100 Jahre Jütro
Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011
Eine Firmen- und Familiengeschichte
1911 bis 2011
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />
Silhouette von<br />
Jüterbog<br />
Beelitz an. Meine Frau war damals die<br />
einzige, die sagte: „Bleib hier! Wenn du<br />
deinen Betrieb verlässt, dann verlierst<br />
du ihn!“ Bis zu ihrem altersbedingten<br />
Ausscheiden 2007 war sie über 40 <strong>Jahre</strong><br />
hinweg meine wichtigste Stütze im Unternehmen.<br />
Heute werde ich oft gefragt, wie wir die<br />
Zeit in der DDR überstanden haben. Ich<br />
sage dann immer: „Es war gar nicht so<br />
schlimm, wie Außenstehende sich das<br />
denken. Es war ein langer Abschnitt<br />
meines Lebens, aber doch nur ein Teil<br />
davon!“ Meine Vorfahren haben schlimmere<br />
und schwierigere Zeiten durchleben<br />
müssen.<br />
Chance und Katastrophe<br />
Meine schwersten <strong>Jahre</strong> in beruflicher<br />
wie auch in persönlicher Hinsicht kamen<br />
erst nach der Wende und begannen mit<br />
der Rückübertragung meines Betriebes.<br />
Das war einerseits ein beinahe unwirkliches,<br />
glückliches Ereignis, auf der anderen<br />
Seite aber auch die größte berufliche<br />
Herausforderung, deren Tragweite ich in<br />
Hinblick auf das Fortbestehen unseres<br />
Familienunternehmens zuerst unterschätzte.<br />
Den Wendeherbst 1989 verbrachte ich<br />
fern der Fabrik in Templin zu einer prophylaktischen<br />
Kur. Ich befand mich also<br />
nahe an der Grenze zu Mecklenburg, wo<br />
Veränderungen bekanntlich erst <strong>Jahre</strong><br />
später ankommen, doch die Zeichen<br />
der Wende waren selbst in dem großen<br />
Kurheim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
(FDGB) nicht zu übersehen.<br />
Täglich verschwanden weitere Portraits<br />
von Größen der Partei- und Staatsführung<br />
von den Wänden der langen Flure.<br />
Ich selbst hatte Zeit und Muße genug,<br />
die Veränderungen zu beobachten und<br />
zu analysieren. Es versteht sich, dass<br />
mich eine Frage am allermeisten umtrieb:<br />
„Wie kriegst du jetzt dein Unternehmen<br />
zurück?“ Dass sich an den bestehenden<br />
Eigentumsverhältnissen etwas ändern<br />
würde, war mir sofort klar. Nun kam eine<br />
60