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Generation Vielfalt. - Universität Kassel

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116 Bachelor - Geht doch<br />

8.1 Hypothesen zur Wirkung des Bologna-Prozesses<br />

Die Mütter und Väter eines konvergenten Modells gestufter Studiengänge und<br />

-abschlüsse in Europa – in diesem Falle waren es Ministerinnen und Minister –<br />

waren keine naiven Optimisten. Bei der Formulierung der Bologna-Erklärung von<br />

1999 ahnten sie voraus, dass es innerhalb der <strong>Universität</strong>en Kräfte geben würde,<br />

die die Grundidee der Reform untergraben. Statt zwei Ebenen von Qualifikationen<br />

zu fördern, die dann auch im Beschäftigungssystem mehr oder weniger auf<br />

ähnlichen Ebenen von beruflichen Anforderungen und Verantwortungen ihren<br />

Platz finden, könnten die <strong>Universität</strong>en geneigt sein, das Bachelor-<br />

Studienprogramm so sehr als Eingangsphase für einen Master auszugestalten, dass<br />

den Studierenden – abgesehen von einigen Quasi-Abbrechern – gar nichts anderes<br />

üblich bliebe, als ihr Studium auf der Master-Ebene fortzusetzen und dann mit<br />

einem „richtigen Abschluss“ ins Berufsleben zu starten. Deshalb wurde schon in<br />

der Bologna-Erklärung mit Nachdruck gefordert, das Bachelor-Studium an<br />

<strong>Universität</strong>en berufsrelevant zu gestalten.<br />

Zur Übergangsquote: Ende der 1990er Jahre, als die Reform der<br />

Studiengangsstruktur in Deutschland und europaweit beschlossen wurde,<br />

erwarben in den USA, Großbritannien und Australien etwa 30 Prozent eines<br />

Altersjahrgangs einen Bachelor-Abschluss, etwa 12 Prozent einen Master-<br />

Abschluss oder ähnliches und weniger als 2 Prozent einen Doktor-Grad. In<br />

Deutschland erwarben zu diesem Zeitpunkt 10 bis 11 Prozent einen<br />

<strong>Universität</strong>sabschluss, etwa 6 Prozent einen Fachhochschulabschluss und etwa 2<br />

Prozent einen Doktor-Grad.<br />

Zwei Szenarien ließen sich damals für den Bologna-Prozess in Deutschland<br />

vorstellen:<br />

(a) Das Konvergenz-Szenario: Die Studienanfängerquote steigt in Deutschland so<br />

sehr (mehr Abiturienten, höhere Übergangsquoten von Abiturienten zum Studium,<br />

durch Aufwertung der höheren beruflichen Ausbildungsbereiche – ISCED 5b – zu<br />

Bachelor-Studiengängen), dass die Bachelor-Absolventenquote etwa doppelt so<br />

hoch wird wie zuvor die <strong>Universität</strong>s- und Fachhochschulabsolventenquote. Dann<br />

wird eine Minderheit der Bachelor-Absolventen zum Master-Studium übergehen.<br />

(b) Das Szenario des langsamen Studienanfänger-Anstiegs: Die<br />

Studienanfängerquote steigt in Deutschland weiterhin langsam an. In diesem Fall<br />

wird die Mehrheit der Bachelor-Absolventen zu einem Master-Studium<br />

übergehen, damit die Quote von Master-Absolventen mindestens in der<br />

Größenordnung der alten deutschen Absolventenquote bzw. in der Größenordnung<br />

der Master-Quoten in den Vergleichsländern bleibt. In Finnland z.B. wurde<br />

damals prognostiziert, dass ca. 75 Prozent der Bachelor-Absolventen von<br />

<strong>Universität</strong>en und ca. 25 Prozent von den Fachhochschulen, die in Finnland neu<br />

entstanden waren, ein Masterstudium aufnehmen werden.

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