Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(A)<br />
(B)<br />
Norbert Geis<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002<br />
Das ist ein Zeichen dafür, dass Sie dem Volk nicht alles<br />
zutrauen. Insofern ist Ihr Gesetzentwurf nicht ganz plausibel<br />
und vielleicht auch nicht ganz glaubwürdig.<br />
Zweitens. Sie sollten ein wenig vorsichtiger mit dem<br />
umgehen, was in diesem Haus an Gesetzgebungsarbeit<br />
geleistet wird. Oft kann eine sehr komplizierte Materie<br />
erst nach mehreren Anhörungen, nach mehreren Debatten<br />
und Abwägungsprozessen sowie nach mehreren Gesprächen<br />
der <strong>Bericht</strong>erstatter im Ausschuss verabschiedet<br />
werden. Danach muss sie noch einmal im Plenum beraten<br />
und verabschiedet werden. So etwas ist – das werden Sie<br />
mir zugeben – in dem Meinungsbildungsprozess einer<br />
Volksinitiative natürlich nicht möglich. Sie können von<br />
der Bevölkerung auch nicht verlangen, dass sie sich in<br />
eine einzelne Sachfrage so einarbeitet, wie man es von einem<br />
Vertreter des Volkes verlangen kann und muss. Dafür<br />
sitzt er hier; er ist von der Bevölkerung in dieses Parlament<br />
abgeordnet worden, damit er sich um diese Angelegenheit<br />
besser, intensiver und vielleicht auch mit mehr<br />
Sachverstand kümmern kann, als es ein Geschäftsmann,<br />
ein Arbeiter an der Drehbank oder eine Erzieherin im Kindergarten<br />
tun könnte. Diese haben einen anderen Beruf<br />
und damit auch andere Sorgen und können sich nicht so<br />
in Details von Gesetzgebungsfragen vertiefen. Das ist<br />
eine Lebenserfahrung, die man bei dieser Debatte nicht<br />
wegwischen sollte.<br />
(Gerald Häfner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Fragen Sie doch lieber einmal die Ärzte<br />
oder Kindergärtnerinnen, ob sie das wollen oder<br />
nicht! Woher wissen Sie, ob sie das nicht wollen?)<br />
Drittens. Man darf natürlich auch nicht das Prinzip der<br />
Verantwortlichkeit in einer Massendemokratie übersehen.<br />
Man kann eine Partei dafür verantwortlich machen,<br />
wenn sie eine falsche Entscheidung trifft. Man kann einen<br />
Politiker verantwortlich machen, wenn er eine falsche<br />
Entscheidung trifft oder wenn man mit seiner Entscheidung<br />
nicht einverstanden ist. Aber man kann nicht all diejenigen,<br />
die im Rahmen eines Volksentscheides eine Entscheidung<br />
getroffen haben, verantwortlich machen, wenn<br />
die Entscheidung – das kann ja auch sein – falsch und<br />
nicht im Sinne der Fortentwicklung des Volkes ist. Das<br />
Prinzip der Verantwortlichkeit sollten Sie bei dieser Debatte<br />
nicht außer Acht lassen. Ich wollte das nur noch einmal<br />
deswegen anmerken, weil ich darauf öfter angesprochen<br />
worden bin.<br />
Danke schön.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Gerald Häfner<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer zahlt die<br />
Milliarden von Fehlplanungen? Das zahlen alles<br />
die Bürger!)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich<br />
schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzentwurfs<br />
auf Drucksache 14/8503 an die in der Tagesordnung<br />
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es anderweitige<br />
Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die<br />
Überweisung so beschlossen.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:<br />
22505<br />
– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten<br />
Norbert Geis, Erwin Marschewski (Recklinghausen),<br />
Wolfgang Bosbach, weiteren Abgeordneten<br />
und der Fraktion der CDU/CSU<br />
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung<br />
der Bekämpfung von Straftaten der<br />
organisierten Kriminalität und des Terrorismus<br />
– Drucksache 14/6834 –<br />
(Erste Beratung 192. <strong>Sitzung</strong>)<br />
– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat<br />
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung<br />
der Kronzeugenregelungen im Strafrecht<br />
(KrZErgG)<br />
– Drucksache 14/5938 –<br />
(Erste Beratung 192. <strong>Sitzung</strong>)<br />
– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat<br />
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung<br />
der Strafprozessordnung (§ 110 Abs. 1,<br />
§ 111 f Abs. 3, § 163 a Abs. 6 StPO)<br />
– Drucksache 14/6079 –<br />
(Erste Beratung 192. <strong>Sitzung</strong>)<br />
Beratung der Beschlussempfehlung und des <strong>Bericht</strong>s<br />
des Rechtsauschusses (6. Ausschuss)<br />
– Drucksache 14/8627 –<br />
<strong>Bericht</strong>erstattung:<br />
Abgeordnete Joachim Stünker<br />
Norbert Geis<br />
Volker Kauder<br />
Volker Beck (Köln)<br />
Jörg van Essen<br />
Dr. Evelyn Kenzler<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die<br />
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich höre<br />
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das<br />
Wort der Kollege Volker Kauder von der CDU/CSU-<br />
Fraktion.<br />
Volker Kauder (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine<br />
sehr verehrten Damen und Herren! Die organisierte Kriminalität<br />
und der Terrorismus sind eine ernsthafte Bedrohung<br />
für den inneren Frieden unserer Gesellschaft.<br />
Gewaltakte, Tote und ungeheure materielle Schäden sind<br />
die Auswirkungen auf die Öffentlichkeit. Es wäre ein gefährlicher<br />
Irrtum, gerade diese Kriminalitätsform zu unterschätzen.<br />
Es ist die vornehmste Aufgabe des Staates,<br />
den inneren Frieden unserer Gesellschaft zu schützen;<br />
denn nur so wird dem Einzelnen die Möglichkeit gegeben,<br />
seine persönliche Freiheit zu leben, wie es das Ideal unserer<br />
Staatsverfassung ist.<br />
Die CDU/CSU-<strong>Bundestag</strong>sfraktion ist davon überzeugt,<br />
dass dieses hohe Ziel dauerhaft nur dann aufrechterhalten<br />
(C)<br />
(D)