Artikel III-218 des Verfassungsentwurfes bezüglich der Entwicklungszusammenarbeit*1. Den Rahmen für die Politik der Union auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeitbilden die Grundsätze und Ziele des auswärtigen Handelns derUnion. Die Politik der Union und die Politik der Mitgliedsstaaten auf dem Gebietder Entwicklungszusammenarbeit ergänzen und verstärken sich gegenseitig.Hauptziel der Unionspolitik in diesem Bereich ist die Bekämpfung und auf längereSicht die Beseitigung der Armut. Bei der Durchführung politischer Maßnahmen,die sich auf die Entwicklungsländer auswirken können, trägt die Union den Zielender Entwicklungszusammenarbeit Rechnung.2. Die Union und die Mitgliedsstaaten kommen den im Rahmen der VereintenNationen und anderer zuständiger internationaler Organisationen gegebenenZusagen nach und berücksichtigen die in diesem Rahmen gebilligten Zielsetzungen.* Vertragsentwurf über eine Verfassung für Europa, ebenda. Teil III, Titel V, Kapitel IV: Zusammenarbeitmit Drittstaaten und Humanitäre Hilfe, Sektion 1: Entwicklungszusammenarbeit.http://europa.eu.int/futurum/constitution/part3/title5/chapter4/section1/index_en.htmund Sozialrat der UN (ECOSOC)ermöglichen, seine Rolle wirksamerauszufüllen;• Im Rahmen der internationalenArchitektur wird sich die EU füreine stärker abgestimmte HandelsundEntwicklungspolitik zwischender UN, der WTO und den Bretton-Woods-Institutionen aussprechen.Die EU und ihre Mitgliedsstaatenwerden außerdem Anstrengungenunternehmen, um umfassend sicherzustellen,dass die Verwaltungsstrukturender Bretton-Woods-Institutionen die Belange der Entwicklungsländerwiderspiegeln.• Die Verwirklichung der MDGs istein Hauptanliegen sowohl der EUwie der internationalen Gemeinschaftim Allgemeinen. Die von denEU-Mitgliedsstaaten auf der UN-Konferenz über Entwicklungsfinanzierungin Monterrey 2002(Financing for Development) eingegangenenVerpflichtungen verdeutlichendie Führungsrolle der Unionbei den internationalen Anstrengungenzur Erreichung der MDGs.Der Rato „ist sich einig, dass weitere Anstrengungenim Laufe des Jahres2004 notwendig sind, um sicherzustellen,dass die von den Mitgliedsstaatenauf der Monterrey-Konferenz eingegangenen Verpflichtungenzu umfangreichererEntwicklungshilfe auch umgesetztwerden;o wird sicherstellen, dass die EU ineiner guten Ausgangslage ist, umbei der internationalen Bestandsaufnahmeüber die MDGs imJahr 2005 eine führende Rolleübernehmen zu können;o ist überzeugt, dass das Engagementder EU zur Erreichung derMDGs sich in allen Bereichender EU-Politik und in ihren Entscheidungenüber die Verwendungvon Mitteln widerspiegelnsollte“.Europas zukünftige HaushaltsverhandlungenErste Vorschläge für den nächstenHaushaltsplan (2007-2013) wurdenAnfang 2004 von der EuropäischenKommission vorgelegt. 10 Das Hauptziel10 Kommission der Europäischen Gemeinschaften,COM(2004)101. Aufbau einer gemeinsamenZukunft; finanzielle und politische Perspektivender erweiterten Union im Zeitraum2007-2013. Brüssel, 10. Februar 2004.im auswärtigen Bereich besteht darin,„dass Europa sich konsequent in derRolle eines globalen Partners darstellt,der – durch seine Grundwerte inspiriert– regionale Verantwortung übernimmt,Entwicklung fördert und einen Beitragzur zivilen und strategischen Sicherheitleistet“.Die Kommission schlägt