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COMPACT-Edition 1

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Nach dem Georgien-Krieg: ARD-Interview am 29. August 2008<br />

immer. Wir streben freundliche, gutnachbarliche Beziehungen an, Partnerschaftsbeziehungen<br />

mit allen Staaten.<br />

Wenn Sie gestatten, ich denke darüber Folgendes: Es hat die Sowjetunion und den<br />

Warschauer Vertrag gegeben. In Deutschland gab es sowjetische Truppen. Ehrlich gesagt<br />

waren es Besatzungstruppen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

geblieben sind, als Truppen der Alliierten. Diese Besatzungstruppen wurden nach dem<br />

Zerfall der Sowjetunion abgezogen, der Warschauer Vertrag löste sich auf. Es gibt keine<br />

Gefahr seitens der Sowjetunion. Aber die NATO, die US-Truppen, sind in Europa geblieben.<br />

Warum?<br />

Um Ordnung im eigenen Haus, im eigenen Lager, mit den eigenen Verbündeten zu<br />

schaffen, um sie im Rahmen der Blockdisziplin zu halten – braucht man eine äußere<br />

Gefahr. Der Iran passt nicht ganz für eine solche Rolle. Also will man unbedingt Russland<br />

als Feindbild ins Leben zurückrufen. Aber in Europa hat man davor keine Angst mehr.<br />

Die EU muss sich entscheiden<br />

Die Europäische Union in Brüssel wird über Russland reden. Es wird wohl<br />

auch über Sanktionen gegen Russland zumindest geredet werden, möglicherweise<br />

werden sie beschlossen. Macht Ihnen das irgend eine Art von Sorge<br />

oder ist Ihnen das egal, weil Sie sagen, die Europäer finden sowieso nicht zu<br />

einer Stimme?<br />

Würde ich sagen, wir pfeifen drauf, es ist uns egal, würde ich lügen. Natürlich verfolgen<br />

wir alles sehr aufmerksam. Wir hoffen, dass der gesunde Menschenverstand<br />

triumphieren wird, und wir glauben, dass eine nicht politisierte, sondern objektive Einschätzung<br />

der Ereignisse gegeben wird. Wir hoffen auch, dass die Aktionen der russischen<br />

Friedensstifter unterstützt werden und die Aktionen der georgischen Seite, die<br />

diese verbrecherische Aktion durchgeführt hatte, sanktioniert werden.<br />

Herr Ministerpräsident, müssen Sie sich in Wirklichkeit nicht entscheiden?<br />

Sie wollen auf der einen Seite auf eine intensive Zusammenarbeit mit Europa<br />

nicht verzichten, Sie können es meines Erachtens wirtschaftlich auch gar<br />

nicht, andererseits wollen Sie trotzdem nach eigenen russischen Spielregeln<br />

spielen. Also auf der einen Seite ein Europa der gemeinsamen Werte, die Sie<br />

auch teilen müssen, andererseits spielen Sie nach russischen Spielregeln.<br />

Beides zusammen geht aber nicht…<br />

Wir wollen nicht nach irgendwelchen besonderen Spielregeln spielen. Wir wollen,<br />

dass alle nach einheitlichen völkerrechtlichen Regeln vorgehen. Wir wollen nicht, dass<br />

diese Begriffe manipuliert werden, in einer Region die Regeln, in einer anderen die<br />

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