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COMPACT-Magazin 02-2017

Jung, wild, patriotisch

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<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

drängen die PR-Leute nicht darauf, zehn Jahre oder<br />

länger zu warten – nein, sie rufen auf, den Kinderwunsch<br />

nur «auf morgen» zu verschieben.<br />

Diese Trends werden der Gesellschaft so aggressiv<br />

aufgezwungen, dass man bereits von «Familienphobie»<br />

sprechen könnte. Eine Verteidigung des<br />

Rechts des Kindes, einen Vater und eine Mutter zu<br />

haben – und nicht «Elternteil eins und zwei» – wird<br />

zu einem Akt der Zivilcourage.<br />

Die suizidale Ideologie<br />

58<br />

2016 wurden in Deutschland<br />

737.630 Kinder geboren. Foto: Pete<br />

Titmuss / Alamy Stock Photo<br />

Die Hufftington Post veröffentlichte<br />

2014 sogar «100 Gründe,<br />

warum man keine Kinder bekommen<br />

sollte». Foto: Amazon<br />

In Deutschland<br />

werden 2050 nur<br />

noch 56 Millionen<br />

Menschen leben.<br />

unerträglichen Schmerzen bei der Geburt und über<br />

die Unmöglichkeit, Arbeit und Kindererziehung zu<br />

verbinden. Außerdem hat sie herausgefunden, dass<br />

ein Kind zu einem fetten Dummpratz heranwachsen<br />

oder zu einem uneinsichtigen Süchtigen werden kann.<br />

Die Hauptthese des Buches: Wer Mutter- oder Vaterschaft<br />

ablehnt, ist völlig normal.<br />

Die späten Mütter<br />

Wenn wir heute sorgfältig die ideologischen Prozesse<br />

in der Welt beobachten, können wir leicht erkennen,<br />

dass viele wissenschaftliche oder pseudowissenschaftliche<br />

Forschungen und Pamphlete eine<br />

Reduzierung der Geburtenrate propagieren.<br />

Eine der Methoden der Dezimierung der Bevölkerung<br />

ist die «aufgeschobene Mutterschaft». Wenn<br />

eine Frau ihr erstes Kind mit 40 statt mit 20 Jahren<br />

bekommt, dann ist es für ein zweites meist schon zu<br />

spät. Die flankierende Propaganda behauptet, dass<br />

Kinder von Frauen «mittleren Alters» schlauer und<br />

gesünder sind. Und amerikanische Forscher wollen<br />

uns weismachen, dass der IQ bei Kindern aus dem<br />

Reagenzglas über dem ihrer Altersgenossen liegt.<br />

Die Botschaft ist immer die gleiche: Hallo, Ihr Zwanzigjährigen<br />

– verschiebt doch Euren Kinderwunsch.<br />

Später ist besser.<br />

In dieselbe Richtung zielt auch das in Mode gekommene<br />

Einfrieren von Spermien und Eizellen.<br />

«Machen Sie Karriere», sagen uns freiheitsliebende<br />

Propagandisten, «genießen Sie die Freizeit, buchen<br />

Sie eine Reise… Und Kinder, die bekommen<br />

Sie später, wenn Sie genug vom Leben haben. Denn<br />

alles, was Sie für eine Schwangerschaft brauchen,<br />

liegt hier im Eisfach, das läuft nicht weg.» Geschickt<br />

Vor einem halben Jahrhundert entstand die Ideologie,<br />

die solche Einstellungen hervorbrachte: Die<br />

childfree-Bewegung propagiert ein Leben ohne Kinder.<br />

Ihre Vertreter sind gern gesehene Gäste in Funk<br />

und Fernsehen, sie publizieren Artikel und führen<br />

Symposien durch. Eine Kampagne nicht ohne Folgen:<br />

War früher die gewollte Kinderlosigkeit eine<br />

Laune von Wenigen, hat sie mittlerweile alle sozialen<br />

Schichten erobert.<br />

Daneben gibt es überall auf der Welt Kampagnen<br />

für freie Abtreibung und für die Senkung der Altersgrenze<br />

bei Sterilisationen. Hotels, Restaurants, Kinos<br />

und Fluggesellschaften werben damit, dass bei<br />

ihnen Kinder unerwünscht sind. In sozialen Netzwerken<br />

haben sich Gruppen und Foren gebildet, die<br />

unsympathische Kinderfotos mit Kommentaren wie<br />

«Wir sind gegen die Geburt der Monster» veröffentlichen.<br />

In den USA gibt es sogar eine Church of Euthanasia,<br />

eine Kirche der Euthanasie, die sich statt<br />

zu den Zehn Geboten nur zu einem einzigen und ganz<br />

eigenen bekennt: «Du darfst dich nicht vermehren.»<br />

Passend dazu gibt es selbstverständlich auch einen<br />

Ismus: den Antinatalismus. Einer seiner frühen<br />

Apologeten, der rumänisch-französische Philosoph<br />

Emil Cioran, behauptete schon vor über 70 Jahren,<br />

das Gebot «seid fruchtbar und mehret euch» stamme<br />

nicht von Gott, sondern von einem «bösen Demiurgen<br />

[Schöpfer]», der «nicht weiß, was er tut»,<br />

und deshalb müssten wir es aufgeben. Er glaubte,<br />

die Erde sei «krank» wegen «der Fülle des Fleisches».<br />

Antinatalisten begründen ihre Haltung einerseits<br />

damit, dass jedes Neugeborene im Voraus zum Leiden<br />

verurteilt ist – und das wünschen sie natürlich<br />

niemandem. Andererseits soll der Verzicht aufs Kinderkriegen<br />

Probleme wie Überbevölkerung und daraus<br />

folgender Energieknappheit lösen.<br />

Doch die Überbevölkerung gibt es als globales<br />

Problem gar nicht – die von Weißen besiedelten<br />

Länder der Nordhalbkugel haben es vielmehr mit<br />

dem entgegengesetzten Problem, einer dramatischen<br />

Schrumpfung der Bevölkerung, zu tun. Wenn<br />

sich die CIA nicht irrt (die Zahlen sind aus ihrem<br />

aktuellen Factbook), lag 2016 in Deutschland die

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