COMPACT-Edition 1
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«Den Menschen helfen, ihre Rechte zu verteidigen»<br />
Ich werde diese Gelegenheit nutzen, um ein paar Worte über unsere Gespräche über<br />
die Raketenabwehr zu sagen. Dieses Problem ist nicht von geringerer, sondern von sogar<br />
größerer Bedeutung als die NATO-Osterweiterung. Übrigens wurde unsere Entscheidung<br />
bezüglich der Krim teilweise durch genau dieses Problem provoziert.<br />
Und ich muss dabei nicht erwähnen, dass wir in erster Linie die Bewohner der Krim<br />
unterstützen wollten, aber wir folgten auch einer gewissen Logik. Wenn wir nichts getan<br />
hätten, würde die Ukraine irgendwann in der Zukunft in die NATO gezogen werden.<br />
Uns würde dann gesagt werden: «Das geht euch nichts an», und die NATO Schiffe würden<br />
in Sewastopol, der Stadt des Ruhmes der russischen Flotte, andocken.<br />
Aber das ist noch nicht einmal die emotionale Seite des Problems. Der Punkt ist, dass<br />
die Krim in das Schwarze Meer ragt, ins Zentrum sozusagen. Zwar hat sie in militärischer<br />
Hinsicht nicht die Bedeutung, die sie im 18. und 19. Jahrhundert hatte – ich beziehe<br />
mich auf moderne Angriffswaffen, einschließlich derjenigen an den Küsten. Aber<br />
wenn die NATO-Truppen einmarschieren, werden sie sofort diese Angriffswaffen dort<br />
aufstellen. Ein solcher Schritt wäre für uns geopolitisch sensibel, weil in diesem Fall<br />
Russland praktisch aus dem Schwarzen Meer verdrängt werden würde. Uns bliebe nur<br />
eine kleine Küstenlinie von 450 oder 600 Kilometern, und das wäre es!<br />
Auf diese Weise kann Russland wirklich aus dieser Region verdrängt werden, die für<br />
uns sehr wichtig ist. Es ist eine Region, für die so viele Russen ihr Leben gaben in all den<br />
Jahrhunderten. Das ist eine ernste Sache. Folglich sollten wir vor nichts Angst haben,<br />
aber wir müssen diese Umstände berücksichtigen und entsprechend reagieren.<br />
Wie ich gerade beschrieben habe, ist das Gleiche bei unseren Gesprächen über die<br />
Stationierung von US-Raketenabwehrelementen geschehen. Das ist kein Verteidigungssystem,<br />
sondern ein Teil des Offensivpotenzials, das weit weg von zu Hause stationiert<br />
wird. Und wieder wird uns gesagt: «Das ist nicht gegen Sie gerichtet.»<br />
Auf Expertenebene jedoch versteht wohl jeder sehr gut, dass, wenn diese Systeme<br />
näher an unseren Grenzen stationiert werden, unsere bodengestützten strategischen<br />
Raketen innerhalb ihres Zielradius liegen. Jeder ist sich dessen bewusst, aber uns wird<br />
wieder nur gesagt: «Bitte glauben Sie uns, das ist nicht gegen Sie gerichtet.»<br />
Unsere amerikanischen Partner haben sich sogar unserem Vorschlag verweigert, einige<br />
rechtlich unbedeutende Papiere, die besagen würden, dass diese Systeme nicht<br />
gegen uns gerichtet sind, zu unterzeichnen. Das war gleichermaßen eine Überraschung<br />
wie eine Tatsache. Natürlich haben wir dann gefragt: «Und warum haben Sie sich geweigert,<br />
diese zu unterschreiben, wenn sie doch nicht gegen uns gerichtet sind?»<br />
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Ein Stück Papier, das heute unterzeichnet und morgen weggeworfen werden könnte!<br />
Es wäre eine Kleinigkeit gewesen [zu unterschreiben], aber sie sind nicht willens, auch