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COMPACT-Edition 1

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«Wir dürfen keinerlei Fakten verschweigen»<br />

Auch vor dem Ribbentrop-Molotow-Pakt wurden praktisch ähnliche Nichtangriffspakte<br />

zwischen Nazi-Deutschland und den anderen europäischen Großmächten abgeschlossen.<br />

Auch noch vor dem Ribbentrop-Molotow-Pakt wurde das sogenannte Münchener<br />

Abkommen [Zur Preisgabe des Sudetenlandes, September 1938, zwischen Deutschland,<br />

Großbritannien, Frankreich, Italien] unterzeichnet. Es wird auch als Münchner Verschwörung<br />

bezeichnet.<br />

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf Folgendes lenken: Nachdem das Münchner Abkommen<br />

unterzeichnet wurde – ich glaube es war Ende September 1938, wenn ich<br />

mich nicht irre – nur einen Tag danach, wortwörtlich nur einen Tag nach der Unterzeichnung,<br />

erklärte Polens damalige Regierung das Ultimatum an die Tschechoslowakei<br />

und schickte zusammen mit der deutschen Wehrmacht am selben Tag Truppen auf das<br />

Territorium der Tschechoslowakei und okkupierte zwei tschechoslowakische Gebiete.<br />

Ich gebe jetzt keinerlei Bewertungen. Dafür bin ich nicht hergekommen. Ich wurde von<br />

Polens Premierminister hierhin eingeladen, um den Opfern des Zweiten Weltkrieges<br />

zu gedenken und den Mut und Heroismus des polnischen Volkes zu loben, das tapfer<br />

gegen Nazi-Deutschland kämpfte. Wenn wir aber von einer objektiven Bewertung der<br />

Geschichte reden wollen, müssen wir verstehen, dass sie [die Geschichte] nicht nur<br />

einfarbig ist. Die Geschichte um den Zweiten Weltkrieg hatte viele Nuancen, und es<br />

wurden von vielen Seiten riesige Fehler begangen. All diese Vorgänge und Taten vieler<br />

Länder schufen – auf die eine oder andere Art und Weise – Bedingungen für den Beginn<br />

der Aggressionen von Nazi-Deutschland in diesem riesigen Maßstab. An diesen<br />

Momenten sollten wir gemeinsam arbeiten, wenn wir ein objektives Bild des Zweiten<br />

Weltkrieges sehen wollen.<br />

Wenn sich aber jemand zum Ziel setzt, aus diesem alten, schimmeligen Brötchen der<br />

Geschichte nur die Rosinen für sich heraus zu bohren und den schimmeligen Rest des<br />

Brötchens nur der anderen Seite zu überlassen, dann wird daraus nichts Gutes, weil diese<br />

Vorgehensweise keine Vorbedingungen für gegenseitiges Verständnis und Vertrauen<br />

schaffen kann, und genau das brauchen wir alle so sehr! Genau danach sollten wir alle<br />

streben. Und ich bin mir sicher, wenn wir diesen konstruktiven Dialog in dem Geiste wie<br />

heute weiter führen werden, werden wir dieses Ziel sicherlich erreichen. Man sollte<br />

hierbei koordiniert vorgehen und [die Diskussion] entpolitisieren. Denn wenn wir das<br />

nicht tun werden, und deswegen habe ich vorhin mit Herrn [Premier Donald] Tusk bereits<br />

gesprochen, dann werden wir, wissen Sie, wie ein Arzt vorgehen, der seine Patienten<br />

absichtlich mit irgendeiner Krankheit infiziert, um dann von deren Heilung zu profitieren.<br />

Warum müssen wir dem öffentlichen Bewusstsein falsche Fakten eintrichtern, um dann<br />

damit innenpolitisch zu spekulieren?<br />

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Quelle: Russisches Fernsehen, youtube.com/watch?v=s9YY1Q7NiJU&noredirect=1.<br />

Übrsetzung: K. Ziske.

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