COMPACT-Edition 1
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«Die Identitäten der Völker erhalten»<br />
Wie erwähnt, haben wir in diesem Jahr des Valdai-Clubs eine noch nie dagewesene<br />
Teilnehmerliste zusammen gebracht. Wir sehen hier nun mehr als 200 russische<br />
und ausländische Politiker, öffentliche und geistige Führungspersönlichkeiten, philosophische<br />
und kulturelle Menschen, Menschen mit sehr unterschiedlichen und sogar mit<br />
gegensätzlichen Ansichten.<br />
Sie verweilen hier nun schon ein paar Tage und ich möchte Sie auf keinen Fall langweilen.<br />
Dennoch möchte ich mir erlauben, noch einmal meine Ansichten über Themen,<br />
die während der einen oder anderen Diskussion schon aufkamen, zu verdeutlichen. Und<br />
damit spreche ich nicht von meinen Ansichten über die historische, kulturelle Geschichte<br />
Russlands oder über meine persönlichen Erfahrungen in der Staatsführung, sondern<br />
in erster Linie möchte ich mit Ihnen die generelle Diskussion über Strategien und Werte<br />
führen: Über die Zukunft an sich, wie wir uns die Welt im 21. Jahrhundert wünschen,<br />
wie wir die Entwicklung unserer Länder stärken könnten, wie diese globalen Prozesse<br />
wiederum dann nationale Identitäten beeinflussen könnten und wie wir, also Russland,<br />
dazu beitragen können diese Ziele gemeinsam mit unseren Partnern zu erreichen.<br />
Heute brauchen wir neue Strategien, um unsere Identität in einer sich schnell verändernden<br />
Welt, in einer Welt, die sich mehr öffnet, voneinander abhängiger und transparenter<br />
wird, zu bewahren. Diese Tatsache stellt praktisch alle Länder und Völker in<br />
der einen oder anderen Form – Russland, Europa, China und Amerika, praktisch die<br />
Gesellschaften aller Länder – vor Herausforderungen. Und natürlich verbinden wir das<br />
hier auch auf dem Treffen in Valdai, und wir wollen uns bemühen, besser zu verstehen,<br />
wie unsere Partner versuchen diesen Herausforderungen zu begegnen, denn wir treffen<br />
hier mit Experten zusammen. Und wir gehen davon aus, dass unsere Gäste ihre Ansichten<br />
über die Interaktionen und Beziehungen zwischen Russland und den Ländern, die Sie<br />
vertreten, auch offen äußern.<br />
72<br />
Debatte um Identität<br />
Bei uns – damit meine ich Russland und sein Volk – werden Fragen, wer wir sind und<br />
wer wir sein wollen, immer populärer. Wir haben die sowjetische Ideologie hinter uns<br />
gelassen, und es wird keine Rückkehr zu ihr geben. Die Befürwortung des fundamentalen<br />
Konservatismus, der vor 1917 in Russland idealisiert wurde, scheint ähnlich weit von<br />
der Realität zu sein, genauso fern, wie die Anhängerschaft eines extremen Liberalismus<br />
nach westlichem Vorbild.<br />
Offensichtlich ist es unmöglich, sich ohne geistige, kulturelle und nationale Selbstbestimmung<br />
vorwärts zu bewegen. Ohne diese werden wir weder in der Lage sein,<br />
internen und externen Herausforderungen Stand zu halten, noch in der globalen Konkurrenz<br />
erfolgreich zu sein. Heute geht diese Konkurrenz in eine neue Runde. Heute liegen