COMPACT-Edition 1
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«Der Geist von Rapallo»<br />
_ Grußworte auf dem Petersburger Forum am 8. April 2002 in Weimar<br />
Bundeskanzler Schröder: (...) Weimar – das ist natürlich, wie man in Russland ebenso<br />
weiß wie in Deutschland, ein Ort von hoher Symbolkraft; und zwar Symbolkraft keineswegs<br />
nur politisch, sondern bezogen auf das, was wir mit unserem Dialog erreichen<br />
wollen, nämlich die Einbeziehung der Zivilgesellschaft. Kultur und zivile Courage, ziviles<br />
Verhalten, das passt sehr gut mit Weimar zusammen. Ich muss die Großen, die hier<br />
gelebt und gewirkt haben nicht nennen. Ich denke, das wird einem unmittelbar präsent,<br />
wenn man durch die Stadt geht. Selbst wenn man nur sehr kurze Zeit hier ist, spürt man<br />
etwas von der kulturellen Bedeutung dieser großartigen Stadt.<br />
Die Parallelität des Petersburger Dialogs und unserer Regierungskonsultationen ist<br />
keineswegs zufällig. Das ist durchaus etwas, was einander ergänzen soll. Wir meinen<br />
schon, dass es für die Perspektiven unserer Länder, unserer Völker wichtig ist, dass es<br />
gutnachbarschaftliche Beziehungen auf der Ebene der Regierungen gibt. Diese können<br />
ergänzt werden durch eine sehr enge, auch persönliche Zusammenarbeit zwischen den<br />
Verantwortlichen. Ich freue mich sagen zu können, dass das der Fall ist, dass unsere Zusammenarbeit<br />
auch freundschaftliche Züge hat, die man gar nicht hintanstellen sollte.<br />
Aber mindestens so wichtig wie gute Kontakte auf der Ebene von Präsident und Regierung<br />
in Russland und Regierung hier sind vertiefte Kontakte zwischen den Menschen in<br />
unseren beiden Ländern, zumal den jungen Menschen. (...)<br />
Präsident Putin: Die Weltgemeinschaft befindet sich heute in einer besonderen Situation.<br />
Sie handelt nicht nur gemeinsam gegen die globale Gefahr des Terrorismus, sondern<br />
sucht auch nach einer neuen Philosophie für die zwischenstaatlichen Beziehungen<br />
und einer effektiveren Strategie für die internationale Sicherheit.<br />
Auch die Beziehungen zwischen Russland und der NATO in Gestalt des 20er-Rats<br />
werden auf dem neuen Prinzip beiderseitiger Verantwortung aufgebaut. Wir müssen all<br />
diese Entwicklungen unbedingt gedanklich verarbeiten und in ein aktuelles logisches<br />
System bringen. In diesem System dürfen die EU-Erweiterung und der Beitritt Russlands<br />
zur [Welthandelsorganisation] WTO sich nicht nachteilig auswirken, sondern müssen für<br />
alle Beteiligten Nutzen bringen. Vor allem auf dem Markt für Energieträger, in der Frage<br />
der Anti-Dumping-Maßnahmen und der russischen Lufttransporte.<br />
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Beim Bau eines neuen Europa spielen die russisch-deutschen Beziehungen die Rolle<br />
eines Gerüsts, und zwar insofern, als sie sich stets in die europäischen Präferenzen ge-