Rebecca Ciesielski <strong>10</strong> Max Czollek 14 Alexander Makowka 18 Tristan Marquardt 24 Darian Meier 28 Friederike Scheffler 32 Lea Schneider 36 Linus Westheuser 40
„Ich weiß nicht, was ein Gedicht ist.“ Oskar Pastior Und wir, nachdem wir uns über ein halbes Jahr lang in der Literaturwerkstatt Berlin getroffen haben, wir wissen es natürlich auch nicht – Gott sei Dank! Trotzdem haben wir, alle zusammen, einiges gelernt über Gedichte – wenn auch womöglich ganz Verschiedenes. Verschiedenes deshalb, weil die Teilnehmer der Werkstatt, schon aus Altersgründen, ganz unterschiedliche Absichten mit dem Schreiben von Gedichten verbanden und es manchmal gar nicht so einfach war, diese unterschiedlichen Ansätze als gleichberechtigt gelten zu lassen – und da nehme ich mich selbst nicht aus! Wo es für die jüngeren Teilnehmer ungewohnt war, auf rein formale oder strukturelle Forderungen reagieren zu müssen, ohne sich in die Häfen der Inhaltlichkeit, des selbst Erlebten oder Empfundenen zurückziehen zu dürfen, so war es für mich (und einige andere, wie ich glaube) eine überraschende Einsicht, daß es so etwas wie ein reines, also absichtsloses, regelgeleitetes Schreiben nicht gibt, daß Gedichte immer „auf etwas hin“ geschrieben sind. Was wir also gelernt haben: daß vieles Platz hat unter dem Begriff „Gedicht“. Und daß Toleranz ganz wesentlich eine intellektuelle Leistung darstellt. Wir hatten aber auch die beste Voraussetzung, die es gibt für die Arbeit mit Gedichten: ziemlich viel Zeit, um uns gegenseitig vorzulesen und zuzuhören. Natürlich wurde auch kritisiert, wurden Vorschläge gemacht, wurden Texte bewertet und gegeneinander abgewogen, das Wesentliche scheint mir aber diese Atmosphäre einer gemeinsamen Konzentriertheit zu sein, das Gefühl, an der selben Sache zu arbeiten, und sei es mit ganz unterschiedlichen Mitteln. Vielleicht auch das Gefühl, daß das, was man da im stillen Kämmerlein produziert, einen wirklichen Wert darstellt, gerade in seiner Unverwertbarkeit. Einigen der Teilnehmer waren unsere Termine dann auch viel zu wenig - sie trafen sich darüber hinaus in anderen Runden und Zirkeln (und auf Bühnen!), drei oder vier Abende Lyrik pro Woche! An einem Mittwoch im März hatten wir uns nicht wie üblich am Spätnachmittag getroffen, sondern schon zum gemeinsamen Frühstück. Dann haben wir uns mit Gedichten beschäftigt, dann haben wir Kaffee getrunken und Kekse gegessen und wieder über Gedichte gesprochen, dann hat jeder sein Lieblingsgedicht vorgelesen und was dazu gesagt, dann sind wir weitergezogen in die benachbarte Gaststätte Malzcafé, haben ein Bier getrunken und noch ein bißchen über Gedichte gesprochen und womöglich noch ein Bier getrunken, und dann haben wir uns eine gute Nacht gewünscht. Was war das für ein schöner Tag! Den Teilnehmern vielen Dank für ihre Offenheit und ihr Engagement, der <strong>Crespo</strong> <strong>Foundation</strong> und der Literaturwerkstatt Berlin, ganz besonders aber Jutta Büchter, allen Dank dafür, daß sich das beschriebene Glück ereignen konnte – und hoffentlich weiterhin ereignen kann! ULF STOLTERFOHT 9
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ersättlich und wollte immer mehr.