Generation Vielfalt. - Universität Kassel
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10 Einleitung<br />
Welche Wege Bachelor-Absolventen einschlagen, ob sie weiter studieren oder<br />
berufstätig werden, wie sich ihre weitere berufliche Entwicklung darstellt, sind offene<br />
Fragen. Absolventenbefragungen sind dabei von besonderem Interesse, weil<br />
keine andere Datenquelle zur Verfügung steht, um diese Fragen gehaltvoll und<br />
differenziert beantworten zu können. In Deutschland besteht traditionell in vielen<br />
Studienbereichen ein relativ enger Zusammenhang von Studium und Beruf. Die<br />
studierte Fachrichtung ist das wichtigste Kriterium der Arbeitgeber bei der<br />
Besetzung einer Stelle, neben Aspekten, die häufig mit dem Begriff "Persönlichkeit"<br />
zusammenfassend beschrieben werden. Allerdings führt nicht jedes Studienfach<br />
direkt in einen Beruf. In vielen Fällen schließen sich weitere berufliche Ausbildungsphasen<br />
an, sei es, dass sich Absolventinnen und Absolventen auf Tätigkeiten<br />
im Staatsdienst vorbereiten ("Vorbereitungsdienst"), ein "Anerkennungspraktikum"<br />
machen oder sich auf Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung vorbereiten.<br />
Fast jede generelle Aussage über Beziehungen von Studium und Beruf wird der<br />
<strong>Vielfalt</strong> der möglichen Übergänge nicht gerecht. Es empfiehlt sich zudem, im<br />
Hinblick auf die beruflichen Perspektiven und die Zusammenhänge von Studium<br />
und Beruf zumindest drei Gruppen von Studiengängen und Berufen zu<br />
unterscheiden:<br />
a) Studium als Vorbereitung auf herausragende Berufspositionen (etwa Arzt-<br />
und Lehrerberuf). Entweder man wird nach einem universitären Studium in<br />
der entsprechenden Berufsgruppe eingestellt, oder die berufliche Position<br />
wird in vieler Hinsicht als inadäquat beurteilt, weil es in fachnahen<br />
Bereichen keine graduellen Abstufungen der Berufsränge gibt. So werden<br />
etwa im medizinischen Bereich die medizinischen Pflege- und Laborberufe<br />
als weit entfernt von einer angemessen Beschäftigung empfunden;<br />
b) Studium als Vorbereitung auf die höheren Ränge einer feingliedrigen<br />
beruflichen Hierarchie. Dies ist etwa im kaufmännischen oder technischen<br />
Bereich von Industrie und privaten Dienstleistungen der Fall. Hier bereiten<br />
schon in der Ausbildung eine Hierarchie von <strong>Universität</strong>s-, Fachhochschul-<br />
und Techniker- bzw. Fachschul- und weitere Berufsausbildungen auf unterschiedliche<br />
berufliche Positionen vor. Wenn die Hochschulen schneller expandieren<br />
als die Beschäftigungsangebote, kommt es leicht zu einem Verdrängungsprozess<br />
nach unten („vertikale Substitution“);<br />
c) Studium beinhaltet nicht die Vorbereitung für bestimmte Berufe: Manche<br />
Studienfächer an <strong>Universität</strong>en sind in erster Line disziplinär geprägt und<br />
haben keine großen Berufsbereiche, für die sie die dominierenden<br />
Lieferanten sind. Die Absolventinnen und Absolventen dieser vor allem<br />
geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer (z.B. Geschichte und Soziologie)<br />
sind darauf eingestellt, dass dem Studium wahrscheinlich ein<br />
schwieriger Übergangsprozess folgt und dass auch die Belohnungen in<br />
Form von Einkommen und gesellschaftlicher Position möglicherweise bescheidener<br />
sind.