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Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag

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(B)<br />

Walter Hirche<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />

tut. Vielleicht wird auch Herr Mark seine Zustimmung<br />

signalisieren.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Michael<br />

Meister [CDU/CSU]: Wir klatschen für die<br />

FDP-Fraktion mit!)<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Das werden<br />

wir jetzt von dem Kollegen Lothar Mark selber hören. Er<br />

spricht für die SPD-Fraktion.<br />

Lothar Mark (SPD): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!<br />

Liebe Kollegen! Die Vorredner haben jeweils viel<br />

Zutreffendes gesagt, vieles, was unterstützt werden kann.<br />

Insbesondere möchte ich Herrn Hirche beipflichten, der<br />

Aussagen über die Bürokratie getroffen hat, die vielen<br />

Entwicklungsprozessen entgegensteht. Aber auch die<br />

Kollegin Grießhaber und der Kollege Koschyk haben vieles<br />

gesagt, was ich unterstreichen kann.<br />

Es gab jedoch auch einige Elemente, die ich nicht teile.<br />

Zunächst einmal denke ich, dass Sparen im gesamten<br />

Haushalt angebracht ist<br />

(Hans-Eberhard Urbaniak [SPD]: Bitter<br />

notwendig ist!)<br />

und dass auch der Schulsektor nicht ausgenommen werden<br />

darf, es sei denn, man würde durch das Sparen Strukturen<br />

vor Ort zerstören. Dies ist nicht der Fall. Die Auslandsschulen,<br />

zumindest soweit ich sie kenne, sind in<br />

einem sehr guten Zustand. Aber man muss dazu sagen,<br />

dass wir uns allmählich doch überlegen müssen, ob noch<br />

weitere Kürzungen vorgenommen werden dürfen.<br />

Zu sagen, Herr Hirche, man würde die Probleme allein<br />

mit mehr Geld lösen, ist mit Sicherheit unzutreffend;<br />

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN – Walter Hirche [FDP]: Das<br />

habe ich nicht gesagt!)<br />

denn es kommt immer darauf an, wie man diese Gelder<br />

einsetzt.<br />

(Walter Hirche [FDP]: Selbstverständlich! –<br />

Zuruf von der CDU/CSU: Aber Geld kann auch<br />

nicht schaden!)<br />

Diejenigen, die im Haushaltsausschuss sind, wissen,<br />

dass wir immer mehr dazu übergehen, mehr Eigenverantwortung<br />

zu verlangen. Das heißt, Fördern ja, aber von<br />

dem Partner muss auch etwas gefordert werden. Eigenverantwortung<br />

heißt meiner Überzeugung nach zum Beispiel,<br />

dass wir immer mehr zur Budgetverantwortung<br />

übergehen müssen. Das bedeutet, dass Schulen auch für<br />

zusätzliche Akquisitionen von Finanzierungsquellen zuständig<br />

sein müssen. Es wurde bereits angesprochen, dass<br />

sich die Wirtschaft engagiert. Dieses Engagement ist mit<br />

Sicherheit zu vermehren. Es geht aber auch darum, dass<br />

in dem jeweiligen Betrieb Mittel eingespart werden. Ich<br />

könnte dazu sehr vieles sagen, weil ich viele Jahre an verantwortlicher<br />

Stelle in einem Schulbetrieb war. Es ist<br />

unabdingbar, dass wir die Haushaltsprinzipien, die<br />

ansonsten in fast allen fortschrittlichen Gemeinden der<br />

22537<br />

Bundesrepublik praktiziert werden, auch in diesem Bereich<br />

anwenden, indem wir zum Beispiel die gegenseitige<br />

Deckungsfähigkeit herbeiführen und veranlassen, dass<br />

die Mittel in das nächste Jahr übertragen werden können,<br />

damit nicht mehr das Oktober-, November- oder Dezemberfieber<br />

ausbricht und alle vorhandenen Mittel ausgegeben<br />

werden. Diese Diskussion muss auch mit den Verantwortlichen<br />

geführt werden.<br />

Ich weise ferner darauf hin, dass der verstärkte Einsatz<br />

von Ortslehrkräften weiter geprüft werden muss. In diesem<br />

Zusammenhang bin ich für Ihre Hinweise dankbar,<br />

Herr Hirche. Es kann nämlich nicht sein, dass gesagt wird,<br />

nur deutsche Lehrkräfte seien in der Lage, die Schulen mit<br />

dem entsprechenden Flair und Wissen zu versorgen. Dies<br />

können auch die Lehrkräfte vor Ort, wenn sie eine adäquate<br />

Ausbildung haben und sich pädagogisch so einbringen,<br />

wie wir uns das wünschen.<br />

Wir müssen die Auslandsschulen stärker in die Netzwerke<br />

einbinden und diese Netzwerke ausbauen. Wir können<br />

dadurch wesentlich größere Spar- und Synergieeffekte<br />

erzielen. Es ist auch schon mehrfach darauf hingewiesen<br />

worden, dass wir im europäischen Kontext stärker zusammenarbeiten<br />

müssen. Ich erwähne die deutsch-französische<br />

Schule in Manila und die deutsch-britisch-französische<br />

Schule in Taipeh. Ich bin ferner der Auffassung, dass<br />

wir im gesamten Auslandsschulwesen auch mit Österreich<br />

und der Schweiz stärker kooperieren sollten.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut! – Hartmut<br />

Schauerte [CDU/CSU]: Das wäre schon einmal<br />

ein Anfang!)<br />

Die Bundesregierung hat insgesamt erkannt, dass in<br />

der auswärtigen Kulturpolitik neue Wege beschritten werden<br />

müssen. Dies rechtfertigt nach unserer Auffassung<br />

auch maß- und sinnvolle Einsparungen. Die Zeiten der<br />

Kulturförderung mit der Gießkanne, wie es sie zum Teil<br />

gegeben hat, sind aufgrund der angespannten Haushaltslage<br />

längst vorbei. Wir müssen eine neue strategische<br />

Ausrichtung vornehmen. Ich weise ausdrücklich darauf<br />

hin, dass ich darin auch Chancen sehe. Wenn besondere<br />

Umstände vorliegen, müssen wir Einzelfallprüfungen<br />

vornehmen, um entscheiden zu können, wo etwas eingespart<br />

werden kann.<br />

Es ist unbestritten – das ist eine Erkenntnis, die sich aus<br />

den Ereignissen des 11. September ergeben hat –, dass wir<br />

uns, langfristig gesehen, über den Mitteleinsatz in der auswärtigen<br />

Kulturpolitik verständigen und dass wir uns verstärkt<br />

dafür einsetzen müssen, die Mittel signifikant zu erhöhen.<br />

Wir müssen bei der Betrachtung der Schulen eines feststellen<br />

– ich verweise in diesem Zusammenhang auf die<br />

Kritiker, die pauschal behaupten, die Auslandsschulen<br />

würden schlecht dastehen –: Genauso wie in der Bundesrepublik<br />

selbst gibt es auch im Ausland auf der einen Seite<br />

Schulen, die gut und auf der anderen Seite welche, die weniger<br />

gut ausgestattet sind. Wenn man aber genau hinschaut,<br />

dann sieht man – das wissen unsere Kommunalpolitiker<br />

–, dass die Probleme oft bei der Schulleitung und<br />

nicht beim Geldgeber liegen.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

(C)<br />

(D)

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