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COMPACT-Magazin 02-2017

Jung, wild, patriotisch

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«Die Terroristen schossen<br />

ihr in den Mund»<br />

_ Tino Perlick im Gespräch mit Vanessa Beeley<br />

Diese IS-Fahne in Aleppo dient nur<br />

noch als Souvenier. Foto: Vanessa<br />

Beeley<br />

Vanessa Beeley gehörte zu den ersten Journalisten, die Aleppo nach der Befreiung<br />

besuchten. Ihre Eindrücke strafen die westliche Berichterstattung Lügen und zeugen<br />

vom ungebrochenen Zusammenhalt des syrischen Volkes – sowie von unvorstellbaren<br />

Grausamkeiten der islamistischen Besatzer.<br />

Sie sind vor kurzem aus Aleppo zurückgekehrt.<br />

Was haben Sie dort erlebt?<br />

Wir sind am 16. Dezember, 48 Stunden nach der Befreiung,<br />

im Bezirk Hanano angekommen. Man sah<br />

die Spuren des Häuserkampfes überall. Die Zerstörung<br />

entsprach jedoch nicht der von Luftangriffen,<br />

sondern der von Artillerie. Es gibt eindeutige Unterschiede<br />

zwischen den Schäden in Wohngebieten einerseits<br />

und denen in Industriegebieten wie Sheikh<br />

Najjar andererseits, das der IS im Jahr 2012 übernommen<br />

hatte. Nur dort sahen wir umfassende Zerstörung.<br />

Im Westen wurde fälschlich berichtet, die<br />

syrische und russische Luftwaffe hätten auch Wohngebiete<br />

flächenweise bombardiert.<br />

Wie haben die Einwohner auf die Befreiung<br />

reagiert?<br />

Für viereinhalb Jahre lebten diese Menschen in einem<br />

Informationsloch. Viele erzählten uns, sie hätten<br />

Angst gehabt, dass die Regierungsarmee [SAA] konfessionell<br />

motivierte Vergeltung an ihnen verüben<br />

würde. Diese Propaganda hatten ihnen al-Nusra und<br />

deren unterschiedlichen Gruppierungen erzählt. Man<br />

hatte die Leute einer Gehirnwäsche unterzogen, damit<br />

sie die Befreiung fürchten. Als wir sie fragten,<br />

wie es ihnen jetzt ginge, sagten sie, «Mein Gott, es<br />

ist ja überhaupt nicht so, wie man uns sagte». In der<br />

SAA gibt es sowohl eine Vielzahl islamischer und<br />

christlicher Fraktionen als auch Atheisten. Alle waren<br />

in ihrem Wunsch vereint, die Zivilisten zu befreien<br />

und mit äußerster Hingabe und Respekt zu behandeln.<br />

Ich kann das selbst bezeugen. In jedem befreiten<br />

Gebiet, das ich besucht habe, wurde mir klar,<br />

dass viele Soldaten der SAA dort Angehörige haben.<br />

Es ist einfach obszön, dass die Medien berichten,<br />

diese Soldaten würden ihr Leben bei der Befreiung<br />

von einer terroristischen Besatzung riskieren, um<br />

dann ihre eigenen Familien zu töten. Das ist auch<br />

nicht al-Assads Armee. Es ist die Nationalarmee,<br />

die ihr Land von einer Stellvertreterinvasion befreit.<br />

Die Russen sagen, sie hätten Massengräber<br />

gefunden.<br />

Wir haben mit dem Leiter der Gerichtsmedizin in<br />

Aleppo gesprochen. Er bekräftigte den Fund von<br />

Massengräbern. Es hat auch Massenfolterungen<br />

«Sämtliche Schulen<br />

wurden in Waffenlager<br />

oder<br />

Schariagerichte<br />

umgewandelt.»<br />

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