100 Jahre Jütro
Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011
Eine Firmen- und Familiengeschichte
1911 bis 2011
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Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />
Die Jüterboger Konservenfabrik<br />
als volkseigener Betrieb<br />
in den 1970er und 1980er <strong>Jahre</strong>n<br />
Die rasante technische Entwicklung,<br />
die die <strong>Jütro</strong> in den 1970er und 1980er<br />
<strong>Jahre</strong>n erlebte, zeigte sich auch daran,<br />
dass wir eines der ersten Unternehmen<br />
waren, das auf den modernen westlichen<br />
Twist-off-Verschluss umrüstete.<br />
Auch eine hochmoderne französische<br />
Spargelschälmaschine kam bei uns zum<br />
Einsatz, und es machte mich trotz allem<br />
stolz und glücklich, an diesem Fortschritt<br />
teilzuhaben. Es blieb unser Betrieb, und<br />
er entwickelte sich. Wir waren mit modernen<br />
Maschinen ausgerüstet, und unsere<br />
Produkte wurden von den Verbrauchern<br />
geschätzt. Den Grundstein dafür hatten<br />
meine Großeltern gelegt, und ich selbst<br />
arbeitete täglich dafür. Wie hätte ich über<br />
diese Entwicklung, auch angesichts der<br />
Umstände, nicht froh sein können. Sogar<br />
den großelterlichen Qualitätsansprüchen<br />
konnte, wenn auch nur teilweise, wieder<br />
Genüge getan werden. Unsere Produkte<br />
für den Export, und natürlich auch die für<br />
den delikat-Handel, trugen zu Recht den<br />
Titel Qualitätskonserven.<br />
Die Initiative der Regierung zur Förderung<br />
des Anbaus von Obst und Gemüse,<br />
wie sie um die Mitte der 1970er <strong>Jahre</strong><br />
ins Leben gerufen worden war, trug im<br />
wahrsten Sinne des Wortes bald reiche<br />
Früchte, die es in der Konservenindustrie<br />
zu verarbeiten galt. Arbeitskräfte aus<br />
anderen Industriezweigen wurden uns<br />
zugewiesen, zweischichtiges Arbeiten<br />
und sogar die Arbeit in drei Schichten<br />
waren notwendig. Und natürlich wurden,<br />
außer den Artikeln für Export und delikat,<br />
alle unsere Produkte subventioniert. Ein<br />
Glas Erdbeeren, das wir für 8,59 Mark<br />
herstellten, ging für 2,57 Mark an den<br />
Großhandel. Wir erhielten 6,02 Mark an<br />
Subventionen dafür.<br />
Glücklicherweise mussten wir unter den<br />
Bedingungen der volkseigenen Wirtschaft<br />
die Lagerflächen für die großen<br />
Konservenmengen, die wir täglich produzierten,<br />
nicht mehr selbst vorhalten. Das<br />
tat nun der staatlich organisierte Handel,<br />
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