11.07.2015 Aufrufe

Download - Werkstatt Ökonomie

Download - Werkstatt Ökonomie

Download - Werkstatt Ökonomie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gender: Große Unterschiede zwischen den LändernKARINA BATTHYÁNYDANIEL MACADARMARIANA CABRERA 1Gender-Gerechtigkeit 2 ist ein komplexesKonzept, das aus vielschichtigenFaktoren besteht, für die in vielen Fällenkeine statistischen Daten vorliegen.Dieser Social Watch Report beinhalteteine Klassifizierung jener Länder, dieals maßgebliche Indikatoren für denThemenbereich der Gender-Gerechtigkeitausgewählt wurden. Der Text beziehtsich auf die Tabellen 8a und 8b,vor allem aber auf die Rangliste „DieGleichstellung der Geschlechter“ aufder Rückseite des Posters.Die Klassifizierung entstand durch eineZusammenfassung der jeweiligenRangfolgen für die in Tabelle 8a und 8bgelisteten Faktoren, so dass am Endeein einziger Länderindex entstand.Unser Problem bestand in der Vereinheitlichungder unterschiedlichenFaktoren, damit die Klassifizierungletzten Endes mehr Aussagekraft als dieEinzelfaktoren oder die herkömmlichenIndizes haben würde. Zwar ist es unsbisher nicht gelungen, einen einheitlichenIndex aufzustellen. Wir hoffenaber, dass es mit der Aufnahme derGender-Tabellen in Zukunft einfacherwird, vorhandene Messungen derGender-Gerechtigkeit zu verwerten.Die bisher am häufigsten verwendetenIndices zur Klassifizierung von Ländernnach der von ihnen erreichtenGender-Gerechtigkeit sind die vomEntwicklungsprogramm der VereintenNationen (UNDP) entwickelten „GeschlechtsbezogenerEntwicklungsindikator“(Gender-related DevelopmentIndex; GDI) und „Gleichberechtigungsmaß“(Gender Empowerment Measure;GEM). Der GDI misst Fortschritte aufder Grundlage derselben Faktoren und1 Karina Batthyány ist Leiterin der wissenschaftlichenAbteilung von Social Watch,Daniel Macadar ist dort zuständig für Statistikund Grafik und Mariana Cabrera bietet zusätzlichestatistische Unterstützung für das Team.2 Gender-Gerechtigkeit meint eine gerechte,geschlechtsneutrale Verteilung von Chancenund Funktionen zwischen Frau und Mann (d.Übers).unter Verwendung derselben Variablenwie der „Index für menschliche Entwicklung“(Human Development Index,HDI), berücksichtigt aber gleichzeitigUngleichheiten in den Fortschritten beiFrauen und Männern. Er fasst Lebenserwartung,Bildungsniveaus und Unterschiedeim Arbeitseinkommen zusammen.Der GEM von UNDP zeigt an, inwieweitFrauen aktiv am wirtschaftlichenund politischen Leben eines Landesteilhaben können. Hierbei misst manUngleichheiten zwischen Frauen undMännern in drei Kernbereichen wirtschaftlicherund politischer Teilhabeund Entscheidungsbefugnisse. DieserIndex besteht aus Variablen, mit denendie Beteiligung der Frauen an administrativenund leitenden Stellungen, anakademischen und technischen Berufenund ihre Vertretung im Parlamentgemessen werden.Der Index zur Messung der Gender-Gerechtigkeit, den Social Watch fürdiesen Bericht zusammengestellt hatund der die drei Faktoren Bildung,wirtschaftliche Aktivität und Empowerment(nicht aber die Lebenserwartung)berücksichtigt, gruppiert Länder nachden Durchschnittswerten ihrer Indikatorenein.Bei den bildungsrelevanten Faktorenzeigt sich der erste auffallende Unterschied:Länder auf den letzten Plätzender Rangliste haben durchschnittlicheWerte von 0,7 für das Verhältnis zwischenFrauen und Männern bei derEinschulung in die Grundschule und0,3 bei Sekundarschulen und weiterführendenEinrichtungen. Im Gegensatzdazu weisen Länder der ersten GruppeWerte von 1 oder mehr für alle bildungsbezogenenIndikatoren auf. Wasdas Arbeitseinkommen und die wirtschaftlicheAktivität angeht, so erhaltenFrauen in Ländern der ersten Gruppedurchschnittlich 60 Prozent des Lohnsder Männer in entsprechendenFunktionen und stellen 50 Prozent derBeschäftigten. Länder am unteren Endeder Skala haben einen Frauenanteil von6 Prozent unter den Beschäftigten undihr Arbeitseinkommen entspricht 30Prozent der Löhne der Männer.Wenn wir zum Schluss einen Blick aufden Prozentsatz der im Parlament vertretenenFrauen werfen – dem Indikator,der sich auf den Faktor Empowermentbezieht – so finden wir hier diegrößten Abweichungen innerhalb jedernach Ländern geordneten Gruppe. Inder ersten Gruppe finden wir zum BeispielSchweden als das Land mit demhöchsten Frauenanteil (45 Prozent)unter den Mitgliedern des Parlaments –wie man in Tabelle 8b bemerkt – sowiedie Vereinigten Staaten mit 14 Prozent.Auf den letzten Plätzen der Ranglistefinden wir zum Beispiel den Jemen mitnur 1 Prozent weiblicher Abgeordneter.Wir haben uns dafür entschieden, denIndex aus den Werten jedes Landes fürdie einzelnen Faktoren als nicht gewichteteDurchschnittszahl zu bestimmenund Länder in der gleichen relativenPosition alphabetisch aufzuführen.Die vorgeschlagene Klassifizierung istein erster Schritt hin zu einer Zusammenfassungverschiedener Faktoren zueinem Index, der aber sicherlich zukünftignoch korrigiert werden muss.Zwar ist jeder Versuch lobenswert, derunterschiedliche Faktoren, mit denenGender-Gerechtigkeit gegenwärtig gemessenwird, in einer einzigen Ranglistezusammenfasst. Andererseits sollteeine Gender-Perspektive durchgängigin alle Faktoren einfließen, mit denensoziale Entwicklung gemessen wirdund damit zur Definition des Entwicklungskonzeptsals solchem herangezogenwerden. Es hat keinen Aussagewert,wenn man von einer Gesellschaftsagt, sie ist ‚entwickelt’ und hat‚Gender-Gerechtigkeit erreicht’, wenndiese eine Grundvoraussetzung fürerfolgreiche Entwicklung ist.Social Watch Report Deutschland / 70

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!