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100 Jahre Jütro

Eine Firmen- und Familiengeschichte 1911 bis 2011

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1911 bis 2011

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Die dritte Generation – Bernd-Richard und Angelika Meyer<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit<br />

nimmt Fühlung auf<br />

Kaum ein Jahr nach der Enteignung<br />

des Betriebes und meiner Einsetzung<br />

als Direktor des volkseigenen Betriebes<br />

erschien ein Mitarbeiter des Ministeriums<br />

für Staatssicherheit in meinem Büro,<br />

um mich anzuwerben. Ich war Mitglied<br />

der LDPD, Kreistagsabgeordneter und<br />

politisch interessiert. Auch meine engen<br />

verwandtschaftlichen Kontakte in die<br />

Bundesrepublik schienen mich für das<br />

Ministerium interessant zu machen. Für<br />

mich selbst stand eine Zusammenarbeit<br />

mit dem Geheimdienst jenseits des Denkbaren.<br />

Die Schwierigkeit bestand darin,<br />

dies dem Mitarbeiter in einer Form zu verdeutlichen,<br />

die meinen Stuhl als Betriebsdirektor<br />

nicht wanken ließ. Immer wieder<br />

warb und insistierte er und endlich, es<br />

war Juni 1973 geworden, legte er mir die<br />

Verpflichtungserklärung zur Unterschrift<br />

vor. Meine Frage nach einer Durchschrift<br />

verneinte er. Worauf ich erwiderte: „Ich<br />

bin Kaufmann, und ich bin es gewöhnt,<br />

immer einen Beleg für meine Handlungen<br />

zurückzubehalten. Unter diesen Umständen<br />

kann ich nicht unterschreiben.“<br />

Der Mitarbeiter legte das Papier in seine<br />

Mappe und kam nie wieder. Wenn ich<br />

vorher gewusst hätte, dass es so einfach<br />

sein kann. Wie viele schlaflose Nächte<br />

hätte ich mir in diesem Frühling erspart.<br />

Investitionen<br />

der neuen Eigentümer<br />

Nach der Enteignung der letzten privaten<br />

Betriebe in der DDR zeigten sich mehr<br />

und mehr Versorgungslücken, die die<br />

volkseigene Wirtschaft nicht zu schließen<br />

vermochte. Die Regierung musste handeln.<br />

Allein mit der erweiterten Einführung<br />

der Schichtarbeit oder mit dem Umsetzen<br />

von Arbeitern aus andern Betrieben war<br />

es jedoch nicht getan. Grundsätzliches<br />

Umdenken tat Not, und Investitionen<br />

konnten nicht ausbleiben.<br />

Besonders seit Mitte der 1970er <strong>Jahre</strong><br />

entwickelte sich die Konservenindustrie<br />

der DDR spürbar weiter. Jahrzehntelang<br />

galt es als ausgemacht, dass die Obst-<br />

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