COMPACT-Edition 1
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Auszüge aus der Rede vor Pressevertretern am 4. März 2014<br />
den. Über das verfassungsmäßige Feld hinauszugehen, wäre in solch einer Situation<br />
immer ein Kardinalfehler.<br />
Übrigens verstehe ich die Menschen auf dem Maidan [zentraler Protestplatz der Opposition<br />
in Kiew], obwohl ich diese Art der Übernahme nicht unterstütze. Ich verstehe diese<br />
Menschen auf dem Maidan, die nach einer radikalen Veränderung rufen, anstatt einer<br />
kosmetischen Umgestaltung der Macht. Warum verlangen sie das? Weil sie damit aufgewachsen<br />
und gewohnt sind, dass eine Reihe von Dieben durch eine weitere ersetzt wurde.<br />
Darüber hinaus werden die Menschen in den Regionen nicht einmal daran beteiligt,<br />
ihre eigenen Regionalregierungen zu bilden. Es gab einen Zeitabschnitt in diesem Land<br />
[Russland], als der Präsident regionale Führungskräfte bestimmte, diese aber dann von<br />
den örtlichen Gesetzgebern anerkannt werden mussten, während sie in der Ukraine direkt<br />
ernannt werden. Wir [in Russland] haben uns jetzt zu Wahlen hinbewegt, während<br />
sie nicht einmal nahe daran sind.<br />
Und sie [die neuen Machthaber in Kiew] haben alle möglichen Oligarchen und Milliardäre<br />
ernannt, um die östlichen Gebiete des Landes zu regieren. Kein Wunder, dass<br />
die Menschen das nicht akzeptieren, kein Wunder, dass sie denken – genauso viele<br />
Menschen denken das auch hier –, dass jene Personen auf Grund von unehrlicher Privatisierung<br />
reich geworden und jetzt auch an die Macht gekommen sind.<br />
Zum Beispiel wurde Herr Kolomoisky zum Gouverneur von Dnepropetrovsk ernannt.<br />
Das ist ein erstrangiger Gauner. Es ist ihm vor zwei oder drei Jahren sogar gelungen,<br />
unseren Oligarchen Roman Abramowitsch zu betrügen. Ihn über den Tisch zu ziehen, wie<br />
es unsere Intellektuellen gerne sagen. Sie haben irgendeinen Deal abgemacht, Abramowitsch<br />
hat mehrere Milliarden Dollar überwiesen, während dieser Typ nie geliefert und<br />
das Geld in die eigene Tasche gesteckt hat. Als ich ihn [Abramowitsch] fragte: «Warum<br />
hast du es gemacht?», sagte er: «Ich hätte das nie für möglich gehalten.» Ich weiß übrigens<br />
nicht, ob er je sein Geld zurückbekommen hat und ob der Handel abgeschlossen<br />
wurde. Aber das hat sich wirklich vor ein paar Jahren abgespielt. Und jetzt ist dieser Gauner<br />
zum Gouverneur von Dnepropetrovsk ernannt worden. Kein Wunder, dass die Menschen<br />
unzufrieden sind. Sie waren unzufrieden und werden es bleiben, wenn jene, die<br />
sich jetzt selbst als die legitime Autorität bezeichnen, auf die gleiche Art weiter machen.<br />
Die neue Macht ist illegal<br />
Das Wichtigste ist: Die Menschen sollten das Recht haben, ihre eigene Zukunft zu<br />
bestimmen, die ihrer Familien und ihrer Region, und dort gleichberechtigt mitwirken<br />
können. Ich möchte das betonen: Wo immer eine Person lebt, in welchem Landesteil<br />
auch immer, er oder sie sollte das Recht haben, gleichberechtigt die Zukunft des Landes<br />
mitbestimmen zu können.<br />
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