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fährdung. Die Strategie der Hilfswerke,Interessenskonflikte mit zivilen Mittelnangehen, den offenen Dialog führenund gewaltfreie Lösungen suchen zuhelfen, würde durch ihren eigenenSchutz und ihre eigene Identifizierungmit bewaffnetem Militär in einer Sackgasseenden. Zumal dies außerdemnoch eher den Konflikt anheizen, alsdie Gemüter zu friedlichen Austauschund versöhnlichen Lösungen bewegenwürde.Vom militärischen Schutz zur politischenEinbindungSolchen Bedenken wird häufig mit demArgument entgegengetreten, dass dieneuen Bedrohungsszenarien auch neuepolitische Antworten und Sicherheitsstrategienverlangen – die in der Logiknicht nur die militärische Sicherungziviler humanitärer Hilfe und zivilenWiederaufbaus, sondern auch derenpolitische Einbindung und direkte Kooperationmit dem Militär in Konfliktregionennotwendig machen. Und inder Tat drängen NATO, EU und dienationalen Regierungen schon länger indiese Richtung.Im deutschen Falle unternahmen Regierungsstellen4 schon 1997 Anstrengungen,bei der Flüchtlingsrückführung inBosnien-Herzegowina humanitäre Organisationenzu enger Zusammenarbeitmit der Bundeswehr zu bringen. Nachder „humanitären“ Nato-Intervention1999 im Kosovo hatte die Bundeswehrschon feste zivil-militärische Einheiten(CIMIC), die zivile Organisationen ingemeinsame Hilfs- und Wiederaufbauprojekteeinzubinden suchten.2000/2001 unternahm das AuswärtigeAmt erhebliche Anstrengungen, diehumanitären Hilfsorganisationen fürformale Leitlinien zur Zusammenarbeitund Koordination mit der Bundeswehrzu gewinnen. Ende 2003 waren es die4 Bundesministerium des Inneren, Bundesministeriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeitgenannten zivil-militärischen Aufbauteams(PRT) in Afghanistan, die nachdem politischen Konzept der Bundesregierungin solchen ‚Sicherheitsinseln’auch zivile Organisationen für einengemeinsamen sozialen, wirtschaftlichenund politischen Wiederaufbau einbindensollen.Allerdings macht Wehklagen über die,Instrumentalisierung’ durch Politik undMilitär wenig Sinn. Zivile Organisationensind keine hilflosen Objektevon Entwicklungen, sondern Akteure,die bewusst in einem politischen Umfeldwirken, sich damit auseinandersetzenund ihren Weg finden müssen. Dieentscheidende Frage ist, ob sie dasBoot dieser neuen Sicherheitspolitik fürtragfähig und stabil halten. Kann mandarauf vertrauen, dass es nachhaltigund möglichst umfassend menschlicheSicherheit in dieser unsicheren Weltbringt oder nicht? Sollte das Boot zuviele Schwachstellen, Lecks und gar zugeringe Aufnahmekapazität haben,wäre Werbung für das Boot und erstrecht die Mitfahrt höchst gefährlichund man müsste verantwortlicherweiseauf Distanz gehen, seine Grundüberholungoder Neubau fordern.Globale menschliche Sicherheit –mehr als Sicherheitspolitik für denNordenWo die Politik vor 15 Jahren noch eineleuchtende Zukunft allgemeinen Wohlstands,Demokratie und Friedens prognostizierte,herrscht inzwischen großeErnüchterung und zunehmender Konsens,dass das Ende des Kalten Kriegesund die vom Westen forcierte ökonomischeGlobalisierung die heutige weltweiteUnsicherheit mitverursacht haben.Selbst in den Analysen über die ‚Brutstätten’des Terrors oder der Forderungnach einer ‚mitfühlenden’ Globalisierungschimmert diese Erkenntnis durch.Diese Entwicklung hat die wirtschaftlicheVerarmung, den sozialen und politischenZerfall großer Regionen der ehemalsDritten und Zweiten Welt – geradebei heterogenen oder künstlichen Staatenaus der Kolonialzeit – immens verstärkt.Die Folgen:– Blutige Bürgerkriege um politischeMacht und Verteilung der knappenRessourcen, zum Teil entlang ethnischerund religiöser Grenzen;– Verlust sozialer Mindestsicherheitenfür ganze Bevölkerungen, so dassjeder Notfall zur existenziellenKatastrophe und eine ansteckendeKrankheit zur tödlichen Epidemiewerden kann;– Schattenglobalisierung mit einerBlüte krimineller Wirtschaftszweigewie des Frauen-, Drogen- undWaffenhandels, die vielen ArmenEinkommen versprechen und Leidschaffen;– Massenflucht in den wohlhabenderen,sicheren, aber sich hermetischabschottenden Norden.Es ist kein Wunder, wenn aus diesemNährboden nicht nur Resignation, Untertänigkeitund innere Zerfleischungkommt, sondern auch Ablehnung undHass, Widerstand und Gewalt gegen alldas wächst, was als Verteidiger, Vollstreckerund Nutznießer dieses ‚ungerechten’Systems gesehen wird, bis hinzu der extremen Form eines Terrorismusmit seinen brutalen Anschlägen,der unsere, aber auch die Sicherheit derjeweils eigenen Bevölkerung bedroht.Eine solche Analyse globaler menschlicherUnsicherheit – und die Schlussfolgerung,dass nur gleichberechtigterDialog, wirksame Armutsbekämpfungund Verminderung des wachsendenGefälles zwischen Arm und Reich siewirklich überwinden kann – verträgtsich kaum mit einer Sicherheitspolitik,welche der Verteidigung wirtschaftlicherEigeninteressen, politischerÜberlegenheit und militärischerVorwärtsverteidigung des Nordens denVorzug gibt. Diese Einsicht hat sich beiwichtigen zivilen Hilfswerken durchge-Social Watch Report Deutschland / 45

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