Ungleicher Zugang zu und ungleicheKontrolle über RessourcenNirgendwo auf der Erde genießen Männerund Frauen gleichen Zugang undKontrolle über Ressourcen – sei es beiKredit, Boden, Wasser oder Zeit.Frauen spielen eine entscheidendeRolle bei der Bewirtschaftung natürlicherRessourcen und haben großeKenntnisse und Erfahrungen bezüglichder Wasser-, Boden- und Energieressourcen,die private Haushalte und Gemeindenbenötigen. Aber fehlenderLandbesitz oder Erbrechte sowie diegegenwärtige Tendenz zur Privatisierungvon Wasser beschränken ihreMöglichkeiten zum Besitz, zur Bewirtschaftung,Nutzung und Erhaltung dieserRessourcen und damit zum Unterhaltfür sich und ihre Familien. Der begrenzteRechtsanspruch der Frauen aufBoden, Eigentum und Erbschaft wirktsich häufig dahingehend aus, dass sieweniger Zugang zu landwirtschaftlichenBeratungsdiensten und Kreditenhaben, was wiederum weniger Zugangzu Wasser und Nahrungsmittel bedeutet.Noch immer konzentriert sich Frauenarbeitim informellen Sektor, wo eskeine sicheren Arbeitsplätze oderArbeitsschutz gibt; jene, die es auf denersten Arbeitsmarkt schaffen, werdenhäufig in den Niedriglohngruppen mitden größten Umwelt- und Sicherheitsrisikenbeschäftigt. Frauen erhaltenimmer noch geringeren Lohn als Männerfür dieselbe Arbeit und sind häufigerAnalphabeten. Die Verantwortungder Frauen für den Haushalt bedeutet,dass Zeit eine extrem begrenzte Ressourcefür sie darstellen kann. DieseZeit fehlt zur Mitarbeit in kommunalenOrganisationen, zum Lernen oder zumGeldverdienen. Die Möglichkeiten derFrauen, ihre eigene Sicherheit zu schützenund die Sicherheit von Familienmitgliedernzu gewährleisten, schwankenalso erheblich.FrauenmenschenrechteDer Schutz sowie die Achtung derMenschenrechte werden allgemein alswichtiges programmatisches Elementmenschlicher Sicherheit anerkannt.Dieser Aspekt muss aber ausdrücklichdahingehend erweitert werden, dassFrauenrechte in der Praxis als Menschenrechtewahrgenommen werden.Wichtig ist in diesem Zusammenhang,dass die Anwendung der Menschenrechteeindeutig geschlechtsspezifischeRechte wie die reproduktiven Rechteder Frau und Gewalt gegen Frauen inder Familie thematisiert. Frauenmenschenrechtesollten zum Kern unseresVerständnisses von menschlicherSicherheit gehören.Das Konzept menschlicher Sicherheitsollte sich aber nicht ausschließlich aufFrauen als Opfer konzentrieren. Vielmehrkommt es darauf an, gerade inKrisenzeiten auf die aktive Rolle derFrauen zu verweisen, denn Frauenhaben auch unter den schwierigsten Bedingungennoch Ressourcen, Talenteund Fähigkeiten, auf die sie zurückgreifenkönnen.Es werden in wachsendem Maße bewussteAnstrengungen unternommen,um die Initiativen von Frauen für Friedenund Sicherheit zu dokumentieren,insbesondere nach der Annahme derResolution des UN-Sicherheitsrates, inder eine verstärkte Beteiligung derFrauen an Friedensprozessen gefordertwird. Ähnliche Initiativen entstehen zurZeit im Bereich der Nahrungssicherheit.Das Ziel menschlicher Sicherheit kannnicht ohne Berücksichtigung derSicherheitsinteressen von sowohlFrauen wie Männern erreicht werden.Entscheidend ist, dass die Diskussionüber menschliche Sicherheit weiterhinden Menschen – und zwar Frauen undMänner – in den Mittelpunkt rückt undnicht eine staatliche, militärisch ausgerichteteSicherheit, die so viele Konflikteüberall in der Welt entfacht hat.Social Watch Report Deutschland / 37
Häusliche Gewalt: Ein Keim kriegerischer KulturVON UNA HOMBRECHER 1Die Weltgesundheitsorganisation(WHO) hat Gewalt Ende der neunzigerJahre als eine der wichtigsten gesundheitlichenBedrohungen identifiziert.Bei 15- bis 44-jährigen gehört sie überallauf der Welt zu den Haupttodesursachen.2Die Medien betonen immer wieder diegroßen Bedrohungen für Leib und Lebendurch kollektive Gewalt, wie zwischenstaatlicheKonflikte, ethnisch oderreligiös motivierte bewaffnete Auseinandersetzungenund Terrorismus. DerWHO-Bericht macht jedoch deutlich,dass die Anzahl der Todesopfer vonzwischenmenschlicher und selbstgerichteterGewalt bei weitem höher ist.Gesundheitsrisiko häusliche Gewalt1 Una Hombrecher leitet das InternationaleDekadeprojekt: „Häusliche Gewalt überwinden“für Brot für die Welt/Diakonisches Werkder ERD2 WHO. Weltbericht Gewalt und Gesundheit20033 Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend. Frauen in der BundesrepublikDeutschland. Kurzfassung. Bonn 1998.Viele Menschen suchen Sicherheit hinterverschlossenen Türen und Fenstern.Doch für Frauen ist dieser Ort der gefährlichste.