COMPACT-Magazin 02-2017
Jung, wild, patriotisch
Jung, wild, patriotisch
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<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Fruchtbarkeitsrate bei 1,44 Kindern pro Frau. Um<br />
die Bevölkerung stabil zu halten, müsste jede Frau<br />
mindestens zwei Kinder (der rechnerische Wert liegt<br />
bei 2,1) gebären. Wenn wir die Geschwindigkeit des<br />
Aussterbens des Volkes mal grob schätzen möchten,<br />
dann müssen wir daraus einen Quotienten ausrechnen:<br />
1,44 durch 2,1 ergibt 0,6857142, also 68,57 Prozent.<br />
So viel bleibt von der deutschen Bevölkerung<br />
nach einer Generation, also nach ungefähr 35 Jahren.<br />
Setzt sich der aktuelle Trend fort, werden in<br />
Deutschland im Jahr 2050 also nur noch etwa 56<br />
Millionen Menschen leben.<br />
«Nach uns die Sintflut» ist ihr<br />
Lebensmotto.<br />
Das würde sich nur bei einem weiteren Zuzug von<br />
Migranten ändern. Denn in anderen Teilen der Welt<br />
gibt es sehr wohl eine Bevölkerungsexplosion – und<br />
gerade dort wird die childfree-Ideologie nicht propagiert.<br />
Nach einer Studie der Vereinten Nationen vom<br />
letzten Jahr wird die Zahl der Menschen auf der Erde<br />
bis zum Jahr 2050 auf 9,6 Milliarden ansteigen, vor<br />
allem wegen der hohen Natalität in Afrika. Bis zum<br />
Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung des schwarzen<br />
Kontinents mehr als verdoppeln – von heute einer<br />
Milliarde auf 2,4 Milliarden.<br />
Das heißt, unter dem Deckmantel der Phrasen<br />
von persönlicher Freiheit wird konsequent an einer<br />
Verschärfung der demographischen Krise des globalen<br />
Nordens gearbeitet, während der Druck aus<br />
dem Süden verstärkt wird.<br />
Der Weltbürger-Schwindel<br />
Die Ablehnung des Gebärens und der Geburt und<br />
die Ablehnung der Nation (im Lateinischen vom selben<br />
Wort – natio – abgeleitet) hängen zusammen<br />
wie kommunizierende Röhren. Wir sind mit der Tatsache<br />
konfrontiert, dass es Menschen gibt, die sich<br />
nicht als Deutsche oder Franzosen verstehen, sondern<br />
als Bürger des Universums. Sie leugnen ihre<br />
Abstammung, ethnische Unterschiede der Menschen<br />
spielen für sie keine Rolle. Sie erklären Nationen<br />
zu «imaginären Gemeinschaften», Nationalität<br />
ist für sie frei wählbar. Sie legen keinen Wert auf<br />
gemeinsame Geschichte, Charakterzüge und Traditionen,<br />
gleichartige Kultur und Psyche. Für sie ist<br />
jeder austauschbar: an jedem Arbeitsplatz und in<br />
jedem Land.<br />
scheren sich nicht darum, ob ihre Nation überleben<br />
wird. «Nach uns die Sintflut» – das ist ihr Lebensmotto.<br />
Für diese Menschen ist es keine Schande,<br />
wenn eine Ethnie ausstirbt und die Mitglieder einer<br />
Nation durch Einwanderer aus anderen Nationen<br />
ersetzt werden.<br />
Und da sind wir schon bei dem großartigen Franzosen<br />
Renaud Camus und seinen Gedanken über «Le<br />
Grand Remplacement», den großen Austausch der<br />
Bevölkerung. Dass dieser schleichende Austausch<br />
stattfindet, kann man in Städten wie Rotterdam,<br />
London, aber auch im Ruhrgebiet und Berlin-Neukölln<br />
hautnah erleben. Fraglich ist nur: Folgt dieser<br />
Prozess objektiven Gesetzmäßigkeiten wie Globalisierung,<br />
Flexibilisierung und Völkerwanderung –<br />
oder gibt es einen Plan zur Schaffung einer einheitlichen<br />
globalen Rasse?<br />
Letzteres wird bekanntlich als Verschwörungstheorie<br />
angeschwärzt. Alle, die das denken, verweise<br />
ich an dieser Stelle auf Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi<br />
und sein Buch Praktischer Idealismus<br />
aus dem Jahr 1925, das sich wie ein großer Austauschplan<br />
liest. Coudenhove-Kalergi ist ein früher<br />
Ideologe der «Vereinigten Staaten von Europa», gilt<br />
als «geistiger Vater» der EU und wurde «für Verdienste<br />
um Europa und die europäische Einigung»<br />
als erster mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen<br />
ausgezeichnet.<br />
Aber bevor wir alle das Buch des österreichischen<br />
Adligen gelesen haben, formulieren wir das<br />
Ganze im Konjunktiv: Wenn jemand einen schnöden<br />
Austauschplan hätte, würde die modische childfree-<br />
Bewegung – flankiert durch Amazon und Konsorten –<br />
mit ihrem hartnäckig propagierten Antinatalismus<br />
bestens in diesen Plan passen.<br />
Blaues Blut, wilde<br />
Mischung<br />
In seinem 1925 erschienenen<br />
Buch Praktischer Idealismus<br />
schrieb der österreichische<br />
Adelige und Freimaurer Richard<br />
Nikolaus Coudenhove-Kalergi:<br />
«Der Mensch der fernen Zukunft<br />
wird Mischling sein. Die heutigen<br />
Rassen und Kasten werden<br />
der zunehmenden Überwindung<br />
von Raum, Zeit und Vorurteil<br />
zum Opfer fallen. Die eurasischnegroide<br />
Zukunftsrasse, äußerlich<br />
der altägyptischen ähnlich,<br />
wird die Vielfalt der Völker durch<br />
eine Vielfalt der Persönlichkeiten<br />
ersetzen.»<br />
Die Nichte des Adligen, Barbara<br />
Coudenhove-Kalergi, gehört zu<br />
den bekanntesten Journalisten<br />
Österreichs. Am 7. Januar 2015<br />
erschien in der Wiener Tageszeitung<br />
Standard ein Kommentar<br />
von ihr, dessen Inhalt ihrem<br />
Großvater gefallen hätte. Der<br />
Titel sagt schon alles: «Europa<br />
bekommt ein neues Gesicht, ob<br />
es den Alteingesessenen passt<br />
oder nicht.»<br />
Aber Smartphones scheinen erlaubt<br />
zu sein. Foto: picture alliance / dpa<br />
Da für diese Kosmopoliten die Freiheit des Einzelnen<br />
über allem steht und die Interessen der Gesellschaft,<br />
also des Volkes, unwichtig sind, kümmert<br />
sie nicht, was nach ihrem Tod geschehen wird. Sie<br />
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