30.11.2012 Aufrufe

Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

(A)<br />

(B)<br />

Dr. Uwe Jens<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />

Das werden wir in Zukunft tun. Wir müssen die Wirtschafts-<br />

und Steuerpolitik so gestalten, dass sie Kleine<br />

und Mittlere begünstigt und Große gegenüber Kleinen<br />

und Mittleren eher benachteiligt.<br />

Zweitens. Der Zeitgeist schwankt bekanntlich stets<br />

sehr stark, aber die Lösungen, die in Japan zur Sicherung<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung zurzeit getätigt werden<br />

oder früher getätigt wurden, sind keine rationalen, vernünftigen<br />

Lösungen. Wir brauchen in Deutschland mehr<br />

Dynamik und wir brauchen mehr Investitionen und Innovationen<br />

durch Wettbewerb.<br />

Die Tatsache, dass der Wettbewerb leider immer weniger<br />

Interessenvertreter hat, auch hier im Deutschen <strong>Bundestag</strong>,<br />

erfüllt mich besonders mit Sorge. Der Wettbewerb<br />

hat in keiner Partei mehr eine echte Lobby – das ist bedauerlich–,<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Was ist „eine echte<br />

Lobby“?)<br />

die sich intensiv für Wettbewerb einsetzt, mit allen Konsequenzen,<br />

ohne Wenn und Aber.<br />

(Gudrun Kopp [FDP]: Auch dafür braucht man<br />

Personal!)<br />

Es gibt nämlich einige unumstößliche ökonomische Tatsachen.<br />

Zum Beispiel haben offene Märkte bisher dazu<br />

beigetragen, dass der Wohlstand in unserer Gesellschaft<br />

enorm gestiegen ist.<br />

(Walter Hirche [FDP]: Sehr gut!)<br />

Wir haben für das letzte Jahrhundert, von 1920 bis 1939,<br />

eine Phase des Protektionismus festzustellen. Am Ende<br />

dieser protektionistischen Phase standen der Krieg und<br />

die Ausdehnung der Armut in der gesamten Welt. Seit<br />

1950 gab es eine Phase der Marktöffnung, des Wettbewerbs<br />

und des internationalen Handels. Am Ende dieser<br />

Phase stand ein Wohlstand, wie wir ihn in diesem Lande<br />

bisher noch nie erlebt haben.<br />

Meine Damen und Herren, wenn wir den Wettbewerb<br />

fördern, dann fördern wir gewissermaßen auch die Senkung<br />

der Preise. Dann tun wir etwas für kleine und mittlere<br />

Unternehmen. Dann sorgen wir für mehr Investitionen<br />

und Neuerungen in der Wirtschaft. Dann begrenzen<br />

wir sozusagen die Macht der großen Konzerne und tun<br />

auch etwas gegen Korruption in der Wirtschaft. Dort, wo<br />

der Wettbewerb funktioniert, hat Korruption aus unserer<br />

Sicht keine Chance.<br />

Meine Damen und Herren, es kommt nun aber nicht<br />

darauf an, die Bürokratie groß aufzublähen. Es kommt darauf<br />

an, eine offene Gesellschaft mit möglichst viel Wettbewerb<br />

zu erhalten. Lassen Sie uns in Ruhe darüber nachdenken,<br />

was getan werden muss und was nicht getan<br />

werden darf.<br />

Herzlichen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Werner<br />

Schulz [Leipzig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN])<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Für die CDU/CSU-<br />

Fraktion spricht jetzt der Kollege Hartmut Schauerte.<br />

Hartmut Schauerte (CDU/CSU): Frau Präsidentin!<br />

Meine Damen und Herren! Wenn es wirklich so ist, wie<br />

die Nachrichten jetzt lauten, dann ist der Zusammenbruch<br />

des Holzmann-Konzerns für die vielen Tausend Mitarbeiter<br />

und ihre Familien, für die vielen Tausend Zulieferbetriebe<br />

und für die vielen anderen, die mitgewirkt haben,<br />

eine sehr bedrückende Nachricht.<br />

(Hans-Eberhard Urbaniak [SPD]: Ja!)<br />

Die betreffenden Personen haben unser ganzes Mitgefühl<br />

verdient.<br />

Aber bei dieser traurigen Gelegenheit darf man ja<br />

schon einmal daran erinnern, dass mit der damaligen Rettungsaktion<br />

durch den Bundeskanzler<br />

(Wolfgang Weiermann [SPD]: Das hätten Sie<br />

sich jetzt aber sparen können!)<br />

so etwas wie ein Ruck durch das Land ging und dem Bundeskanzler<br />

eine ganz neue Wirtschaftskompetenz zuwuchs.<br />

Auch das Versprechen, das er damals gemacht hat,<br />

und die Hoffnungen und Erwartungen, die er damals geweckt<br />

hat, hat er nicht halten können.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –<br />

Wolfgang Weiermann [SPD]: Das hätten Sie<br />

sich jetzt aber sparen können!)<br />

Es ist auch eine wichtige Mahnung an die Politik, den<br />

Mund in solchen Fragen nicht zu voll zu nehmen und sich<br />

mit solch schwierigen Prozessen sehr zurückhaltend und<br />

vernünftig zu befassen.<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Kollege, gestatten<br />

Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Urbaniak?<br />

Hartmut Schauerte (CDU/CSU): Gerne.<br />

22551<br />

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Bitte sehr, Herr<br />

Kollege.<br />

Hans-Eberhard Urbaniak (SPD): Herr Kollege<br />

Schauerte, die damalige Situation war davon geprägt,<br />

dass, wenn nichts getan worden wäre, der ganze Konzern<br />

zusammengebrochen wäre. Der Bundeskanzler ist gebeten<br />

worden einzugreifen. Flugs haben sich die Oberbürgermeisterin<br />

von Frankfurt und der Ministerpräsident<br />

von Hessen schnell neben ihn gestellt und gesagt, dass<br />

sein Vorgehen richtig sei. Dem Unternehmen ist damals<br />

eine Chance eingeräumt worden, durch eigene Sanierung<br />

und entsprechende Maßnahmen die Grundlagen dafür zu<br />

schaffen, im Wettbewerb zu bleiben. Mehr konnte der<br />

Kanzler nicht tun.<br />

Jetzt sind es die Banken, die sich – bis auf eine ganz<br />

große – zurückziehen und sagen: Wir wollen mit diesem<br />

Laden nichts mehr zu tun haben.<br />

(Walter Hirche [FDP]: Mit dieser Entscheidung<br />

hat Schröder viele mittelständische Baubetriebe<br />

ruiniert! Das ist doch die Wahrheit!)<br />

Sie tun dies, ohne gründlich zu prüfen, ob nicht doch<br />

noch ein Konsens möglich ist, um dieses Unternehmen<br />

(C)<br />

(D)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!