Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(A)<br />
(B)<br />
22514<br />
Parl. Staatssekretär Dr. Eckhart Pick<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />
das wir in Auftrag gegeben haben und das angekündigt<br />
worden ist.<br />
(Norbert Geis [CDU/CSU]: Darauf warten wir<br />
schon drei Jahre! – Gegenruf des Abg. Jörg<br />
van Essen [FDP]: Trotzdem ist es eine wichtige<br />
Grundlage!)<br />
– Herr Geis, es ist klug, dass wir unsere Vorhaben – auch<br />
wir haben solche – so lange zurückstellen, bis wir entsprechende<br />
solide Grundlagen haben.<br />
(Jörg van Essen [FDP]: Genau! Das ist der richtige<br />
Weg! – Gegenruf des Abg. Norbert Geis<br />
[CDU/CSU]: Aber das dauert zu lange!)<br />
Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, schwerwiegende<br />
Begehungsformen im Bereich der Korruptionsund<br />
Sexualdelikte in den Katalog des § 100 a StPO aufzunehmen.<br />
Aber dafür fehlen uns entsprechende Erkenntnisse.<br />
Wir sollten im Interesse einer zielgerichteten Lösung<br />
darauf warten, bis die entsprechenden Grundlagen<br />
vorliegen. Dann sind wir bereit, entsprechende Vorschläge<br />
zu machen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der SPD und der FDP)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das Wort<br />
hat nun der Kollege Norbert Geis von der CDU/CSU-<br />
Fraktion.<br />
Norbert Geis (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine<br />
sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man einmal von<br />
den Maßnahmen absieht, die im Zusammenhang mit den<br />
Anschlägen vom 11. September 2001 notwendig waren<br />
und denen wir zugestimmt haben, ist festzustellen: Die<br />
Koalition hat in den letzten drei Jahren zur Verbrechensbekämpfung,<br />
zur Bekämpfung der allgemeinen Kriminalität<br />
und der organisierten Kriminalität, und zum besseren<br />
Schutz vor Sexualdelikten, nichts, aber auch gar nichts<br />
vorgelegt. Eingangs muss also festgehalten werden: Hier<br />
hat die Koalition ganz entscheidend versagt; daran kann<br />
man nicht deuteln.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU –<br />
Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Diese<br />
Floskel hat sich bei Ihnen schon ganz schön verbraucht!)<br />
In diese Richtung passt natürlich Ihr Verhalten zur<br />
Kronzeugenregelung. Die Vorgängerregierung hat es<br />
sich hierbei nicht so einfach gemacht. Wir haben von 1989<br />
bis 1998 eine ganze Reihe von Gesetzentwürfen vorgelegt<br />
und durch das Parlament gebracht, die ganz entscheidend<br />
mit dazu beigetragen haben, vom Gesetzgeber her den<br />
Schutz der Allgemeinheit vor Verbrechen besser zu stellen,<br />
als dies vorher der Fall gewesen ist. Denken Sie nur<br />
an die Kronzeugenregelung, die wir 1989 eingeführt haben.<br />
Denken Sie an das erste Gesetz gegen die organisierte<br />
Kriminalität von 1992, an das Verbrechensbekämpfungsgesetz<br />
von 1994, an das Geldwäschegesetz,<br />
das wir zum ersten Mal durch das Parlament gebracht haben,<br />
an den besseren Schutz vor Sexualdelikten und da-<br />
ran, dass wir gemeinsam mit Ihnen und der FDP das<br />
Wohnraumüberwachungsgesetz durchgesetzt haben. All<br />
das sind Maßnahmen, die dazu geeignet sind, unsere Bevölkerung,<br />
also die Menschen im Land, besser vor Verbrechen<br />
zu schützen.<br />
(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Einer muss das<br />
ja machen!)<br />
Nach wie vor besteht Handlungsbedarf. Nach wie vor<br />
gibt es insbesondere eine steigende Jugenddelinquenz,<br />
und zwar vor allem bezogen auf Gewalttaten. Niemand<br />
kann davon ausgehen, dass der Terrorismus besiegt<br />
wurde. Des Weiteren gibt es eine sich weiter ausbreitende<br />
organisierte Kriminalität.<br />
Die Regierung tut nichts. Sie legt die Hände in den<br />
Schoß und lässt alle Anträge, die wir in den letzten drei<br />
Jahren auf den Tisch gelegt haben, einfach unbeachtet.<br />
Unsere Fraktion hat allein in den letzten drei Jahren zehn<br />
Gesetzgebungsvorschläge gemacht, die zur Verbesserung<br />
der inneren Sicherheit beitragen sollten.<br />
Denken Sie zum Beispiel an unseren zweiten Anlauf<br />
für ein Gesetz, das zu einem besseren Schutz vor Sexualdelikten<br />
beitragen soll. Natürlich haben wir auch ein Gesetz<br />
zur Verlängerung der Kronzeugenregelung vorgelegt.<br />
Schließlich haben wir das jetzt zu beratende Gesetz vorgelegt,<br />
gegen das Sie nun juristische Einwände vorgebracht<br />
haben. Verehrter Herr Pick, diese kamen aber zu<br />
spät. Warum haben Sie diese nicht im Ausschuss vorgetragen?<br />
Warum sind wir im Ausschuss nicht ins Gespräch<br />
gekommen? Sie waren dazu nicht bereit. Sie haben von<br />
vornherein alles vom Tisch gewischt, weil Ihnen die innere<br />
Sicherheit nicht am Herzen liegt. Das lag sie noch nie<br />
und das wird wohl auch nie der Fall sein.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster<br />
[SPD]: Herr Geis, Sie brauchen nicht so laut zu<br />
werden! Sie sind auf der falschen Seite! Außer<br />
Bellen kommt da nichts mehr!)<br />
Es ist so. Zeigen Sie mir einen Gesetzentwurf Ihrer Koalition<br />
für die innere Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung.<br />
Tabula rasa – es ist nichts vorhanden. Sie haben<br />
nichts zustande gebracht. Das muss man der<br />
Öffentlichkeit deutlich sagen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster<br />
[SPD]: Die innere Sicherheit ist bei uns zu einem<br />
Thema geworden!)<br />
Es ist so. Sie können dazwischenbrüllen, so lange Sie wollen.<br />
Es ist und bleibt so. Sie können es ja ändern. Legen<br />
Sie endlich eine Kronzeugenregelung vor. Sie haben das<br />
aber bis heute nicht getan.<br />
(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wir sind für die innere<br />
Sicherheit zuständig! Basta! – Gegenruf des<br />
Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: „Basta“<br />
sagt Ihr Bundeskanzler! Erst kündigt er an, dass<br />
etwas getan wird, dann kommt aber nichts!)<br />
– Noch habe ich das Wort!<br />
Unser Gesetzentwurf sieht eine Verbesserung der<br />
Möglichkeiten vor, Gewinne aus Verbrechen abzuschöpfen.<br />
Man kann darüber streiten, ob dieses oder jenes viel-<br />
(C)<br />
(D)