DIGITALE LERNSZENARIEN IM HOCHSCHULBEREICH
10v-4qb
10v-4qb
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Digitale Lernszenarien<br />
bereitung einer Vorlesung dar, die gelegentlich um ein Screencast bzw. Begleitmaterialien<br />
ergänzt sind. Die Aufzeichnung, die bei der Live-Digitized-Lecture in der Regel<br />
im Hörsaal erfolgt, 16 wird den Lernenden entweder auf der Website der Hochschule<br />
oder auf externen Homepages bereitgestellt. Der Lehrende entscheidet dabei<br />
selbst, welchen Studierenden die Videoaufzeichnung zur Verfügung gestellt<br />
wird (z. B. nur den an der jeweiligen Vorlesung Teilnehmenden oder allen Interessierten).<br />
Meist umfassen Vorlesungsaufzeichnungen den Videomitschnitt des Vortragenden<br />
und ein Screencast der von den Lehrenden bereitgestellten Materialien<br />
(z. B. den Foliensatz). Die Inhalte können zu Vertiefungszwecken beliebig oft durch<br />
Studierende abgerufen werden. Lerntempo und Reihenfolge der Aneignung des im<br />
Lernvideo vermittelten Wissens kann individuell von den Studierenden festgelegt<br />
werden.<br />
Ein Ziel von Vorlesungsaufzeichnungen ist, Lernenden die Möglichkeit zu geben,<br />
sich auf folgende Vorlesungstermine vorzubereiten, Gelerntes nachzubereiten und<br />
für anstehende Prüfungen zu wiederholen. Zudem können LDL dazu genutzt werden,<br />
komplexere Abläufe wie Laborexperimente oder die Schritte einer Operation<br />
zu erläutern. Je nach Art der zu vermittelnden Inhalte können Bild und Ton um weitere<br />
Elemente wie Links ergänzt werden. Da sich Vorlesungsaufzeichnungen eng am<br />
Format der klassischen Präsenzvorlesung orientieren, werden die didaktischen<br />
Möglichkeiten einer digitalen Weiterentwicklung des Vorlesungsformats nur selten<br />
ausgeschöpft. Dräger und Müller-Eiselt bezeichnen abgefilmte Vorlesungen, die<br />
selten mehr seien „als ein digitaler Klon des analogen Formats über einen neuen<br />
Vertriebsweg“, d. h. das Internet, daher als „alten Wein in neuen Schläuchen“. 17<br />
Das didaktische Potenzial zu einer digitalen Weiterentwicklung des Vorlesungsformats<br />
entsteht u. a. durch Optionen wie eine leitfragengestützte Sequenzierung in<br />
kürzere Einheiten, ergänzende Übungsaufgaben und Tests, das Bereitstellen ergänzender<br />
Lektüre, die Reflexion in einem Lernertagebuch, Forum oder einer Webkonferenz.<br />
18 Wird es genutzt, so geschieht dies in der Regel in der Form der E-Lecture,<br />
die nicht im Hörsaal, sondern in einem „Office-Setting oder in einem speziell eingerichteten<br />
Studio ohne Publikum aufgezeichnet wird“ 19 – siehe dazu den Abschnitt<br />
„E-Lecture“ in Kapitel 3.2.4 dieser Studie.<br />
Neben der Videoaufzeichnung können LDL auch zur Online-Liveübertragung von<br />
Präsenzvorlesungen genutzt werden. Studierende können der Vorlesung so andernorts<br />
(z. B. in anderen Hörsälen oder zu Hause) folgen. Diese Form der Vorlesungsaufzeichnung<br />
wird u. a. in sehr stark ausgelasteten Studiengängen genutzt, um hierdurch<br />
das Problem überfüllter Hörsäle zu reduzieren.<br />
Der „Hype Cycle for Education“ des Marktforschungsunternehmens Gartner verortet<br />
„Lecture Capture and Retrieval Tools“ nahe dem sogenannten „Plateau der Pro-<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Demetriadis & Pombortsis (2007) sowie Handke (2015), S. 80 f.<br />
Dräger & Müller-Eiselt (2015), S. 60<br />
Siehe Handke (2015), S. 82-84<br />
Handke (2015), S. 81<br />
Januar 2016 ǀ Seite 17