COMPACT-Magazin 02-2017
Jung, wild, patriotisch
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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Fass den Boden ausschlägt, ist, dass dieser Paragraph<br />
in den vergangenen Jahren von den Bundesbehörden<br />
gar nicht angewendet wurde. «Und auch<br />
jene Länder, in denen die meisten Gefährder gemeldet<br />
sind, haben auf diese ”Abschiebungsanordnung”<br />
in keinem Fall zurückgegriffen, weder Bayern, noch<br />
Baden-Württemberg, Berlin oder Nordrhein-Westfalen»,<br />
fasste Welt Online am 14. Januar zusammen.<br />
Demnach sind derzeit 550 islamistische Gefährder<br />
aktenkundig, bei 62 gibt es einen «vollziehbar abgelehnten<br />
Asylantrag», bei 33 ist sogar das Aufenthaltsrecht<br />
erloschen oder widerrufen worden – aber<br />
all diese Terrorverdächtigen sind weiter auf freiem<br />
Fuß. In welchem Irrenhaus leben wir eigentlich?<br />
Der V-Mann und der Terrorist<br />
Trotz der Warnungen von Ende 2015 wollen die<br />
Behörden bei Amri bis Mitte September 2016 keine<br />
konkreten Anschlagsvorbereitungen festgestellt haben<br />
– es hieß sogar, er sei mittlerweile nicht mehr<br />
im dschihadistischen, sondern eher im kleinkriminellen<br />
Milieu unterwegs. Doch dann gab es Ende<br />
September sowie Mitte und Ende Oktober drei alarmierende<br />
Hinweise sowohl des tunesischen wie des<br />
marokkanischen Geheimdienstes: Amri sei Anhänger<br />
des Islamischen Staates (IS), bereite in Deutschland<br />
«ein Projekt» vor und halte sich in Berlin auf, wo<br />
er Kontakte zu anderen IS-Militanten habe.<br />
Die Bild-Zeitung warf die Frage auf,<br />
ob Amri selbst ein V-Mann war.<br />
Daraufhin befasste sich das GTAZ in seiner Sitzung<br />
am 2. November erneut mit dem Verdächtigen<br />
– nur, um wie bisher festzustellen, dass immer<br />
noch «kein konkreter Gefährdungssachverhalt<br />
zur Person von Amri vorliege». Dennoch führte man<br />
die Beobachtung fort. «Maßnahmen gegen ihn liefen<br />
bis zum Schluss», bestätigte das Bundesinnenministerium<br />
Mitte Januar. Aber offensichtlich haben<br />
im willkommensbesoffenen Deutschland «Maßnahmen»<br />
gar nichts zu bedeuten – es sind zahnlose<br />
Spielchen, die der Steuerzahler finanziert und die<br />
das Land nicht sicherer machen.<br />
Amri hergestellt. Im Verlauf der nächsten Tage erklärte<br />
Amri, mittels Kriegswaffen (AK47, Sprengstoff)<br />
Anschläge in Deutschland begehen zu wollen.»<br />
Die Bild-Zeitung warf in der Folge die Frage auf,<br />
ob der Tunesier selbst ein V-Mann des LKA NRW gewesen<br />
sei und ob dies der Grund dafür wäre, dass<br />
er von den Sicherheitsbehörden nicht rechtzeitig gestoppt<br />
wurde. Steckt die rot-grüne Landesregierung<br />
so tief und naiv im Dschihad-Sumpf, dass ihr eine<br />
«Fachkraft» aus dem Ruder gelaufen ist?<br />
Blut an der Kanzlerraute<br />
Unabhängig von der besonders schweren Schuld,<br />
die NRW-Innenminister Jäger sich zurechnen lassen<br />
muss, trägt Angela Merkel die Hauptverantwortung<br />
für den steigenden Blutzoll, den das deutsche Volk<br />
entrichten muss. Die von ihr kommandierte Willkommenskultur<br />
hat den Sicherheitsbehörden die Arbeit<br />
erschwert und die Wachsamkeit der gesetzestreuen<br />
Bürger gegenüber Flüchtlingen unter das Verdikt des<br />
Rechtspopulismus gestellt. Dass die juristischen<br />
Möglichkeiten zur Inhaftierung ausreisepflichtiger<br />
Asylbewerber auch bei dringendem Terrorverdacht<br />
nicht ausgeschöpft wurden und werden, hätte sie<br />
mit ihrer Richtlinienkompetenz gegenüber den untergeordneten<br />
Ministerien und Dienststellen abstellen<br />
können und müssen. Und die Öffnung der Grenzen<br />
gegen den Rat aller Experten Anfang September<br />
2015 ist ihrem einsamen Beschluss zu verdanken –<br />
sie hat ihn bis heute nicht zurückgenommen. So gern<br />
man einen Rücktritt von Jäger und Kraft sehen würde<br />
– der Versuch der CDU, die Verantwortung für<br />
die Terrortoten allein auf die SPD abzuwälzen, ist<br />
ein Ablenkungsmanöver. Der Fisch stinkt vom Kopf<br />
her – und dieser Kopf ist die Kanzlerin.<br />
Austritt aus Protest<br />
Die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Erika Steinbach<br />
hat Mitte Januar ihren Parteiaustritt<br />
angekündigt. «Dass<br />
monatelang Menschen unidentifiziert<br />
mit Bussen und Zügen<br />
über die Grenze geschafft wurden,<br />
war keine Ausnahme, sondern<br />
eine gewollte Maßnahme<br />
entgegen unserer gesetzlichen<br />
Regelungen und entgegen EU-<br />
Verträgen», sagte sie der Welt<br />
am Sonntag. Besonders brisant:<br />
Sie beschuldigte die Bundesregierung,<br />
absichtlich für<br />
illegale Einwanderung zu sorgen,<br />
geht also über die bei Merkel-Kritikern<br />
sonst übliche Kritik<br />
an Pleiten, Pech und Pannen<br />
weit hinaus.<br />
Erika Steinbach sitzt seit 1990 im<br />
Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag,<br />
CC BY-SA 3.0 DE<br />
Am 23. Dezember wurde Amri in<br />
Sesto San Giovanni bei Mailand<br />
erschossen. Foto: picture alliance /<br />
Daniele Bennati/B&V/dpa<br />
Doch es geht nicht nur um fahrlässiges Laisserfaire,<br />
sondern, zumindest im Falle des nordrheinwestfälischen<br />
LKAs, höchstwahrscheinlich um Beihilfe<br />
zum 12-fachen Mord. Aktenkundig ist jedenfalls,<br />
dass ein Spitzel der Ralf Jäger unterstellten<br />
Behörde Amri zumindest ein Mal von Dortmund<br />
nach Berlin kutschiert hat. In internen LKA-Akten,<br />
die Mainstream-Journalisten einsehen konnten,<br />
heißt es: «Durch eine beim LKA geführte VP [VP:<br />
Vertrauensperson] wurde erstmals Kontakt zu Anis<br />
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