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<strong>COMPACT</strong> Leben Cthulhu und die Dämonen des Chaos _ von Harald Harzheim Er beschrieb die Kräfte des Nichts, die uns im beginnenden dritten Jahrtausend zu verschlingen drohen, schon vor dem Zweiten Weltkrieg: Howard Phillips Lovecraft, der bedeutendste Horrorautor des 20. Jahrhunderts, veröffentlichte seine erste Geschichte vor 100 Jahren. Er verstarb vor 80 Jahren. Das Universum: ein gigantisches Grab, kalt, still und finster, grenzenlose Leere, freischwebende Gesteinsmassen, ausgebrannte Sonnen. Aber in den dunkelsten Winkeln, in den kosmischen Wurmlöchern, da lauern sie: alte Gottheiten und Dämonen. Dort schlummern sie seit Anbeginn der Zeit. Prähistorische Kulte aus der Morgendämmerung der Menschheit ahnten noch ihre einstige Präsenz, verkündeten deren Wiederkehr: Irgendwann erwachen die finsteren Götter, irgendwann brechen sich die Mächte des Chaos wieder Bahn. Und ihre Zeit ist nah… Diese kosmische Vision zieht sich durch das gesamte Werk des Howard Phillips Lovecraft. Konträr zu seinem großen Vorgänger Edgar Allan Poe quälen keine individuellen Abgründe, kein Liebesverlust, keine Angst vor dem lebendig Begrabenwerden die Seelen der Protagonisten. Lovecrafts Schreckensvision geht aufs Ganze, zielt auf die gesamte Menschheit, ist apokalyptisch. In jungen Jahren träumte der Amerikaner von einer Karriere als Astronom, erklärte Albert Einstein zu seinem Lieblingswissenschaftler. Von den antiken Griechen bewunderte er den frühen Kosmologen Anaxagoras und den Seinsdenker Anaximander. Aber im lovecraftschen Universum pulsieren keine pantheistische Intelligenz (Einstein), kein sortierender Geist (Anaxagoras) und kein Urgrund (Anaximander). Stattdessen durchweht Wahnsinn das tote All. Wenn die dunklen Götter tanzen In dem Prosagedicht Nyarlathotep (1920) erlebt der Ich-Erzähler den Untergang der Welt. Dabei offenbart sich ihm «eine schwindelerregende Leere über den Sphären von Licht und Finsternis. Und durch diesen abstoßenden Friedhof des Universums hört man gedämpften, wahnsinnig machenden Trommelwirbel und dünnes monotones Wimmern gotteslästerlicher Flöten aus den Kammern jenseits der Zeit, ein abscheuliches Schlagen und Pfeifen, zu dem langsam, ungeschickt und absurd die gigantischen, dunklen, letzten Götter tanzen – die blinden, stummen, hirnlosen Zwerge, deren Seele Nyarlathotep ist.» Nyarlathotep, das ist eine wahnsinnige Weltenseele in unendlich vielen Gestalten – getoppt nur noch durch den schreck- «Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Furcht.» H.P. Lovecraft. Foto: Borja Pindado (borjapindado.deviantart.com), CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons Lovecrafts Inspirationen führten zur Figur des Alien. 61