Stenographischer Bericht 227. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>227.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 21. März 2002 22589<br />
Es gilt, Fahrzeugfronten derart zu gestalten, dass die<br />
Zahl der Verkehrsopfer unter den Kindern, Fußgängern<br />
und Radfahrern weiter gesenkt wird bzw. deren Verletzungen<br />
gemindert oder sogar vermieden werden. Hierfür<br />
werden gerade entsprechende Anforderungen festgelegt.<br />
Auch der europäische Verband der Automobilhersteller<br />
hat das Problem erkannt und Vorschläge für eine freiwillige<br />
Selbstverpflichtung unterbreitet, die in die richtige<br />
Richtung gehen.<br />
Die angebotene Selbstverpflichtung basiert hinsichtlich<br />
der allgemeinen Fußgängerschutzvorschriften auf<br />
dem Richtlinienvorschlag der Kommission. Darum kann<br />
er überwiegend akzeptiert werden. Aber der angebotene<br />
Verzicht auf starre Frontbügel aus Metall an Kfz bis zu<br />
2,5 Tonnen ist jedoch nicht ausreichend. Viele Geländewagen<br />
würden nicht erfasst.<br />
Die Bundesregierung hat darum ein besonderes Interesse<br />
an der verbindlichen Festschreibung eines Verbotes<br />
von Frontschutzbügeln an Neufahrzeugen sowie deren<br />
Nachrüstung damit artikuliert. Das Verbot muss natürlich<br />
für alle PKW Geltung entfalten. Auf Drängen der Bundesregierung<br />
wurde in die Schlussfolgerungen des Rates die<br />
Aufforderung an die Kommission aufgenommen, zusätzlich<br />
zur vorliegenden Selbstverpflichtung entsprechende<br />
verbindliche europäische Vorschriften vorzulegen.<br />
Die Kommission will nach der noch ausstehenden Stellungnahme<br />
des Europäischen Parlaments, die Anfang<br />
April dieses Jahres erwartet wird, ihre Entscheidung zur<br />
Form der Vorschrift bekannt geben. Entweder wird es eine<br />
Richtlinie oder eine Selbstverpflichtung der Automobilindustrie<br />
mit obigem Inhalt geben. Mir ist zwar eine Richtlinie<br />
lieber; wenn allerdings der Weg der Selbstverpflichtung<br />
der Industrie schneller, aber ebenso gut zum Erfolg<br />
führt wie eine Richtlinie, kann ich diesen Weg mitgehen.<br />
Noch ein Wort zu Kreisverkehren: Die Vorteile von<br />
Kreisverkehren in Bezug auf Verkehrssicherheit und Verkehrsleitfähigkeit<br />
sind von der Union in ihrem Antrag gut<br />
und vollständig aufgelistet worden. Die reichhaltigen positiven<br />
Erfahrungen, die die Länder und Kommunen mit<br />
den von ihnen eingerichteten Kreisverkehren gesammelt<br />
haben, standen dem Antrag der Union ersichtlich Pate.<br />
Die Union hat auch erkannt, dass der eigentliche<br />
Adressat für die Errichtung von Kreisverkehren nicht die<br />
Bundesregierung ist, sondern die Straßenbauverwaltungen<br />
der Länder. Darum der Trick mit dem Sonderprogramm<br />
und die Aufforderung an den Bund, die Finanzierung<br />
so sicherzustellen. Hier wird von der Opposition in<br />
alter Manier Geld verteilt, ohne zu überlegen, ob es überhaupt<br />
vorhanden ist.<br />
Die Union sollte sich einmal überlegen, dass uns wohl<br />
sicher der Bundesrechnungshof in die Pflicht nehmen<br />
würde, wenn der Bund ohne Zuständigkeit für Länder und<br />
Gemeinden die Finanzierung von Bauvorhaben übernimmt.<br />
Was Bundesfernstraßen betrifft hat der Bund bereits,<br />
wo sachlich opportun, Kreisverkehre als Problemlösung<br />
an Unfallschwerpunkten realisiert.<br />
Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Wir debattieren<br />