„Die größte Bedrohung fürdie Gesundheit und das Leben vonFrauen in Europa, im Alter von 16 bis44 Jahren, ist häusliche Gewalt: mehrals Krebs oder Autounfälle“, erklärtAmnesty International. In Untersuchungenzur WHO-Studie aus allen Teilender Welt geben zehn bis 69 Prozent derFrauen an, dass sie irgendwann in ihremLeben einmal von einem männlichenIntimpartner tätlich angegriffen wordensind. In Deutschland flüchten jährlichschätzungsweise über 40.000 Frauen mitihren Kindern in ein Frauenhaus. 3Diese Gewalt kommt ohne Ausnahmein allen Kulturen, Religionsgemeinschaftenund Gesellschaftsebenen vor.Sie umfasst Straftaten wie Beleidigung,Drohung, Einschüchterung, Verhaltenskontrollen(indem zum Beispiel der Zugangzu Bildung, Gesundheitsversorgungund anderer Hilfe verwehrt wird),Erpressung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung,sexuelle Nötigung, Vergewaltigungund andere Formen der Misshandlung– bis hin zu Totschlag undMord. In Russland hat die Regierung errechnet,dass jedes Jahr 14.000 Frauenvon ihren Partnern oder anderen männlichenVerwandten umgebracht werden.Häusliche Gewalt wird von Frauen undMännern ausgeübt. Die überwältigendeLast geht jedoch auf das Konto vonMännern. 4 Nach polizeilichen Kriminalstatistikensind sie generell häufigerTäter, aber auch häufiger Opfer. EineAusnahme bildet sexuelle Gewalt sowieGewalt durch Verwandte und in Beziehungen;hier sind Frauen deutlich häufigerOpfer. 5Wurzeln häuslicher GewaltDas Thema häusliche Gewalt ist vonvielen unabgesicherten Vorstellungsfixierungenumgeben. Sie wird vielmalsals eine seltene, von wenigen abnormalenMännern verübte Ausnahmebetrachtet. Dabei werden Armut undAlkoholismus fälschlicherweise häufigals Ursachen dieser Gewalt bezeichnet.Zwar weist der Weltbericht „Gewalt undGesundheit“ darauf hin, dass Frauen ineinkommensschwachen Familien stärkerbedroht sind, Opfer von häuslicherGewalt zu werden. Dennoch garantierteine ökonomische Unabhängigkeit keinenSchutz vor den Übergriffen einesIntimpartners. Die Erfahrungen ausProjekten, die alleine auf eine Verbesserungder Einkommenssituation vonFrauen ausgerichtet waren, haben gezeigt,dass die finanziell positiven Ergebnissenicht automatisch zu einer Reduzierungvon innerfamiliärer Gewaltführen. Frauen, die es schafften, von4 WHO. Weltbericht Gewalt und Gesundheit20035 Bundeskriminalamt (Hrsg.) Polizeiliche Kriminalstatistik1999, Bundesrepublik Deutschland.Wiesbaden: 2000ihrem Partner ökonomisch unabhängigzu werden, klagten, nun noch häufigerund intensiver der Gewalt ihres Partnersausgesetzt zu sein. „Die Ehemännererfolgreicher Frauen versuchenanscheinend ihre verlorene ökonomischeKontrolle durch eine erhöhte Gewaltzu kompensieren“, berichtet ZandileNhlengetwa, Leiterin des südafrikanischenPartners von „Brot für dieWelt“ SINANI. „Den Frauen wurdeunterstellt, das verdiente Geld auf unehrenhafteWeise, wie etwa Prostitutionoder Betrug, erworben zu haben. Mitdiesen Anschuldigungen setzen dieMänner ihre Frauen unter Druck unddrohen mit der Scheidung und demVerstoß aus der Gemeinschaft.“ DassGewalt in einkommensschwachen Familieneher an der Tagesordnung ist,mag daran liegen, dass Frauen durchdie schwierige finanzielle Situation oftgezwungen sind, kulturelle Vorstellungen(wie beispielsweise das Verbotohne ihren Mann das Haus zu verlassen)überschreiten müssen, um dieFamilie zu versorgen. Auch könnenknappe Ressourcen oder der Neid desErfolges der Frau Stoff und Auslöserfür Konflikte werden, die zur Gewaltanwendungführen.Ähnlich bietet ein erhöhter AlkoholkonsumMaterial für eine Auseinandersetzung,die durch die enthemmendeWirkung des Alkohols dann auch ehergewaltsam endet. Dennoch ist auch diesernicht die Ursache, sondern ein Faktorder Verstärkung für die gesellschaftlichgeduldete Gewalt. Aussprüche vonMännern aus Südafrika, nach denen sieAlkohol trinken, um die nötige Couragezu erlangen, ihre Frauen verprügeln zukönnen – so wie die Gesellschaft esvon ihnen erwartet – sprechen beispielsweisefür eine umgekehrte Ursachenzuweisung.66 Abrahams N, Jewkes R, Laubsher R. I do notbelieve in democracy in the home: men’s relationshipswith and abuse of women. Centre forEpidemiological Research in South Africa,Medical Research Council. Typerberg: 1999.Social Watch Report Deutschland / 38
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