem wichtigenBestandteil des EU-Dialogs mit Drittstaatenzu machen.Das Jahr 2004 ist ein Meilenstein in derGeschichte der EU. Im Mai sind derUnion zehn neue Mitgliedsstaaten beigetreten.6 Zur Vorbereitung dieser Erweiterungder Union haben die Mitgliedsstaateneinen Verfassungsvertragausgehandelt, der von allen 25 Mitgliedsstaatenangenommen und ratifiziertwerden muss. Die Verhandlungenüber den Verfassungsvertrag kamenjedoch im Dezember 2003 ins Stocken,insbesondere weil sich die Regierungennicht auf die Zuständigkeiten des neuzu schaffenden Amtes des europäischenAußenministers – vor allem die geplantengrößeren Zuständigkeiten in dereuropäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik– einigen konnten. DieVerhandlungen über den Verfassungsvertragwerden 2004 wahrscheinlichwieder aufgenommen.Sicherheit, Verteidigung und Terrorismusbekämpfungim Vertragsentwurfüber eine VerfassungAuch wichtige Abschnitte des Vertragentwurfsüber eine europäische Verfassungsind von den Themen Terrorismusbekämpfungund Sicherheit bestimmt.Sie beinhalten nunmehr aucheine erweiterte Außenpolitik mit größerenZuständigkeiten im Bereich Sicherheitund Verteidigung. Frühere Vertragsentwürfeenthielten sogar dieMöglichkeit, entwicklungspolitischeRessourcen auch zu Verteidigungs- undSicherheitszwecken einzusetzen, unteranderem im Kampf gegen den Terroris-5 Irische Präsidentschaft des EU-Rates. „Europäer– wie arbeiten sie zusammen“, Programmder irischen Präsidentschaft der EuropäischenUnion Januar-Juni 2004. Dublin, Januar 2004.6 Zypern, die Tschechische Republik, Estland,Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen,Slowakei und Slowenien.Social Watch Report Deutschland / 24
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