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MOTORRAD 01/2016

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Bridgestone-MotoGP 14 Jahre in Zahlen<br />

2007 war das Jahr des größten Triumphs.<br />

Casey Stoner gewann die WM für Bridgestone –<br />

gegen Konkurrenz auf Dunlop und Michelin<br />

Bridgestone nahm 14 Jahre an der<br />

MotoGP-WM teil, davon sieben<br />

Jahre als Alleinausrüster. In dieser Zeit<br />

(2009 bis 2<strong>01</strong>5) investierten die Japaner<br />

pro Saison 25 Millionen Euro in das Engagement.<br />

Pro Jahr wurden dafür 15 000<br />

Reifen hergestellt, 1200 Pneus reisten<br />

den 19 Mitarbeitern (acht Reifenmonteure,<br />

sechs Techniker, ein Technikchef,<br />

ein Vertreter der Bridgestone-Zentrale,<br />

ein Pressesprecher, ein Kundenbetreuer<br />

und ein Renndienstleiter) zu jedem einzelnen<br />

Rennen voraus. Jährlich wurden<br />

bei 18 Grand Prix und den offiziellen<br />

Tests 9000 Reifen verheizt, dabei standen<br />

2<strong>01</strong>5 über die Saison 27 verschiedene<br />

Slicks und Regenreifen zur Verfügung,<br />

davon 15 verschiedene Hinterradslicks<br />

mit bis zu vier unterschiedlichen<br />

Laufflächenmischungen auf<br />

einem einzigen asymmetrischen Slick.<br />

Bridgestone bestritt 242 Grand Prix und<br />

feierte dabei 159 Siege, 464 Podestplätze,<br />

157 Qualifikationsbestzeiten,<br />

neun WM-Titel und allein 2<strong>01</strong>5 elf<br />

neue offizielle Rundenrekorde. 2<strong>01</strong>5<br />

wurde die magische Zahl von 63 Grad<br />

Schräglage erreicht.<br />

Valentino Rossi erlitt seinen ersten und einzigen<br />

Beinbruch 2<strong>01</strong>0 – auch, weil die Bridgestone-<br />

Slicks viel zu schnell abkühlten<br />

2<strong>01</strong>3 brachte das Debakel mit dem Pflichtboxenstopp<br />

im Rennen, weil der aggressive Asphalt<br />

in Phillip Island die Reifen zerstörte<br />

Michelin löst Bridgestone ab<br />

Die Bridgestone-MotoGP-Truppe<br />

2<strong>01</strong>5<br />

in der Abschiedssaison<br />

nach knapp<br />

25 Jahren im WM-<br />

Fahrerlager und davon<br />

sieben Jahren<br />

als Alleinausrüster<br />

der MotoGP-Klasse.<br />

Der weltweite Einsatz<br />

wurde von<br />

Deutschland aus<br />

gesteuert. Koordinator<br />

Thomas Scholz<br />

(hintere Reihe ganz<br />

links) war als Mann<br />

der ersten Stunde<br />

von Anfang an dabei<br />

keiten und einem aggressiveren Leistungseinsatz<br />

rissen die 800er rabiater am Gummi<br />

als die Vorgängermodelle. Mehr Auflagefläche<br />

an den Reifenflanken und härtere<br />

Mischungen waren die Folge – ein Trend,<br />

der sich mit der Rückkehr zu 1000 cm³ ab<br />

2<strong>01</strong>2 wieder umkehrte.<br />

Immer schnellere Motorräder führten<br />

zu weiteren Entwicklungen. Nach dem Tiefschlag<br />

von Phillip Island 2<strong>01</strong>3, wo die neu<br />

asphaltierte Strecke für eine derartige Blasenbildung<br />

an den Laufflächen sorgte, dass<br />

im Rennen ein Reifenwechsel nach maximal<br />

zehn Runden zwingend vorgeschrieben<br />

werden musste, ließen sich die Techniker eine<br />

hitzebeständige Isolierschicht zwischen<br />

Lauffläche und Karkassenunterbau einfallen.<br />

Die sollte einem ähnlichen Hitzetod der<br />

Reifen in Zukunft vorbeugen. Dass diese<br />

hitzebeständige Bauweise mit einem gewissen<br />

Verlust an Feingefühl im Grenzbereich<br />

einherging, glich Bridgestone dadurch wieder<br />

aus, dass die schon lange üblichen Multi-Compound-Reifen<br />

auf ihrer härteren Seite<br />

mit einem weiteren, etwa daumenbreiten<br />

Streifen einer weichen Mischung an der<br />

äußersten Reifenflanke ausgestattet wurden.<br />

Auch die sogenannte Aufwärm-Performance<br />

der Reifen war mehrmals ein Thema.<br />

Vor allem 2<strong>01</strong>0, als Valentino Rossi nach einer<br />

kurzen Bummel-Phase im Training zum<br />

Mugello-Grand-Prix einen Highsider hatte<br />

und den ersten und einzigen Beinbruch<br />

seiner Karriere erlitt. Dem Phänomen,<br />

dass die Reifen nur in einem bestimmten<br />

Tempe raturfenster richtig arbeiteten, aber<br />

schon dann viel Grip verloren, wenn der<br />

Fahrer für wenige Kurven das Tempo drosselte,<br />

bekam Bridgestone mit Variationen<br />

der Karkassenkonstruktion und der Laufflächen<br />

mischungen unter Kontrolle.2<strong>01</strong>3<br />

tauchten dann auf mehreren Strecken<br />

Probleme mit dem Vorderrad auf. Überall<br />

dort, wo der Vorderreifen nach mehreren<br />

Kurven in eine Richtung auf der gegenüberliegenden<br />

Flan ke auskühlen konnte,<br />

kam es zu un vermittelten Stürzen. Eine<br />

dieser Strecken war der Sachsenring.<br />

Bridgestone reagierte auch auf dieses<br />

Problem. Für die Saison 2<strong>01</strong>5 wurden nach<br />

zwei Jahrzehnten, in denen sich die Multi-<br />

Compound-Technologie auf die Hinterräder<br />

beschränkt hatte, auch Multi-Compound-<br />

Reifen am Vorderrad eingeführt. Eigentlich<br />

waren die Hightech-Pneus schon für den<br />

Grand Prix 2<strong>01</strong>4 fertig gewesen und wurden<br />

per Luftfracht von Japan nach Deutschland<br />

geschickt. Einsatzbereit waren sie<br />

trotzdem nicht: Sie blieben im Zoll stecken<br />

und wurden erst in Phillip Island und Valencia<br />

verwendet.<br />

Dieses Problem dürfte dem neuen<br />

Einheitsreifen-Lieferanten aus Frankreich<br />

zumindest auf den europäischen Strecken<br />

erspart bleiben. Die vielen anderen Herausforderungen<br />

bleiben jedoch bestehen –<br />

die Fahrer und Fans warten mit Spannung<br />

darauf, mit welchen technischen Lösungen<br />

Michelin sie meistern will.<br />

www.motorradonline.de/sport<br />

118 SPORT<br />

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