COMPACT-Magazin 02-2017
Jung, wild, patriotisch
Jung, wild, patriotisch
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<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Auf den Spuren des Reformators<br />
_ von Pia Lobmeyer<br />
Vor 500 Jahren schrieb Martin Luther in Wittenberg Weltgeschichte: Als er seine 95<br />
Thesen an ein Kirchenportal schlug, forderte er den Papst heraus – und begründete<br />
eine eigene, ziemlich lebenslustige und ziemlich deutsche Konfession. Die kleine<br />
Stadt hat sich zum Jubiläum herausgeputzt und zieht Hunderttausende Besucher an.<br />
Schon von Weitem kann man die Inschrift erkennen,<br />
die hoch oben in goldenen Lettern auf dem runden<br />
Turm der Schlosskirche zu Wittenberg prangt:<br />
der Vers des berühmtesten evangelischen Kirchenliedes<br />
aus der Feder Martin Luthers «Eine feste Burg<br />
ist unser Gott».<br />
Obwohl der Turm erst im 19. Jahrhundert erbaut<br />
wurde, ist die Kirche das Wahrzeichen der Stadt.<br />
Hier befindet sich nämlich auch die berühmte Tür, an<br />
der Luther der Legende nach am 31. Oktober 1517<br />
seine ketzerischen 95 Thesen anbrachte und sich damit<br />
den Papst persönlich zum Feind machte. Die ursprüngliche<br />
Tür wurde zwar bei einem Brand während<br />
des Schmalkaldischen Kriegs (1546–47) zerstört<br />
und durch eine neue ersetzt, hat aber von ihrer<br />
Symbolkraft bis heute nichts eingebüßt.<br />
Ein lebenslustiger Christenmensch<br />
Wittenberg ist, wie der Beiname schon sagt, eine<br />
Lutherstadt im wahrsten Sinne des Wortes. Der große<br />
deutsche Reformator spielt hier ohne Zweifel die<br />
Hauptrolle. In den Nebenrollen: seine geliebte Frau<br />
Käthe (Katharina von Bora), sein Mitstreiter Philipp<br />
Melanchthon und der berühmte Renaissance-Maler<br />
Lucas Cranach der Ältere. Der gebürtige Franke<br />
war 1505 als festangestellter Hofmaler bei Kurfürst<br />
Friedrich dem Weisen von Sachsen nach Wittenberg<br />
gekommen. Dreimal wurde er zum Bürgermeister<br />
gewählt, führte neben seiner Malerwerkstatt eine<br />
Apotheke und einen Ausschank und wurde zum<br />
reichsten Mann der Stadt. Eines der bekanntesten<br />
Luther-Portraits stammt von ihm.<br />
Melanchthons ehemaliges Wohnhaus wurde<br />
schon zu DDR-Zeiten in ein Museum umgewandelt.<br />
In der einstigen Wohn- und Arbeitsstätte Cranachs,<br />
den sogenannten Cranach-Höfen, weht nach Instandsetzung<br />
der historischen Bausubstanz wieder<br />
ein künstlerischer Geist. Hier findet alljährlich der<br />
alternative Weihnachtsmarkt statt, im Hinterhaus<br />
befindet sich eine historische Druckerstube: Alles,<br />
was mit Bleisatz hergestellt werden kann, wird bei<br />
Andreas Metschke zum liebevoll gestalteten Souvenir.<br />
Bei Touristen besonders beliebt sind offenbar<br />
die bekannten Lebensweisheiten Luthers. Sprüche<br />
wie «Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen<br />
/ sondern auch mit Feiern und Ruhen», «Im Trockenen<br />
kann der Geist nicht wohnen» oder «Und wenn<br />
Im Lutherjahr erwartet Wittenberg<br />
einen Touristenansturm. Bereits<br />
2009 zählte die Stadt 140.843<br />
Übernachtungen. Foto: M_H.DE, CC<br />
BY 3..0, Wikimedia Commons<br />
«Ein weiser Mann<br />
nimmt sich ein<br />
Weib.» Luther<br />
_ Pia Lobmeyer schrieb in<br />
<strong>COMPACT</strong> 12/2016 über vorchristliche<br />
Wheinachtsbräuche.<br />
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