100 Jahre Jütro
Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011
Eine Firmen- und Familiengeschichte
1911 bis 2011
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Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />
Wir hatten das Glück, die Befeuerung<br />
unseres Kesselhauses auf Stadtgas umstellen<br />
zu können. Da sich unser Unternehmen<br />
unmittelbar im Wohngebiet und<br />
in der Nähe des Krankenhauses befand,<br />
war das die bessere Lösung. So blieb es<br />
bis 2001/2002, bis zum Umzug der Firma<br />
ins Gewerbegebiet Luckenwalder Berg.<br />
Genugtuung und Gelassenheit<br />
Natürlich agierte und reagierte man in<br />
einem volkseigenen Betrieb in der DDR<br />
damals anders, aber die kontinuierliche<br />
Entwicklung des großväterlichen Unternehmens<br />
hat mich auch nach der Enteignung<br />
immer stolz gemacht. Wenn ich<br />
sah, wie positiv sich das Unternehmen<br />
entwickelte, erfüllte mich das doch mit<br />
einer gewissen Genugtuung, die mich<br />
manche Dinge gelassener betrachten<br />
ließ. Das System, in dem ich mit meiner<br />
Familie lebte und in dem ich die von der<br />
Großmutter übernommene Firma leitete,<br />
war fast immer nur eine Nebensache.<br />
Lange Zeit konnte ich sogar die Etablierung<br />
einer Parteigruppe der SED in der<br />
Konservenfabrik verhindern. 1982 waren<br />
jedoch alle Argumente ausgereizt.<br />
Als Mitglied der LDPD war ich Abgeordneter<br />
im Kreistag und habe in diesem<br />
Gremium versucht, mich für liberale<br />
Ideen stark zu machen. Allerdings genoss<br />
ich dort auch immer eine gewisse<br />
Narrenfreiheit. Jeder wusste, dass meinem<br />
Vater und unserer Familie damals<br />
mit dem Einmarsch der Roten Armee<br />
Schlimmes widerfahren war, und keiner<br />
wäre beispielsweise je auf den Gedanken<br />
gekommen, mich zur Teilnahme an den<br />
obligatorischen Kranzniederlegungen für<br />
gefallene sowjetische Soldaten aufzufordern.<br />
Deutsch-Sowjetische Freundschaft<br />
war mit mir nicht zu machen.<br />
Meine Frau hat mich in diesen <strong>Jahre</strong>n<br />
besonders unterstützt und mir immer den<br />
Rücken gestärkt, dem Familienunternehmen<br />
treu zu bleiben. Nachdem der<br />
VEB Fruchtsaftbetrieb in Werder gebaut<br />
worden war, übernahm dort der Betriebsdirektor<br />
des VEB Havelland Beelitz die<br />
Verantwortung. Mir bot man die Stelle in<br />
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