29.02.2016 Aufrufe

100 Jahre Jütro

Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011

Eine Firmen- und Familiengeschichte
1911 bis 2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zum Thema<br />

Die <strong>Jütro</strong> im Gurkenkrieg<br />

In den ersten <strong>Jahre</strong>n nach 1990<br />

konzentrierten wir uns stark auf<br />

die Gurken- und Gemüseverarbeitung.<br />

Ich suchte und fand<br />

Verbindungen zu alten und<br />

neuen Kollegen im Spreewald<br />

und zum Spreewaldverein und<br />

kreierte ab 1990 die „Spreewälder<br />

Art“. Diese Produkte sind<br />

von den Verbrauchern sehr gut<br />

angenommen worden, und wir<br />

schauten sehr zuversichtlich in<br />

die Zukunft.<br />

Für unser neu entwickeltes<br />

„Spreewälder Gurkenfässchen“<br />

erhielten wir 1994 von ALDI<br />

Nord die Einlistung, und dieses<br />

Fässchen entwickelte sich bald<br />

zu einem Top-Artikel. Leider<br />

währte die Freude darüber nicht<br />

lange, denn mit der Übernahme<br />

der Spreewaldkonserve Golßen<br />

durch die Geschwister Linkenheil<br />

begann schon bald die<br />

professionelle Vermarktung der<br />

Spreewälder Erzeugnisse. In<br />

einem ersten Schritt erfolgte die<br />

territoriale Definition des Gebietes<br />

Spreewald, dem Jüterbog,<br />

wenn auch nur wegen einer Differenz<br />

von 18 Kilometern Luftlinie,<br />

nicht angehörte. Der Spreewaldverein<br />

engagierte sich<br />

intensiv für eine Abgrenzung<br />

der Spreewaldregion und die<br />

Herausbildung einer homogenen<br />

Gebietseinheit. Geographische<br />

Begriffe wie „Spreewälder<br />

Gurken“ oder auch „Spreewälder<br />

Meerrettich“ sollten nur<br />

noch Betriebe benutzen dürfen,<br />

die im Wirtschaftsraum Spreewald<br />

angesiedelt waren. Wir zogen<br />

uns auf unser „Gurkenfässchen<br />

Spreewälder Art“ zurück,<br />

und das ging auch für einige<br />

<strong>Jahre</strong> gut. Allerdings wollten wir<br />

uns nicht kampflos geschlagen<br />

geben. Lange Zeit stellten wir<br />

uns dickköpfig und argumentierten,<br />

dass der Spreewald<br />

doch mit dem Wirtschaftraum<br />

Spreewald nicht identisch sei<br />

und kaum einer im wirklichen<br />

Spreewald produziere, der nun<br />

seine Produkte als „Spreewälder“<br />

anbieten durfte. Ja, wir<br />

versuchten kurzzeitig selbst, im<br />

so genannten Wirtschaftsraum<br />

Spreewald zu verarbeiten, doch<br />

der Absatzerfolg blieb aus. Da<br />

unser Hauptabnehmer mit der<br />

Bezeichnung „Spreewälder Art“<br />

keine Probleme hatte, waren wir<br />

zeitweilig versucht, das Problem<br />

gelassener zu sehen, bis<br />

1999 mit der Umsetzung eines<br />

EU-Beschlusses auch diese<br />

Bezeichnung für unsere Produkte<br />

nicht mehr erlaubt war. Heute<br />

gibt es das „Gurkenfässchen<br />

nach hauseigener Rezeptur“,<br />

und die Kunden mögen es immer<br />

noch.<br />

Letztendlich hat uns der Gurkenkrieg<br />

außer einer Menge<br />

Aufregung und nicht unbeträchtlichen<br />

Anwaltskosten<br />

nichts gebracht. Als eigenständiges<br />

Unternehmen hätten wir<br />

uns auf einen derartig langen<br />

Rechtsstreit gar nicht einlassen<br />

können. Allein mit unserem starken<br />

Partner, der I. Schroeder<br />

KG, und deren Markenanwältin<br />

im Rücken war das möglich<br />

gewesen.<br />

Die Geschwister Linkenheil<br />

haben sich damals vom Spreewald<br />

das meiste erhofft und<br />

waren bereit dafür zu streiten.<br />

Ich kann ihre Beweggründe<br />

verstehen. Jeder Unternehmer<br />

hätte so gehandelt. Auch ich.<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!