Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
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22474<br />
Peter Götz<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />
Genauso läuft es zwischen dem Bundeskanzler und den<br />
deutschen Kommunen ab. Das ist in unseren Augen unanständig.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Ich nenne Ihnen ein weiteres Beispiel. Wir streiten in<br />
diesen Tagen über dieses unsägliche Zuwanderungsgesetz.<br />
(Harald Friese [SPD]: „Unsäglich“?)<br />
Auch das verstößt neben vielen Mängeln auch bei der Finanzierungsregelung<br />
gegen die guten Sitten.<br />
(Lachen bei der SPD – Bernd Scheelen [SPD]:<br />
Zwei Drittel zahlt der Bund, ein Drittel die Länder!<br />
Nehmen Sie das mal zur Kenntnis!)<br />
Über Kosten steht in diesem Gesetz überhaupt nichts. Die<br />
Integrations- und Sprachkurse kosten viel Geld. Der<br />
Deutsche Städte- und Gemeindebund rechnet mit einer<br />
dreiviertel Milliarde pro Jahr. Es ist schon ein starkes<br />
Stück, die Kosten- und Finanzierungsfragen beim Zuwanderungsgesetz<br />
auszuklammern, um sie dann später<br />
per Rechtsverordnung oder wie auch immer den Gemeinden<br />
aufzubürden.<br />
(Antje-Marie Steen [SPD]: Sie sollten mal in<br />
den Gesetzentwurf gucken! – Oswald Metzger<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt<br />
doch nicht!)<br />
– Da steht nichts drin. Wir haben hineingeschaut.<br />
Genauso schlimm ist, was wir heute in der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ lesen – hören Sie gut zu! –: Der Bundeskanzler<br />
will sich mit finanziellen Zugeständnissen im<br />
Bundesrat eine Mehrheit sichern, das heißt finanzschwache<br />
Länder kaufen.<br />
(Albert Deß [CDU/CSU]: Staatsbestechung ist<br />
das!)<br />
Der Bundeskanzler und SPD-Bundesvorsitzende ist gut<br />
beraten, den Eindruck, Deutschland sei eine Bananenrepublik,<br />
der durch die SPD-Schmiergeldaffären zunehmend<br />
entsteht,<br />
(Konrad Gilges [SPD]: Amigo! Amigo!)<br />
nicht noch durch Kaufen von Länderstimmen im Bundesrat<br />
zu vergrößern. Der Schaden in Deutschland ist groß<br />
genug.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Friese<br />
[SPD]: Die Länder sind doch nicht korrupt,<br />
Herr Kollege! Was soll das denn? – Bernd<br />
Scheelen [SPD]: Wer im Geldkoffer sitzt, sollte<br />
nicht mit Steinen werfen! – Weitere Zurufe von<br />
der SPD)<br />
Politik darf nicht käuflich sein, und zwar von niemandem,<br />
auch nicht vom Bundeskanzler. Das gilt auch gegenüber<br />
dem Bundesrat, ob Ihnen das passt oder nicht.<br />
(Widerspruch bei der SPD)<br />
– Frau Präsidentin, bekomme ich die Chance, weiterzureden?<br />
Vizepräsidentin Petra Bläss: Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen, wir sind nicht auf dem Fußballfeld, sondern<br />
im Plenarsaal des Deutschen <strong>Bundestag</strong>s. Ich bitte<br />
um die entsprechende Aufmerksamkeit.<br />
(Harald Friese [SPD]: Das liegt doch nicht an<br />
uns, Frau Präsidentin!)<br />
Peter Götz (CDU/CSU): Vielen Dank, Frau Präsidentin.<br />
– Ich habe Verständnis dafür, dass das schmerzt.<br />
Lassen Sie mich zusammenfassen. Diese Bundesregierung<br />
hat die Kommunen innerhalb von nur dreieinhalb<br />
Jahren an den Rand des finanziellen Ruins regiert.<br />
(Beifall des Abg. Jochen-Konrad Fromme<br />
[CDU/CSU] – Johannes Kahrs [SPD]: Sie sollten<br />
sich schämen!)<br />
Das ist schlimm<br />
(Lachen bei der SPD – Susanne Kastner [SPD]:<br />
Sie sind auch schlimm für unser Land!)<br />
– das ist überhaupt nicht zum Lachen; reden Sie doch mal<br />
mit den Kämmerern in Ihrem Wahlkreis –, das ist schlimm<br />
für die Städte und Gemeinden, aber auch für unser Land.<br />
Damit muss jetzt Schluss sein.<br />
Zweitens brauchen wir dringend einen Politikwechsel.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
In Deutschland brauchen wir wieder eine kommunalfreundliche<br />
anstatt einer kommunalfeindlichen Politik.<br />
Wir wollen, dass sich die Menschen in unseren Städten<br />
und Gemeinden wohl fühlen. Dazu gehört auch eine gute<br />
kommunale Struktur. Nur leistungsfähige und starke<br />
Kommunen können zum Erfolg beitragen. Die Politik<br />
muss dafür die Rahmenbedingungen setzen. Die<br />
CDU/CSU-<strong>Bundestag</strong>sfraktion ist dazu bereit.<br />
Vielen herzlichen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ingrid<br />
Holzhüter [SPD]: Wer im Glashaus sitzt, sollte<br />
nicht mit Steinen werfen!)<br />
Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächster Redner ist<br />
der Kollege Oswald Metzger für die Fraktion Bündnis 90/<br />
Die Grünen.<br />
Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine beiden<br />
Vorredner von SPD und CDU/CSU waren Bürgermeister,<br />
der eine in Heilbronn, der andere – das habe ich<br />
inzwischen nachgelesen, Herr Götz – in Rastatt. Ich bin<br />
seit 22 Jahren Kommunalpolitiker. Bei dieser Debatte<br />
muss es einem kommunalen Praktiker wie mir ein bisschen<br />
übel werden. Die Kommunalpolitiker aller Fraktionen<br />
haben doch seit Jahrzehnten dasselbe Problem mit<br />
den übergeordneten Ebenen.<br />
(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie<br />
wollten es doch besser machen!)<br />
(C)<br />
(D)