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Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag

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22550<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />

entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.<br />

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 11 auf:<br />

Beratung der Beschlussempfehlung und des <strong>Bericht</strong>s<br />

des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie<br />

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten<br />

Rainer Brüderle, Hildebrecht Braun<br />

(Augsburg), Jörg van Essen und weiterer Abgeordneter<br />

der Fraktion der FDP<br />

Bundeskartellamt personell stärken<br />

– Drucksachen 14/5575, 14/8134 –<br />

<strong>Bericht</strong>erstattung:<br />

Abgeordneter Rolf Kutzmutz<br />

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die<br />

Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die FDP<br />

fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch.<br />

Dann ist es so beschlossen.<br />

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen<br />

Uwe Jens das Wort für die SPD-Fraktion.<br />

Dr. Uwe Jens (SPD): Frau Präsidentin! Ich möchte<br />

zunächst den Zusammenbruch des Holzmann-Konzerns<br />

sehr bedauern. Wenn Elefanten fallen, geschieht dies mit<br />

großer Lautstärke. Kleine Unternehmen sterben bekanntlich<br />

lautlos. Die Bauwirtschaft hat heute Abend ein großes<br />

Opfer zu beklagen. Diese Besorgnis erregende Entwicklung<br />

können wir nur mit Bedauern zur Kenntnis nehmen.<br />

Es ist deutlich geworden: In unserer offenen Gesellschaft<br />

sterben auch große und nicht nur kleine und mittlere Unternehmen.<br />

Der Antrag der FDP, in dem mehr Personal für das<br />

Kartellamt gefordert wird, beachtet aus meiner Sicht die<br />

Tatsache nicht, dass es nicht auf die Zahl der Beschäftigten<br />

im Kartellamt ankommt, sondern auf die Qualität<br />

ihrer Arbeit, die in diesem Amt bekanntlich recht gut ist.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Aber es muss mehr<br />

Arbeit geleistet werden!)<br />

Die Masse alleine macht es nicht.<br />

(Walter Hirche [FDP]: Aber ein paar Leute<br />

mehr müssen schon sein, lieber Herr Kollege<br />

Jens!)<br />

Wir werden also die Beschlussempfehlung des Ausschusses<br />

annehmen und den Antrag damit ablehnen.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Das überrascht uns!)<br />

Das Amt braucht in der Tat über eine längere Frist gesehen<br />

etwas mehr Personal, insbesondere wenn es endgültig<br />

die Kompetenzen hat, sich verstärkt um den Stromund<br />

Gasmarkt zu kümmern, und insbesondere auch dann,<br />

wenn möglicherweise langfristig die Regulierung für Post<br />

und Telekommunikation beim Kartellamt und nicht mehr<br />

bei der Regulierungsbehörde angesiedelt sein wird. Das<br />

wäre aus meiner Sicht langfristig eine gute Perspektive.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Und was machen wir<br />

bis dahin?)<br />

Vor allem für den Strom- und Gasmarkt ist es notwendig,<br />

die sofortige Vollziehbarkeit von Beschlüssen des Kartellamtes<br />

einzuführen und möglicherweise auch die Beweislast<br />

umzukehren. All dies wird zu mehr Personal führen,<br />

wenn die Kompetenzen dort sind. Zurzeit ist die Personalaufstockung<br />

nach meiner Meinung wirklich keine so<br />

gute Idee.<br />

Wir haben auch die Tatsache zu berücksichtigen, dass<br />

sich nicht nur das Kartellamt um Wettbewerb kümmert,<br />

sondern vor allem auch die Generaldirektion IV in Brüssel.<br />

Herr Monti hat aus meiner Sicht bisher sehr gute Arbeit<br />

geleistet.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Ach, dann brauchen wir<br />

nichts mehr zu tun?)<br />

Die Öffnung des Telekommunikationsmarktes und<br />

auch die anfängliche Öffnung des Strommarktes haben zu<br />

Preissenkungen geführt. Man muss darauf achten, dass<br />

der entstandene Wettbewerb nun nicht etwa durch neue<br />

Monopolbildung auf diesem Markt kaputtgemacht wird.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Eben! Wer soll aufpassen?<br />

Wer soll das machen? – Walter Hirche<br />

[FDP]: Alles gegen den erbitterten Widerstand<br />

der SPD-Fraktion!)<br />

Ich hoffe sehr, dass es auch in Zukunft bei „Call-by-Call“-<br />

Ortsgesprächen zu einem Wettbewerb kommen wird, wie<br />

wir ihn für Ferngespräche bereits kennen. Der Widerstand<br />

gegen die weitere Öffnung ist nun wirklich zuerst – das<br />

muss man zugeben, wenn man fair ist – in Frankreich zu<br />

suchen, nicht etwa in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Das kann man nicht behaupten.<br />

(Walter Hirche [FDP]: Es geht mir um die bisherigen<br />

Schritte! Da waren Sie gegen alles!)<br />

Meine Damen und Herren, die Unternehmen wollen<br />

alle immer gerne weniger Wettbewerb, aber das muss<br />

man als Politiker immer wieder deutlich brandmarken.<br />

Das kann nicht sein. Wer ein Monopol hat, möchte es<br />

natürlich am liebsten behalten. Das ist menschlich allzu<br />

verständlich, aber wir müssen dafür sorgen, dass der Wettbewerb<br />

nicht einschläft, sondern immer wieder neu belebt<br />

wird.<br />

Erlauben Sie mir, noch einmal drei relativ banale Erkenntnisse<br />

vorzutragen:<br />

Erstens. Der Wettbewerb, den wir hier in Deutschland<br />

kennen und der, wie man gesehen hat, in der Bauwirtschaft<br />

ruinös ist, wird nicht etwa nur durch Wettbewerbspolitik<br />

gesichert, auch nicht allein durch das Kartellamt<br />

oder allein durch Herrn Monti. Wenn wir den Wettbewerb<br />

erhalten wollen, was für die Entwicklung unserer Gesellschaft<br />

und unserer Wirtschaftsordnung elementar wichtig<br />

ist,<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Eben!)<br />

müssen wir uns mehr und verstärkt um kleine und mittlere<br />

Unternehmen kümmern.<br />

(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das erzählen wir<br />

jeden Sonntag! – Gudrun Kopp [FDP]: Das sagen<br />

Sie mal Ihrer eigenen Regierung!)<br />

(C)<br />

(D)

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