vor, dass dieAuswärtige Politik für den Zeitraum2007 bis 2013 in drei getrennt voneinanderfinanzierte Teile gegliedert werdensollte:EU-Nachbarschaftspolitik: Auf derGrundlage verschiedener Vorschlägeseitens des Präsidenten der EuropäischenKommission, Romano Prodi, undneuer Bestimmungen im Verfassungsentwurfbezüglich des direkten UmfeldsEuropas entwickelt die EU einebesondere Politik gegenüber denNachbarländern. Das sollte mehrStabilität in Europa bringen, birgt aberauch das Risiko, dass Mittel für dieArmutsbekämpfung in Entwicklungsländernzu den Nachbarn Europasumgeleitet werden.Die EU als Partner für nachhaltigeEntwicklung: Der Vorschlag unterstreichtdie Rolle der EU in der Armutsbekämpfungund ihr Engagementfür die MDGs als zentralem Ziel ihrerPolitik der Entwicklungszusammenarbeit.Entsprechend werden Entwicklungs-und humanitäre Hilfe mit derGASP, mit Handel, Erweiterung undBeziehungen zu den Nachbarländernzusammen als zentrale Elemente derauswärtigen Beziehungen der EU aufgeführt.Damit hält man sich an denbisher auf der EU-Regierungskonferenzerreichten Konsens über den Vertrag zueiner Verfassung Europas. In AnerkennungEuropas als eine „führendeHandelsmacht“ unterstreicht die Kommissiondie Notwendigkeit, dass dieser„globale Wirtschaftsakteur“ bei multilateralenHandelsvereinbarungen miteiner Stimme spricht. Nach AussageSocial Watch Report Deutschland / 27
der Kommission sollte diese Stimmejedoch auf dem europäischen Entwicklungsmodell„offener und wettbewerbsfähigerMärkte“ beruhen. Zwar strebtdie EU auf der ganzen Welt eineLiberalisierung der Märkte an – unteranderem auch in Entwicklungsländern,wo die Liberalisierung für die Verschärfungder Armut verantwortlich gemachtwird – aber sie selber schottet ihrenAgrarmarkt weiterhin vom Rest derWelt ab.Die EU als globaler Akteur: DerHaushaltsentwurf sieht für den Zeitraum2006 bis 2013 eine Erhöhung derMittel für auswärtige Beziehungen um38 Prozent vor. Die zusätzlichen Mittelwürden jedoch für die strategischeSicherheit verwendet, während für andereBereiche der europäischen Außenpolitik,zum Beispiel Entwicklungszusammenarbeit,Erweiterung oder humanitäreHilfe, keine weiteren Investitionenvorgesehen sind. Begründet wirddiese Erhöhung mit der wachsendenNotwendigkeit, dass ein mächtigesEuropa mit einer Stimme sprechen könnenmüsse, um auf globale Sicherheitsproblemezu reagieren. Die Kommissionsähe es gern, wenn Europa auf„fundamentale Bedrohungen: Terrorismus,Verbreitung von Massenvernichtungswaffen,Zusammenbruch vonStaaten, innerstaatliche und regionaleKonflikte“ reagierte.Die Haushaltsperspektiven sind insofernnicht überzeugend, als der größteTeil des Haushalts (insgesamt über 300Mrd. Euro in sieben Jahren) für dieUnterstützung des Agrarsektors vorgesehenist. Weniger als 100 Mrd. Eurostehen für die Außenpolitik zur Verfügung,wobei ein wachsender Teil davonfür Europas Sicherheitsstrategieeingesetzt werden wird. Das ist einschwacher Trost für die Bauern in denEntwicklungsländern, die aufgrund derVorteile für die europäischen Bauern inForm europäischer Subventionen mitVerlusten rechnen müssen.SchlussfolgerungenStändig unterstreicht die EU ihre Rolleals größter Geber von Entwicklungsundhumanitärer Hilfe, da mehr als dieHälfte der weltweiten Entwicklungshilfevon der EU und ihren Mitgliedsstaatenzur Verfügung