heute zu nachtschlafender Zeit zwei für die Verkehrssi-<br />
cherheit in Deutschland sicherlich wichtige Punkte: Die<br />
Situation der Frontpartien von PKWs, insbesondere das<br />
Sonderproblem der so genannten Bullfänger, und auf Antrag<br />
der CDU/CSU die Sachlage der Kreisverkehre in<br />
Deutschland.<br />
Aus Sicht der Liberalen ist die Lösung des Problems<br />
fußgängerfreundlicherer Frontpartien seit langer Zeit notwendig<br />
und bedarf zu einer sachgerechten Lösung einer<br />
gesamteuropäischen Richtlinie, um nationale Sonderheiten<br />
auszuschließen. Hervorstechend hier ist die Sondersituation<br />
der so genannten Bullfänger, insbesondere an in<br />
der Innenstadt eingesetzten Geländewagen, die optisch<br />
zwar schön aussehen, bei Unfällen aber insbesondere<br />
Fußgänger und hier Kinder zusätzlich empfindlich verletzen<br />
können. Für die FDP erkläre ich klar, dass wir einer<br />
gesetzlichen Regelung zur Abschaffung dieser „Bullfänger“<br />
offen gegenüberstehen. Wir haben deshalb auch den<br />
gemeinsamen Antrag des Ausschusses für Verkehr, Bauund<br />
Wohnungswesen initiiert, dem wir vollinhaltlich zustimmen.<br />
Soweit sich auf europäischer Ebene eine kurzfristige<br />
Lösung dieser Gesamtproblematik nicht umsetzen<br />
lässt, sind wir damit einverstanden, dass die Bundesregierung<br />
auf nationaler Ebene eine entsprechende Änderung<br />
der Straßenverkehrszulassungsordnung umsetzt.<br />
Auch zum Kreisverkehr und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
sind die Liberalen positiv eingestellt. Der<br />
vorgelegte Antrag der Union geht aus unserer Sicht allerdings<br />
über das Ziel hinaus. Im Wesentlichen sind Kreisverkehre<br />
im innerstädtischen und kommunalen Straßenbereich<br />
notwendig. Für diese Finanzierung ist der<br />
<strong>Bundestag</strong> nicht zuständig, zumindest nicht, was die Ausbauplanung<br />
dieser Straßen angeht. Darüber hinaus halten<br />
wir es für den falschen Weg, die Finanzierung eines Sonderprogramms<br />
Kreisverkehre aus dem so genannten<br />
Anti-Stau-Programm vorzunehmen, zumindest so lange,<br />
wie die Finanzierung für die bereits dort beschlossenen<br />
Maßnahmen noch nicht einmal sichergestellt worden ist.<br />
Wir werden deswegen der Beschlussempfehlung des<br />
Ausschusses im Zusammenhang mit den Frontpartien der<br />
PKWs zustimmen und uns bei der Abstimmung über den<br />
Antrag der CDU/CSU der Stimme enthalten.<br />
Rosel Neuhäuser (PDS): Immer mehr Fahrzeuge<br />
werden von den Automobilherstellern mit Frontschutzbügeln<br />
ausgestattet. In den meisten Fällen handelt es sich dabei<br />
lediglich um einen in Mode geratenen Zierrat. Wirklichen<br />
Bedarf dafür gibt es eigentlich nur für Fahrzeuge auf<br />
dem Bau oder in der forstwirtschaftlichen Nutzung. In<br />
solchen Bereichen sind Frontschutzbügel ja auch sinnvoll.<br />
Hier dienen sie zum Schutz der Insassen. Im normalen<br />
Straßenverkehr allerdings stellen sie nur eine zusätzliche<br />
Gefährdung für Fußgänger und Fahrradfahrer dar.<br />
Das gilt vor allem für Kinder. Für Kinder befinden sich<br />
die Frontschutzbügel genau in Kopfhöhe. Das Material ist<br />
unnachgiebiger als die Kühlerhaube oder Stoßstange. Aus<br />
diesem Grunde kann, selbst bei geringem Tempo des<br />
Fahrzeuges, der Zusammenstoß für Kinder tödlich sein.<br />
Und alles nur, damit das Auto sportlicher und schneller<br />
aussieht.<br />
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