100 Jahre Jütro
Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011
Eine Firmen- und Familiengeschichte
1911 bis 2011
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Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />
Unsere Konservenproduktion<br />
in den 1960er<br />
<strong>Jahre</strong>n<br />
gen, die durch Kapitalinvestitionen des<br />
Staates finanziert worden sind, aber auch<br />
Investitionskredite konnten aufgenommen<br />
werden. Die alten Maschinen wurden<br />
verschrottet und durch neueste Technik<br />
ersetzt. So konnten die ersten liegenden<br />
Autoklaven angeschafft werden. Rundfüller<br />
ersetzten die aufwändige Handarbeit.<br />
Aufgussgießer und Gläserverschließautomaten<br />
beschleunigten die Produktion in<br />
ganz erheblichem Maße. Doch handelte<br />
es sich bei technischen Veränderungen<br />
nur um die eine Seite der Medaille. Der<br />
Anteil körperlicher Arbeit blieb weiterhin<br />
groß – und diese Arbeit leisteten sowohl<br />
die Beschäftigten als auch ich selbst. Da<br />
durfte es keine Berührungsängste geben.<br />
Be- und Entladearbeiten, Schlosserarbeiten<br />
und die abendlichen Fahrten nach<br />
Werder, um das frische Obst abzuholen,<br />
fielen in meinen Aufgabenbereich. Bis<br />
1968 fuhren wir mit unserem alten Opel<br />
Blitz, den wir dann erst durch einen W50<br />
ersetzten.<br />
Die technische Planung des Unternehmens<br />
wurde bald meine liebste Beschäftigung,<br />
der ich nicht nur einen Teil meiner<br />
Arbeitszeit, sondern auch so manches<br />
Wochenende widmete.<br />
Die Tücken der Personalpolitik<br />
Neben der technischen Erneuerung in<br />
der Produktion beschäftigte ich mich<br />
intensiv mit Personalpolitik. Was nützen<br />
die modernen Maschinen, wenn wir keine<br />
gut ausgebildeten Arbeiter fanden, die<br />
für uns arbeiten wollten. Obwohl wir kein<br />
volkseigener Betrieb waren, hatten wir<br />
uns an staatliche Lohnvorgaben zu halten<br />
und durften unseren Arbeitern nicht mehr<br />
zahlen, als sie in staatlichen Fabriken<br />
verdienten. Da war es oft schwer, geeignete<br />
Leute zu finden. Ungeeignete fanden<br />
sich leichter. Die kamen zu spät oder<br />
betranken sich am Arbeitsplatz. Mehr als<br />
einmal musste ich den Kesselwärter oder<br />
den Betriebsschlosser betrunken nach<br />
Hause schicken und die Arbeiten zusätzlich<br />
selbst übernehmen. Bei aller Euphorie<br />
über die selbständigen Leitung des<br />
Betriebes waren das für mich als jungen<br />
Chef sehr schwierige Situationen.<br />
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