gestellt wird.Aber sie wird ihre herausragende Stellungals Geber nur dann glaubwürdigaufrecht erhalten können, wenn sie sichbei der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländernernsthaft auf Armutsbeseitigungkonzentriert und die Umsetzungder MDGs wirkungsvoll unterstützt.In der Tat ist die Beseitigung der Armutdas vorrangige Ziel europäischer Entwicklungspolitik,die aber gleichzeitigTeil eines allgemeinen Rahmens füraußenpolitische Maßnahmen ist, in demseit dem 11. September 2001 Sicherheitsfragenim Vordergrund stehen. Diewachsenden Widersprüche wirken sichzweifelsohne ungünstig auf die Zusammenarbeitder EU mit den Entwicklungsländernaus.Das Bild der EU in der globalisiertenWelt wird von ihrer Wirtschafts- undEntwicklungspolitik bestimmt. Europaspolitische Rolle ist gegenwärtig jedochzu schwach entwickelt, um zur Definitionder Rolle der EU in der Weltwesentlich beitragen zu können. Sobaldder Vertrag über eine Verfassung fürEuropa angenommen ist und sich dieBürger und Regierungen in wachsendemMaße für eine aktive Rolle ihresKontinents auf der Weltbühne einsetzen,würde wahrscheinlich auch diepolitische Rolle, die der alte Kontinentauf globaler Ebene spielt, in den nächstenJahren größer werden.Europas Chance, zu einem globalenAkteur zu werden, liegt darin, sich alsAlternative zu einer zunehmend unilateralenWeltordnung zu präsentieren.Sicherheitsrisiken müssen nicht nur inZusammenhang mit einer militärischenAnalyse, sondern auch als Kostenmenschlicher Sicherheit bewertet werden.Sollten aber durch die Bedrohungder Sicherheit gerade jene Werte anBedeutung verlieren, auf denen Europaaufbaut und der demokratische Kernseiner Institutionen erschüttert werden,entfernt sich das europäische Projektzunehmend von seinen ursprünglichenAbsichten und den Anliegen seinerBürger. Igendwann wäre damit dasgesamte europäische Projekt gescheitert.Europas Rolle sollte in der Stabilisierungeiner neuen Weltordnung liegen;das würde auch seine politische Rollekonstruktiv und zukunftsweisend stärken.Entwicklungspolitik ist ein unentbehrlichesElement dieses Ansatzes.Auf diese Weise betrachten europäischeBürger die Rolle der EU. Über zweiDrittel aller Europäer verstehen dieUnion als einen Kontinent, der zur Beseitigungder Armut auf der Welt beiträgt.Eine gestärkte Rolle der EU inder Welt muss dem Kern der erstenEuropäischen Verfassung Rechnung tragen,die eine eindeutige und starke unabhängigeRechtsgrundlage für Entwicklungszusammenarbeitund humanitäreHilfe vorsieht. Europa muss deshalbfür beide Politikbereiche klare undumfangreiche Fähigkeiten sowohl institutionellerwie finanzieller Art zur Verfügungstellen.Europas Geschichte basiert auf seinerkulturellen und sprachlichen Vielfalt.Die EU sollte sich anderen Teilen derWelt verantwortungsvoll nähern undihnen seine eigenen Gründungswertewie Demokratie, Gleichheit, Solidarität,Menschenrechte, Toleranz und einrechtstaatliches internationales Engagementvermitteln. Europas Werte undUrsprünge sollten im Mittelpunkt seinerauswärtigen Beziehungen stehen.Die EU sollte ein Konzept menschlicherSicherheit unterstützen, indemsie globale Vielfalt fördert und sich fürpartnerschaftliche Beziehungen zwischenden Weltbürgern einsetzt.Social Watch Report Deutschland / 28
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