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100 Jahre Jütro

Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011

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1911 bis 2011

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Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />

bessere Zeit. In meinem kleinen Zimmer<br />

schrieb ich Konzepte und reiste mit<br />

einem Stapel Papier und dem Kopf voller<br />

Ideen Mitte November wieder ins heimische<br />

Jüterbog. Wenige Wochen später<br />

kündigte ich meinem Kombinatsdirektor<br />

die Mitgliedschaft im Kombinat, und seit<br />

dem 1. Februar 1990 waren wir endlich<br />

wieder ein juristisch und wirtschaftlich<br />

selbständiger Betrieb. Ab 1. April 1990<br />

firmierten wir unter „Jüterboger Konservenfabrik<br />

Rich. Meyer GmbH“, wie<br />

vor der Verstaatlichung. Das heißt, wir<br />

begannen noch zu DDR-Zeiten und mit<br />

DDR-Mark wirtschaftlich selbständig zu<br />

agieren und hatten nicht die schlechtesten<br />

Voraussetzungen. Ausgerüstet mit<br />

modernen Maschinen produzierten wir<br />

noch bis zum 30. Juni 1990 subventionierte<br />

Produkte. Allerdings stellte sich der<br />

Großhandel im Sommer 1990 zunehmend<br />

quer und nahm uns die Konserven nicht<br />

vertragsgemäß ab, so dass auch die<br />

Subventionen nicht in dem Maße fließen<br />

konnten, wie wir es erhofft hatten. Aber<br />

wir exportierten ja auch, erhielten die<br />

Erlöse auf unser Valutakonto und erwirtschafteten<br />

bis zur Währungsunion dennoch<br />

gutes Geld. Es lief rund für uns. Am<br />

30. Juni 1990, einen Tag vor der Währungsunion,<br />

wertete ich die Bilanzwerte<br />

meines Betriebes von Mark der DDR auf<br />

D-Mark um. Wir hatten auf Grund eines<br />

hohen Grundmittelbestandes wegen der<br />

modernen Maschinen und Anlagen einen<br />

großen Anteil an Rücklagen, schließlich<br />

musste alles, was überbewertet war,<br />

untergebracht werden. Doch Rücklagen,<br />

die ich in Notzeiten hätte angreifen können,<br />

waren das eben nicht. Die meisten<br />

anderen Betriebe profitierten später von<br />

der Treuhandregelung, die Verluste zum<br />

31. Dezember 1990 mit einem Einschuss<br />

von Startkapital in mehrfacher Höhe zu<br />

regulieren. Als zwei Monate nach der<br />

Währungsunion die Bestimmungen zur<br />

D-Mark-Eröffnungsbilanz veröffentlicht<br />

wurden, war bei uns schon alles passiert.<br />

Wir hatten eben nicht im Verhältnis 1:2<br />

umgestellt, schrieben Ende 1990 schwarze<br />

Zahlen und sahen von der Treuhand<br />

keinen Pfennig. Im Nachhinein scheint<br />

es, als wären wir damals zu voreilig<br />

gewesen. Wir hatten den Stier schon im<br />

Neues Firmenschild<br />

nach der<br />

Reprivatisierung<br />

1990<br />

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